Kiki war so... frei. Sich einfach unten die Gladiatoren in der Arena anzusehen, das hatte so etwas von nur zu tun, zu dem man lustig war. Mehr und mehr zog mich diese Frau in ihren Bann, und ich glaube, dass ich sie anlächelte als sei sie ein Wundertier:
"Die Gladiatoren waren ganz gut. Aber der große blöde Kerl, der die harmlosen Sklaven abgeschlachtet hat, der hat mir sehr missfallen. Mir war ganz schlecht", ich hielt mir die Hand vor den Mund, aber es war die Wahrheit:
"Halte mich bitte nicht für unrömisch deswegen, Kiki. Ich wäre dazu fähig, kaltlächelnd zuzusehen, wie ein Dutzend Verbrecher ans Kreuz geschlagen wird, doch es widerstrebt mir, dass Unschuldige gequält werden. Ich schrieb also an Petilius Rufus eine kleine Notiz, dass er bitte dieses Schauspiel beenden möge. Und stell dir vor, er hat daraufhin einem seiner Bogenschützen befohlen, den mörderischen Riesen zu erledigen. Der klappte zusammen- bamm, tot war er",
fast hätte ich vor Begeisterung in die Hände geklatscht. Es gefiel mir, wenn jemand ohne Zaudern handelte. Und noch mehr, wenn es
meinetwegen geschah...
Kiki meinte, ich könne Petilius doch um den Fingern wickeln. Er könnte mich ausführen - und jeder in Londinium würde sehen, dass er... meine Gesellschaft sehr schätzte. Es klang so verlockend. Ihn mit Küssen und mehr zu belohnen.
Cato hatte es durchaus verstanden, am Anfang unserer Ehe meine Sinnlichkeit zu wecken. Wenn ich mit Serena oder Prisca redete, zeigte sich, dass sie nicht viel Freude dabei empfanden. Sie erfüllten ihre ehelichen Pflichten, um Kinder zu haben. Ich jedoch war die ersten Nächte gar nicht mehr aus dem Bett zu bekommen gewesen. Aber immer nur hatte ich mir vorstellen können, mich meinem Ehemann hinzugeben. Jetzt daran zu denken, fremde Lippen zu küssen... ich fröstelte trotz des heißen Sommertages. Rufus! Wie er wohl war?
Vor meinem geistigen Auge schaute mich mein innerer Stoiker Agamedes kopfschüttelnd und missbilligend und eine innere Hetäre Kiki kopfnickend und aufmunternd an.
Agamedes hatte Recht und Ordnung auf seiner Seite. Ich stimmte in sein Kopfschütteln mit ein, obwohl ich merkte, dass meine Beschwingtheit verfliegen wollte und sich wieder die Lethargie einschlich:
"Küssen oder mehr wäre ja adulterium, Kiki. Eine Schande für alle Beteiligten"
Divus Augustus hatte darüber genaue
Vorschriften erlassen. Ich könnte vor Gericht zitiert und zu Verbannung verurteilt werden. Aber ich ahnte schon, dass mein Mann und mein Vormund es nicht so weit kommen lassen würden. Sie würden mich noch leben lassen bis zur Geburt von Klein - Iulius und mich dann dazu drängen, die Angelegenheit mit eigener Hand zu beenden....
Immer mehr beneidete ich Kiki. Sie musste nicht in einem Korsett strenger Regeln ersticken.
" Eine Beziehung, bei der man uns Schlechtes nachsagen kann, will ich nicht. Und ich wollte auch niemals Petilius Rufus Ansehen schaden, oder dass er in Ungnade beim Kaiser fällt, dafür schätze ich ihn viel zu sehr. Auch wenn seine Frau wirklich so ein Zwetschge ist, wie Du sie beschreibst.",
ich lächelte, aber meine Mundwinkel zitterten etwas:
"Dennoch würde ich ihn gerne einfach nur wieder sehen. Dumm von mir, oder?"
Und es reifte in mir ein Entschluss. Langsam wie eine süße und verbotene Frucht. Er war noch ganz vage, aber hier im Gespräch dachte ich ihn zum ersten Mal - dank der guten, freundlichen Kiki.
Ich würde keine Ehe brechen wollen. Aber ich selbst wollte auch nicht mehr in einer Ehe leben, die freudlos war. Ich überlegte, mich
scheiden zu lassen.