RE: Gemach von Rhian und Cahir
Bebend und zitternd kauerte Rhian auf der weichen Bettstatt, während ihre zitterten und sie leise schluchzte. Die Eindrücke der Vision waren noch immer zu real, so als wäre Rhian beim dahinscheiden der alten Königin leibhaftig dabei gewesen. Und konnte ihr nicht helfen. Nicht ihre Hand halten und ihr Leiden lindern. Hoffentlich musste sie keine Schmerzen erleiden. Bei diesem Gedanken schluckte Rhian hart und wischte sich im nächsten Moment mit einer gar resoluten Handbewegung die Tränen von den Wangen. Oh nein. Sie durfte keine Schwäche zeigen, musste ihrem Gatten eine starke Schulter sein. So atmete Rhian tief durch und dann noch einmal. Während ihr Blick zu Cahir glitt, der aus dem Bett gesprungen war, als hätte er mit einem Angriff gerechnet. Wie kühl und kalkulierend ihr Gemahl handelte, als er sich eine leichte Hose und sein Hemd überzog und dann ans Bett trat. Sanft nun die Berührung, welche Rhian zu spüren bekam, als er ihr über den Rücken streichelte und diese Berührung die Schrecken der Vision etwas eindämmen konnte. So ganz loslassen konnte Rhian nicht und die düsteren Schleier würden sie wohl noch eine ganze Zeitlang begleiten, ebenso wie die hämmernden Kopfschmerzen in ihren Schläfen. Doch jammern und klagen war für die junge Frau keine Option.
“Es ist zu spät Cahir. Zu spät...“
Murmelte die junge Frau immer wieder, während sie sich vorsichtig aus dem Bett erhob und zu ihrer Truhe ging, dort zog sie eines ihrer Schlafgewänder hervor und hüllte sich darin ein. So konnte sie wenigstens vor die Türe gehen, ohne dass man ihr ungebührliches Verhalten oder schrecklicheres nachsagen würde. Unbewusst schoben sich Rhians Finger in die Hand ihres Gatten, als sie Cahir durch die Flure folgte. Auf dem Flur kamen ihr bereits aufgeregte Mägde entgegen, die Eimer und Leinenbinden mit sich trugen. Bei dem Anblick der Wassereimer und der Leinenbinden senkte Rhian unwillkürlich ihren Blick und drückte eine Spur zu fest die Hand ihres Angetrauten. Dann war es eine der Mägde die von ihrem Gatten angesprochen wurde und diese wisperte mit leiser Stimme, dass was alle bereits wussten. Oder zumindest ahnten. Die Königin war von ihnen gegangen. Sie hatte ihre Augen für immer geschlossen und verweilte nun bei ihren Ahnen.
Rhian ließ Cahir den Vortritt, als dieser mit riesigen Schritten die Kammer, die Todeskammer der verschiedenen Königin betrat. Schweigend und mit gesenktem Blick folgte Rhian. Die Hand des Prinzen hatte sie losgelassen, so dass dieser zuerst an das Lager seiner Mutter treten konnte. Der Geruch des Todes hing wie ein Pesthauch im gesamten Raum und Rhian hatte für einen kurzen Augenblick den Eindruck sie müsste ersticken, da der Odem des Todes zu starken Einfluss auf sie ausübte.
Nicht lange verweilte Cahir bei seiner verschiedenen Mutter, sondern verließ die Kammer mit raschen Schritten. Eine schweigende Rhian auf den Fersen. Im gemeinsamen Gemach angekommen war es an Rhian ihrem Gemahl dabei zuzusehen, wie er sich seinen Schmuck anlegte und sämtliche Insignien die ihn als Zukunft des Volkes auszeichnete. Auch Rhian verhüllte ihren Körper mit einem dunklen Tuch, während sie ihre Haare offen trug und barfüßig blieb. Ein Zeichen an die große Göttin, ein demutsvolles Zeichen an die verschiedene Königin. Schweigend knüpfte Rhian ein Lederband um seine längeren Haare, welche sie in seinem Nacken zu einem leichten Knoten miteinander verband.
“Der Tod tritt dann ein, wann immer man ihn nicht erwartete. Ich habe ihren Tod gesehen Cahir. Ich sah deine Mutter, wie sie leblos auf einem weißen Tuch ausgebreitet war. Es tut mir Leid mein Gemahl. Hätte ich früher gesehen, hättest du dich noch von ihr verabschieden können.“
Leise gesprochen diese Worte der jungen Frau, bevor sie tief durchatmete und Cahir sanft über den Handrücken streichelte.
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