RE: Ein Schlüssel ist keine Magie
Kiki fand den Statthalter anscheinend genauso attraktiv wie ich, obwohl sie nicht mit ihm gesprochen hatte.
"Er ist anziehend, er ist gebildet und - er hat etwas zu sagen", erwiderte ich, und ich beugte den Kopf, als würde ich ansehen, was die Pseudoägypterin mit meinen Fußzehen anstellte, doch ich merkte, dass mir das Blut in den Kopf schoss:
"Ich meine, er hat wirkliche Macht und wirklich etwas zu sagen. Die anderen tun doch nur so, oder sie verstecken sich hier in der äußersten Provinz, weil sie sich davor fürchten, nach Italia zurück zu kehren"
Ich wusste da so einige Interna, doch plötzlich brach ich ab. Das war kein Misstrauen gegen Kiki, denn sie schien mir lieb und nett zu sein. Doch so wie eine Krähe der anderen kein Auge aushackte, sprach man mit Nichtpatriziern für gewöhnlich nicht schlecht über andere Patrizier. Ich meinte, man brachte sich gegenseitig um, verspottete oder verfluchte sich, aber gegen die Plebs hielten wir alten Familien gewöhnlich zusammen:
" Ich denke, dass mir der edle Petilius Rufus eine Privataudienz gewähren würde, wenn ich sie erbäte. Wir haben nämlich ein gemeinsames Hobby: Wir lieben Theaterstücke. Und stell dir vor, er lacht sogar gerne"
ich musste mich zügeln, nicht schwärmerisch wie ein kleines Schulmädchen zu klingen:
"Er mag lustige Stücke. Und er hat Stil. Warst du damals bei den Circusspielen zu seinen Ehren, die Serenas dröger Fu... der Princeps Officii ausgerichtet hat?"
Kiki fragte mich, was ich denn in einer Privataudienz besprechen würde.
Ich hatte mir früher, als ich Catos Verlobte gewesen war, immer vorgestellt, dass ich um seiner Karriere Willen mit bedeutenden Männern reden würde. Ich hätte für ihn gekämpft wie eine Löwin. Und ich kannte bedeutende Leute, wie beispielsweise Prinz Domitian, der nur zwei Jahre älter war als ich. Aber mittlerweile musste ich mir eingestehen, dass es mich kalt ließ, etwas für einen Ehemann zu tun, der sich nicht für mich interessierte.
Sollte er doch eifersüchtig werden! Oder: Er würde gar nicht eifersüchtig sein. Das gab mir immer noch einen Stich ins Herz.
"Ich würde den edlen Petilius Rufus zur Eröffnung des Theaters in drei Monaten einladen. Ihn und natürlich seine Frau",antwortete ich nüchtern. Ja, selbstverständlich seine Frau, die ihn mit dem Kaiser und den Flaviern verband, das gehörte sich so.
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