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Saturninus hatte sein
Mündel Bassa an Petilianus Pertax verheiratet, um den Furiern das Lucretiererbe vollumfänglich zu sichern, die attische Nutrix besorgt, um die Serena ihn gebeten hatte und war nach Iscalis zurück gereist. Diese Reise hatte viele Tage länger gedauert als die Hinreise, denn nun ritt eine Frau, die das Reiten nicht gewohnt war, hinter dem Sklaven Sidonius im Sattel: Saturninus Neuerwerb Phaedra. In dieser Zeit litt sie Schmerzen, obwohl sie ihr Leid vor ihm verbarg und tapfer war. Dann geschah aber noch Schlimmeres - ihre Milch drohte zu versiegen. Saturninus ärgerte sich, die Anstrengung und die Dauer der Reise nicht bedacht und nicht lieber eine Sklavin mit einem noch lebenden Säugling gekauft zu haben. Doch Sidonius trieb eine Bäuerin auf, die ihnen ein neugeborenes Lämmchen überließ, und Phaedra musste das Tierchen während der Reise stillen. Später aber sollte Saturninus sich noch daran erinnern, dass der erste Milchbruder von Carus ein Schaf gewesen war.
Nun waren sie in Iscalis angekommen. Apollinaris hatte dafür gesorgt, dass Phaedra gebadet, eingeölt und ihr Haar geschnitten wurde, und auch Saturninus hatte ein Bad genommen, sich rasieren lassen und in eine Toga umgekleidet, bevor er das Wochenzimmer seiner Gemahlin betreten würde. Phaedra hatte er gleich mitgenommen, damit sie ihre Herrin kennen lernte. Nach dem Brauch würde seine Ehefrau ihm sein Kind zu Füßen legen, und er würde es aufheben und damit anerkennen, dass es aufgezogen werden sollte.
Saturninus klopfte, trat ein und blieb stehen. Er eilte nicht zu Serena, obwohl er sich die ganze Reise danach gesehnt hatte; er umarmte sie weder noch küsste er sie. Jetzt verkörperte er ganz den
Pater Familias, unnahbar wie eine Marmorstatue. Aber sein Blick passte nicht zu dieser kühlen Würde, denn in seinen dunklen Augen leuchtete leidenschaftliche Liebe, und am liebsten wäre er zu Serena hin gesprungen und hätte sie in seine Arme gerissen und den Laren und der gütigen Iuno mit lauter Stimme gedankt, dass sie ihm erhalten geblieben war, seine treue und ergebene Ehefrau.
"Salve meine Serena. Ich freue mich, dass Du wohlauf bist", sagte Saturninus aber nur mit einem Lächeln, das sofort wieder verschwand. Nun suchten seine Augen seinen Sohn. Wo war er? Er wusste, dass es auch ihm gut ging, sonst hätte der Hausverwalter Apollinaris ihn auf Schlimmes vorbereitet.