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Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
06-23-2024, 09:07 PM,
Beitrag #80
RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Je blumiger Fintans Begrüßung wurde, umso abwehrender wurde meine Haltung. Ich kannte das schon. Wann immer er so anfing, war das nur der Anlauf für einen riesigen Kübel Mist, den er über mir auszukippen gedachte – mitunter wortwörtlich. Daher nein, ich gab absolut nichts auf seine Freundlichkeit und hielt meinen Abstand und blickte ihn nur auf eine Art an, die unmissverständlich ausdrückte, dass er jetzt besser keine ruckartigen Bewegungen machen sollte, wollte er alle seine Finger in ungebrochenem Zustand behalten.
Ich hätte natürlich fragen können, wie er darauf kam, dass wir abreisen wollten, denn keiner der beiden hatte auch nur einmal nachgefragt oder sich besprochen. Wieso auch? So eine Reise war ja schließlich nicht weit und gefährlich oder sowas und benötigte Planung. Da ich ja aber tatsächlich abreisen wollte, verzichtete ich auf die Standpauke, die sowieso keiner der beiden verstehen würde, weil Fintan der größte Egoist des Planeten war und Alun gerade alles daran setzte, in seine Fußstapfen zu treten. Daher übersprang ich die fruchtlose Diskussion lieber, die sowieso keinen der beiden gerade erreichen würde, und sah stattdessen zu, wie Fintan genau das machte, was ich mir schon gedacht hatte.
“Wenn du nicht da bist, wenn wir fertig sind, hast du Pech gehabt“ knurrte ich nur hinter ihm her. Und wenn er von irgendwelchen Vätern, Brüdern oder einem Hund erwischt würde, galt für meinen Teil dasselbe. Ich rettete gerne Menschen, die Rettung brauchten und verdienten – aber Fintan hatte jedes Quäntchen an Anteilnahme da schon vor langer Zeit aufgebraucht und konnte daher meinetwegen selber schauen, wie er überlebte. Solange er mich nicht mit reinzog, ärgerte ich mich nicht einmal mehr darüber, sondern es war mir egal.

Ich schaute also zu, wie er sich verkrümelte, und bedachte Alun nur mit einem tadelnden Blick, weil er sich von Fintan für dessen Blödsinn einspannen ließ.
“Das Pferd dort nicht beladen, er hat eine Verletzung am Fuß und geht sonst lahm. Wir müssen das auf die anderen Tiere verteilen für die nächsten zwei Tage“, deutete ich nur auf das Pferd, das ich vorhin noch verarztet hatte und machte mich dann daran, mit anzupacken und die Sachen so auf die Pferde zu verteilen, dass keines zu schwere Last tragen musste. Wenn wir den restlichen Tag heute zu Fuß gehen würden und morgen die weiteste Strecke ebenfalls, sollte es aber auch so gehen.
“Habt ihr genug bekommen für die restliche Reise? Ich würde gern das letzte Stück zügig hinter uns bringen“, sagte ich also nur, die Gedanken auf das vor uns liegende Stück Weg gerichtet. Von nun an ging es meistens etwas nach oben, auch wenn ich versuchen wollte, uns durch das Tal zwischen den großen Gebirgen zu führen. Aber die ungemütlichere Hälfte unserer Reise war es trotzdem.
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Falke
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RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - von Louarn - 06-23-2024, 09:07 PM

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