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Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
06-17-2024, 04:18 PM,
Beitrag #70
RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Sie trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, und aus irgendeinem Grund tat ich dasselbe, während ich auf eine Antwort wartete, was das sollte. Und ja, nach den ersten zwei Sätzen war ich erst einmal sauer. Denn natürlich war das ein Spiel, wenn man das eine sagte und etwas anderes meinte. War ja nicht so, als ob sie mir nicht auch einfach hätte sagen können, dass sie einfach nur Sex wollte und sonst nichts. Für diese Aussage hätte es das ganze drum herum nicht gebraucht, und da wäre sie bei weitem nicht die erste damit. Und wohl auch nicht die letzte, ohne eingebildet zu sein.

Aber dann sprach sie weiter, und mein Ärger verflog mit jedem weiteren Wort, bis nichts mehr davon übrig war außer einer kleinen Erinnerung irgendwo im Hintergrund. Meine Anspannung wich aus den Muskeln, und ich verlagerte ein wenig das Gewicht und nahm auch die Arme wieder runter.
“Ich versteh das. Besser als die meisten, wahrscheinlich“, sagte ich und wandte mich ein wenig von ihr ab und mehr dem Fluss zu. “Meine Brüder tun alle so, als könnten wir auch einfach Familien gründen, obwohl wir… naja, obwohl wir sind, was wir sind. Mischlinge, die eigentlich nicht leben sollten, und die weder auf der einen, noch auf der anderen Seite ein langes Leben zu erwarten haben. Im besten Fall sterben wir in Erfüllung unserer Pflicht, und im schlimmsten fangen uns die Römer dabei lebendig und foltern uns erst ein paar Tage lang, bis wir ihnen alles verraten, was wir wissen.“ Ich wollte, dass sie wirklich wusste, dass ich sie verstand, mit ihrer Pflicht den Göttern gegenüber. Nicht dass ich glaubte, dass wir direkt von den Göttern zu irgendwas berufen wären. Cathbad war kein Gott. Nicht einmal einer der grausameren.Und ich verstand die verschlungenen Pfade der Silberfäden nicht, das Leygewebe oder auch nur sowas einfaches wie die Wirkung von Pflanzen.
Aber ich verstand, dass wir nichts haben sollten, das uns etwas bedeutete, weil es im Zweifel gegen uns verwendet werden würde. Weil es ein Druckmittel sein könnte, um unseren Willen zu brechen und uns zu Verrätern zu machen. Ich sah es ja bei Alun, wie er damit gehadert hatte, seine römische Frau aufzugeben, und welche Risiken er dafür eingegangen war. Und wie es ihn jetzt noch schmerzte, obwohl es so gefährlich gewesen war.
Und naja, so viel besser war ich bei Niamh auch nicht gewesen. Die Liebe machte Narren aus uns allen. Moment, was…? Ich verscheuchte den Gedanken, vergrub ihn tief in mir und zog mir mein Hemd über den Kopf. Nicht als Vorbereitung für irgendwas, sondern weil ich ins flache Wasser stiefelte und dort über dem Wasser in die Hocke ging, um das Hemd ein wenig einzuweichen und vom Dreck zu befreien.
“Ich bin dir nicht böse, dass du nur etwas bedeutungsloses willst. Es gibt Momente, da will ich auch nichts anderes“, sagte ich, während ich mein Hemd im dunkeln auswusch. Schlimm genug, dass ich sah, wie der Dreck sich löste, obwohl es Nacht war. “Und ich will auf gar keinen Fall Kinder. Also… was ich sagen will, ist, ich verurteile dich dafür nicht. Aber im Moment wäre das nur eine Ablenkung und würde die Reise unnötig verkomplizieren. Und… ich bin mir nicht sicher, ob es für mich so bedeutungslos wäre wie für dich, also… lassen wir das, ja?“
Ich drehte kurz den Kopf in ihre Richtung, aber eher, um zu schauen, ob sie überhaupt noch da war und nicht schon längst wieder gegangen war und ich Selbstgespräche führte.
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Falke
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RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - von Louarn - 06-17-2024, 04:18 PM

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