RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Saturninus schloss nun auf. Frowin stand mit nacktem Oberkörper am Bach und lachte - das war Frowin, wie er leibte und lebte, sein heiterer Junge. Saturninus musste sich eingestehen, wie sehr er den Gallier vermisst hatte. Als er ihn bestrafte, hatte er sich selbst doch am meisten bestraft.
Doch Niamhs letzte Worte hatte er gehört "Jeder Mensch sollte das Recht haben, frei zu sein," erklärte sie Frowin mit ernster Miene und schaute ihn eine Weile direkt an.
Saturninus räusperte sich: "Ich hoffe, dass ich eure kleine Konversation nicht störe", sagte er und blickte nun seinerseits Niamh an:
"Frowin wird eines Tages gewiss freigelassen werden. Darauf kann jeder furische Sklave, der in meinem Haus seinen Dienst treu und gewissenhaft leistet, hoffen.
Doch das hast du nicht gemeint, Nivis, oder?" Er wollte es sich nicht anmerken lassen, aber er war etwas pikiert.
Setzte sie Frowin etwa Flausen in den Kopf? Was hieß hier Recht, was war hier frei. Alle Völker der bekannten Welt hielten Sklaven, nur die Judäer hatten dagegen eine Abneigung, doch die zählten nicht, denn es schien, so viel Saturninus über sie gelesen hatte, dass sie grundsätzlich alles anders machen wollten als andere Menschen. Sie beteten auch nur einen einzigen Gott an.
Einen weiblichen Spartakus konnte man wirklich nicht brauchen.
Saturninus beschloss jedoch, nicht weiter in die Keltin zu dringen. Er hatte nicht vor, die wunderbare Harmonie zu stören. Das Bild, auf einer abgeschiedenen kleinen Lichtung im Wald beide gleichzeitig bei einem Schäferstündchen zu haben, kehrte zurück und ließ ihn erwartungsvoll lächeln:
"Viel weiter hinaus sollten wir nicht mehr reiten. Man weiß nie, was sich in den Wäldern herumtreibt. Ein Stückchen noch. Wohin führt uns unsere rothaarige Dryade denn?", er zwinkerte Frowin zu:
"Nivis sitzt gut zu Pferde, nicht?"
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