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Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
06-18-2024, 09:36 AM,
Beitrag #71
RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Anwen stand noch immer da, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete Louarn, wie er sein Hemd  im Wasser ausspülte. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie rang mit sich selbst, die richtigen Worte zu finden. Ein Teil von ihr wollte einfach weglaufen und die Distanz wiederherstellen, doch ein anderer Teil sehnte sich nach Verständnis und Verbindung.
"Es ist nicht nur das," sagte sie schließlich leise. "Es ist schwer zu erklären, aber ich wollte sicherstellen, dass du verstehst, warum ich mich so verhalte. Warum ich dich nicht näher an mich heranlasse. Es geht nicht nur um die Pflicht, es ist... es ist auch Angst." Die Angst, den zu verlieren, den man liebte.

Sie spürte, wie ihre Worte die Stille der Nacht durchbrachen und sah Louarns mitfühlenden Blick. Es tat gut, endlich darüber zu sprechen, auch wenn es schwerfiel.
Anwen ließ ihre Arme sinken und trat näher an den Fluss. Ihre Augen folgten den Bewegungen von Louarns Händen im Wasser. Die gleichmäßigen Kreise, die er zog, hatten eine beruhigende Wirkung auf sie. Sie dachte darüber nach, wie selten sie so offen über ihre Gefühle sprach. Sie kniete sich neben ihn und tauchte ihre Hände ins Wasser. Die Kälte des Flusses durchdrang ihre Finger und half ihr, einen klaren Kopf zu bewahren.
"Es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der das versteht," sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm. 

Als Louarn innehielt und sie ansah, fühlte Anwen eine tiefe Verbindung zwischen ihnen. Es war, als ob sie beide wussten, dass sie auf ähnliche Weise gebrochen waren und sich trotzdem gegenseitig heilten, einfach nur durch das Verstehen.
"Ich kann mir gut vorstellen, dass du viel durchgemacht hast," sagte Anwen sanft, deren eigener Lebensweg auch sehr stark von Verlust und Gewalt geprägt war. "Aus einer Schande heraus geboren zu werden, muss schrecklich schwer sein. Zu wissen, dass das eigene Dasein bereits schon mit der Geburt verwirkt ist, bevor man tatsächlich in dieses Leben getreten ist und niemanden zu haben, der einen liebt… Das ist wirklich eine schwere Last, Louarn."

Langsam richtete sie sich wieder auf und griff nach ihrem Mantel, der zuvor von ihrem Körper geglitten war. Sie zog ihn über ihre Schultern und fühlte die vertraute Wärme des Stoffes, die sie einhüllte. Es war ein beruhigendes Gefühl, als ob sie sich selbst und ihre Emotionen wieder zusammensetzte.
Anwen lächelte traurig, als sie seine Antwort hörte. Es war ein Lächeln, das mehr ausdrückte, als Worte es je könnten. Doch sie verharrte dort weiter bei ihm am Fluss, im Dunkeln. Einfach, um nicht allein zu sein.
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RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - von Anwen - 06-18-2024, 09:36 AM

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