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Der Weg zum Eichenhain war wahrlich nicht lange und doch kam es Rhian wie eine Ewigkeit vor. Nicht das sie es besonders eilig gehabt hätte, sich ihrem Gatten als
Jungfräuliche Jägerin zu präsentieren. Sie wünschte sich, dass sie diesen Moment intimer verbringen hätten dürfen. Doch so war es nun einmal der alte Brauch und diesem Brauch durfte sich keiner der Beiden in den Weg stellen. Schließlich wollte Rhian nicht dafür verantwortlich sein, wenn es im nächsten Jahr zu Überschwemmungen oder Dürreperioden kam, ausgelöst durch ihr v e r s a g e n.
Beim Eichenhain angekommen waren bereits eine ältere Priesterin und deren jüngere Gehilfin damit beschäftigt, sämtliche Vorkehrungen zu treffen. Am liebsten hätte sich Rhian ihnen angeschlossen und hätte mitgeholfen. Doch wusste sie wo von nun an ihr Platz war. Sie war die Königin dieses Landes, somit war ihr Platz an der Seite ihres Gemahls. Kaum hatte sie sich wieder auf die Gegenwart konzentriert, trat Cahir auch schon an ihre braune Stute heran und streckte seine Arme zu ihr empor, so dass sich Rhian in seine Arme gleiten ließ und so vom Pferd rutschen konnte. Kaum auf dem Boden angekommen, schlang sie auch schon ihre Arme um den Hals des Briganten und lauschte seiner Stimme, die wie ein zartes hauchen an ihrem Ohr erklang.
“Ich liebe dich mein König.“
Wisperte die junge Frau mit wahrlich leiser Stimme, so dass man sich tatsächlich fragen musste wie sie das hinbekommen hatte, ohne ihre Lippen nennenswert zu bewegen.
Die junge Gehilfin trat dann auch schon an die beiden Vermählten heran und trennte Cahir von Rhian. Dem König half sie aus ihrer Kleidung, welche fein säuberlich zusammen gefaltet wurde und band ihm ein Hirschfell um die Hüften, ebenso setzte sie ihm einen Kranz aufs Haupt und bemalte seine Brust mit Färberwaid, der Farbe der Priesterinnen. Danach trat sie zu Rhian, half auch ihr aus ihrem Trauerkleid zu schlüpfen und zeichnete, ebenso wie Cahir mit Färberwaid Muster auf ihren Körper. Bis hinunter zu ihrer Scham gingen diese Muster, während sie auch über ihre Brüste glitt. Dann wurde auch Rhian ein Kranz um die Stirn gebunden und ihr Körper ebenso in ein Fell gehüllt.
Als nächstes erklang der erste Trommelschlag und die Erde hielt für einen kurzen Moment die Luft an, so kam es Rhian zumindest vor.