RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Saturninus schüttelte dann doch den Kopf. Sein Ärger verflog, machte einer Art Resignation Platz, als sei er uralt und die anderen jung. Nein, jung - jung sozusagen; Saturninus hatte sich schon als Kind älter gefühlt:
"Sein Leben selbst gestalten und im Kopf frei sein? Meinst du denn wirklich, dass das irgend jemand auf dieser Welt völlig vermag, Nivis?",
fragte er und bemerkte, dass sich Frowin nun näher an ihn hielt.
Während er vorher noch enthusiastisch gewirkt hatte, was die Keltin betraf, schien sie ihm nun eher unheimlich zu sein. Auch seine Stimme wirkte verhalten. Es würde wohl nichts werden mit der kupferroten Kinderschar.
Saturninus hätte es wie gesagt befehlen können. Aber Frowin wirkte abgekühlt, und Nivis zu zwingen, nach dem sie ihm gerade gesagt hatte, wie wichtig ihr ihre persönliche Freiheit war, hätte wohl oder übel dafür gesorgt, dass sie ihn - Saturninus - gehasst hätte.
Wenn Saturninus etwas nicht mochte, war es Unfrieden in der Familia. Frowin war jedoch der Wertvollere von beiden, wenn die Furier sich von einem Sklaven - trennen, Saturninus dachte tatsächlich "trennen", nicht "verkaufen", würden, dann eher von Nivis.
Saturninus fasste sich wieder. Ihm kam der Einfall, sie einfach zu fragen, wen von ihren beiden Begleitern sie lieber mochte - ihn selbst oder Frowin. So sollte sie wählen, wer mit ihr schlafen durfte. Saturninus würde auf jeden Fall auf seine Kosten kommen, ganz gleich ob der Auserwählte oder als Frowins Herr...der Gedanke gab ihm die gute Laune vollends zurück:
"Dann lassen wir sie mal nicht noch weiter davon reiten. Jetzt ist genug. Nivis!", er rief sie bei ihrem römischen Namen.
Mittlerweile war sie an einer Lichtung angekommen, auf die die Keltin nun zuritt. Hohe alte Eichen säumten sie. Eine Quelle mit frischem Wasser murmelte ganz in der Nähe.
Mitten auf der Lichtung hielt Nivis an und starrte - einen der Bäume an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Ihr Haar funkelte wie Gold und Kupfer. Etwas an ihrer Haltung beunruhigte den Furier und trotz der Sonne fröstelte er.
"Wir hätten schon längst zurück kehren sollen!", fuhr er Frowin an, der die Entscheidung gar nicht getroffen hatte, aber Saturninus war manchmal seinen Sklaven gegenüber ungerecht, wenn er sich über sich selbst ärgerte.
"Frowin, hole sie her!", der Patrizier machte eine Kopfbewegung und wies auf die Frau zu Pferde, die immer noch eine der Eichen fixierte.
|