RE: [Isurium]Ankunft der Braut
Überraschenderweise war Fintan die letzten zwei Wochen vergleichsweise ruhig und ging mir aus dem weg. Ich war immer noch überzeugt, dass er das sowieso nur spielte, aber mir war es auch ganz recht, weil ich mich so endlich mal nicht dauernd mit seinen Scherzen rumplagen musste.
Was mich ein wenig wurmte, war hingegen Alun. Der bedachte mich mit einem Blick, als wäre ich hier das Arschloch. Und warum? Nur weil ich einem erwachsenen Mann nicht Händchen hielt, der sich sonst jeden Tag des Jahres wie das letzte Großmaul verhielt, insbesondere mir gegenüber? Warum sollte ich? War ich dafür verantwortlich, die ganze Welt zu retten, auch meine Peiniger, oder was? Und was mich noch viel mehr wurmte, war die Tatsache, dass all die vielen Male, die ich Alun verteidigt, aufgebaut, getröstet und beschützt hatte, offenbar nichts zählten und er nicht einmal einen Moment überlegte, warum ich handelte, wie ich handelte. Das schmerzte schon, aber im drängte das Gefühl beiseite. Wenn ich irgendwann Mal viel Zeit für Selbstmitleid hätte, konnte ich darüber nachdenken, aber nicht jetzt.
Die Späher hatten uns schnell entdeckt und hießen uns näher zu kommen, so dass wir alle zum Tor reiten sollten. Gut, dann eben so, auch wenn ich gedacht hätte, dass es allen lieber gewesen wäre, wir hätten zuvor und hier draußen die Gelegenheit zur Stärkung und vor allen Dingen zum Baden erhalten, damit die Braut auch wie die künftige Königin empfangen wurde und nicht wie eben jemand, dem der Dreck von mehreren Wochen Reise überall hing. Aber das mussten die Briganten wissen, denn so langsam machte sich in mir wirklich die Erkenntnis breit, dass ich meinen Teil erfüllt hatte und ab jetzt nicht mehr gebraucht würde. Ich hatte keine weitere Aufgabe, keine weitere Pflicht hier, und ich freute mich schon darauf, das alles mit all den Erinnerungen und dem druck weit, WEIT hinter mir lassen zu können. Um Cinead musste ich mir keine Sorgen machen, und wenn Fintan und Alun ab jetzt beste Freunde spielen wollten, gut, sollten sie. Sie waren erwachsen und konnten eigene Wege gehen. Ich drängte ihnen meine Hilfe garantiert nicht auf. Fintan ohnehin nicht, und Alun nun eben auch nicht.
Der Prinz der Briganten und Bräutigam von Rhian kam uns entgegen. Cahir wirkte auf mich ein wenig schnöselig, aber Rhian schien ganz hin und weg von ihm zu sein. Und sie musste ihn ja heiraten, nicht ich, also sollte mir das auch gleichgültig sein.
Nachdem die beiden sich also hinreichend in Augenschein genommen hatten und bevor sie anfingen, sich hier und jetzt noch um den Hals zu fallen, räusperte ich mich einmal kurz, um die eher sachlichen Dinge zu besprechen, die weniger mit Pomp und Gloria zu tun hatten. “Prinz Cahir, wenn du erlaubst, die Reise war sehr lang und anstrengend. Unsere Tiere brauchen Pflege, und wir alle brauchen dringend ein Bad, ehe wir der Königin unter die Augen treten und ein schönes Festessen mit unserem Reisestaub verderben.“
Falke
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