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Cathbad war angekommen. Wie er es vermutet hatte: Zu spät zur Hochzeit. Er hatte sich in Glevum wie geplant auf ein Schiff von Händlern aus Aremorica eingeschifft und war in Deva weit im Norden an Land gegangen. Mit dem Veneterschiff hatte die Fahrt nur sechs Tage gedauert. Die Strecke von Deva aus war die kürzere, dauerte aber länger. Cathbad war auf Grund seines fortgeschrittenen Alters kein guter Reiter mehr, und er wurde einige Male von Dörflern aufgehalten, die seinen Segen oder Rat erbaten.
Als Cathbad in Isurium ankam, lag die Stadt aber in tiefer Trauer. Königin Cerivellana war tot. Cathbad hatte sie geschätzt, doch sie war wegen ihrer Hinfälligkeit vorsichtig gewesen, und sie hatte sich nicht so leicht in ein militärisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang hineinziehen lassen. Cahir war jünger und daher in Cathbads Augen leichter manipulierbar. Er hatte jetzt seine Braut, die ihm hoffentlich viele Erben schenkte und bald würden die Waffen der Großen Königin ankommen.
Cathbad entschied, dass die Strapazen der Reise ihn entschuldigten, nicht zu den Totenfeierlichkeiten zu gehen.
Ihm war es im Grunde seines Herzens, gleich, wo er schlief. Doch er achtete strikt auf die Formen der Ehrerbietung, die ihm zustanden. Er war zwar nicht der
Merlin von Albion, seit langem hatte es keinen großen Druiden mehr gegeben, aber doch das, was dieser Position am nächsten kam: mittlerweile Erster des Rates.
Er wusste auch, aus wessen Blutlinie der nächste Merlin kommen würde, und da er dachte, dass das Ende des unbarmherzigen Feindes, des Römischen Imperium, unmittelbar bevorstand, dachte er, dass dieser entweder bald geboren oder sogar schon in diese Welt gekommen war. Später würde er ihn zu finden wissen und sich seiner Erziehung annehmen, so wie er auch die Falken erzogen hatte.
Er streckte sich auf dem Bett aus. Es hatte Vorteile, Anrecht auf den besten Raum im Langhaus zu haben. Wie wohl die Daunen seinem Rücken taten. Er streifte mit einem seiner knöchernen Füße jeweils den Schuh des anderen ab. In einer Ecke webte eine Spinne unermüdlich ihr Netz. Cathbad beobachtete sie und fühlte einen gewissen Grad der Verwandtschaft mit dem Tier.
Apropos Verwandtschaft. Wo steckten die Falken? Der Druide schloss die Augen. Weder Louarn, Alun noch Fintan schienen in der Nähe zu sein.
Cathbad wartete auf Cahir und Rhians Rückkehr. Er schloss die Augen, und sein Geist ging auf Wanderschaft, bis sein Schnarchen durch die geschlossene Tür dröhnte.