Piraterie war noch immer eine Plage im Mittelmeer, auch wenn die kaiserliche Flotte alles tat, sie zu bekämpfen. Wenn Piraten plünderten, pflegten sie Gefangene zu machen, und von denjenigen, die nach Wohlstand aussahen, Lösegeld zu verlangen. Römische Bürger wurden zumeist ausgelöst, aber Ausländer hatten das Glück oft nicht und landeten in der Sklaverei.
Mallius Mango dachte daran, als er die Unterlagen des jungen Mädchens las, welches ihn über verschlungene Wege erreicht hatte. Irgendwo vor Alexandria war das Schiff, mit welchem sie reiste, wohl überfallen worden. Die Kleine hatte man weitergereicht: Sie war keine Römerin, auch keine Aegypterin, sondern sie stammte aus der Provinz Syria.
Etwas schwächlich wirkte sie auf ihn schon. Der Kapitän, der sie nach Britannien geschafft hatte, hatte gemeint, dass sie so ziemlich jede Krankheit aufgegabelt hätte, die man auf einer Reise kriegen konnte. Aber sie hatte überlebt und war nicht entstellt, und das war, was den Sklavenhändler interessierte.
Den ganzen Morgen hatte er verkauft, und Samira war die Letzte, die er für heute loszuschlagen gedachte:
Mango richtete nach kurzem Überlegen seine Ware folgendermaßen her:
Die junge Sklavin mit dem schwarzen Haar und den grauen Augen wurde ganz in Weiß gekleidet, so dass sie noch zarter wirkte.
Die Wangen wurden mit Purpurfarbe leicht gerötet, etwas Glimmer verlieh Lebendigkeit.
Zerbrechlich und delikat sollte das Mädchen wirken, aber nicht kränklich:
"So, mein Schätzchen, immer süß und unschuldig aussehen. Wenn dich ein Kunde was fragt, so gibst du höflich Antwort. Wenn er dich genauer anschauen will, bleibst du freundlich. Denke an die armen Jungen und Mädchen, die keinen Käufer finden. Die landen in der Mine zum Bleischürfen"
Unerwarteterweise kniff er ihr in die Wangen, um sie noch rosiger zu machen. Dann hängte er ihr einen
Titulus um den Hals.
Dieser war aus Bronze und gab die wichtigsten Daten preis:
Orientalische kleine Schönheit aus Syria
Namen: Samira
etwa 16 Jahre alt
Spricht Latein und Aramäisch,
kann rechnen
Gesang, Kunsthandwerk
Mosaike gestalten und Glasbläserei
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Mallius Mango wartete mit verschränkten Armen ab, dass sich das schau- und hoffentlich auch kauflustige Volk von Iscalis vor seinem Podest sammeln würde.
Die junge Sklavin musste neben ihm stehen. Eine leichte Brise bewegte ihre feine Tunika.