RE: Das Gemach von Ti. Furius Sat. (Cubiculum)
"Ja, natürlich ist nur ein Sohn wichtig. Eine Tochter führt weder den Namen der Gens weiter, noch ist sie waffenfähig, noch erlauben es unsere Gesetze, dass sie politisch mitbestimmt", erklärte Saturninus und zog eine Augenbraue hoch, so sehr erstaunte ihn diese Frage.
Dann fuhr er aber fort:
"Oh, Saturnina ist ein kleines vernünftiges Mädchen, das keine Sachen mehr in den Mund nimmt. Aber Carus könnte es in der Zukunft tun und vielleicht an einem kleinen dummen Bällchen ersticken" Schon der Gedanke daran, dass dem erhofften Sohn durch die Unachtsamkeit einer Sklavin etwas zustoßen könnte, ließ Saturninus ernst werden:
"Ich verlasse mich darauf, dass du gut aufpasst",
Über die Bestrafung brauchte er nicht zu reden, zu Cassias Bemerkung über Batrachis nickte er. Er fand Froschauge sehr wenig attraktiv und hatte sie fast nie in sein Bett gerufen - oder gar nie, so genau konnte sich Saturninus nicht erinnern. Doch war sie verträglich und bei der Dienerschaft beliebt.
Ich bin immer brav, protestierte Cassia, als er ihr eine Hand auf ihren Schopf legte. Es kam jedoch keine Abwehrbewegung. Sie mochte also gerne über ihre zimtfarbenen Locken gestreichelt werden. Saturninus grinste in sich hinein, als er dessen gewahr wurde, nahm seine Hand jedoch wieder zurück. Nichts überstürzen. Mit der anderen Hand zog er die Schale mit den Dattelkernen zu sich heran, die übrig geblieben waren von der Nascherei:
"Gut, ich schlage vor, dass ich dir zehn Begriffe nenne. Wenn du mir korrekt sagen kannst, was sie für mich bedeuten, bekommst du einen Kern. Wenn deine Deutung falsch war, bekomme ich ihn. Am Ende müssen wir nur noch Kerne zählen", Saturninus lachte leise.
Er hatte sich aber vorgenommen, es Cassia nicht all zu schwer zu machen. Er hatte schließlich im Gegensatz zu der Akrobatin eine patrizische Erziehung genießen dürfen. Ihre Frage nach der Bevorzugung eines Sohnes bewies eine gewisse Weltfremdheit, denn das war ja wohl selbstverständlich. Ihre Unwissenheit wollte Saturninus nicht ausnutzen - zumindest nicht über Gebühr.
"Aufgepasst, Cassia", Saturninus stützte sein Kinn in seine Hände:
"Das erste Wort lautet - Sklavin"
Was bedeutete Sklavin für ihn? Was erwartete er? Ein wenig hatte er Cassia schon angedeutet: Gehorsam und Loyalität natürlich, aber keine blinde Unterwürfigkeit. Ein Haussklave sollte mitdenken können, sonst war es besser, ihn zur Feldarbeit aufs Landgut zu schicken. Es war ein Privileg, zur Familia Furia zu gehören und in der Villa zu wohnen, und die Sklaven sollten sich stets erinnern und dankbar sein, wie gut es ihnen ging.
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