RE: Ein Schlüssel ist keine Magie
“Viele Menschen sind Idioten“, meinte ich nur schulterzuckend, als sie meinte, viele Menschen würden ihr Leben leicht finden. Naja, ehrlicherweise, sie hatte es sehr viel leichter als die allermeisten Menschen auf der Welt, weil sie reich war und einfach nur ein paar Kinder bekommen musste, um deren Versorgung sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Aber sowas sagte man einer Tochter aus reichem Haus natürlich nicht. Da waren wohlbehütete Patriziertöchter nicht anders als hochgestellte Magistrate, die über ihre Arbeit jammerten und denen man dafür ein wenig den Bauch pinseln musste.
Die Kosmetikerin war mit meinen Füßen fertig und wickelte sie in ein weiches Baumwolltuch, ehe sie mit den Füßen der Claudia weitermachte, die nicht nur offenbarte, dass sie eigentlich gar nicht mit mir reden durfte und ein paar interessante Details über ihren Ehemann unbewusst preisgab. Iulius Cato war wohl wirklich so ein Aas, wie Aglaia erzählt hatte. Aber natürlich sagte ich auch das nicht laut, denn vielleicht würde Claudia Sabina ihren Mann trotz allem verteidigen. Ich wollte ja, dass sie mich mochte.
“Nun, das ist aber schade. Ich finde, jede Frau sollte zumindest ein oder zwei gutaussehende Sklaven haben, die sie mit ihrem Anblick erfreuen, wenn ihr Mann gerade keine Zeit für diese Aufgabe hat.“, sagte ich also stattdessen.
Dann drifteten die Gedanken der Claudia aber ab in Sphären, denen ich nicht so leicht folgen konnte. “Du möchtest mit mir einen Ausflug nach Londinium machen?“ fragte ich nach. Grundsätzlich hätte ich nichts dagegen, wenn sie mich einladen würde, aber ich war mir nicht sicher, ob es das war, was Claudia Sabina mir sagen wollte. “Ich meine, das wäre sicher schön. Wir könnten ins Theater gehen und vielleicht sogar ein paar verschwitzte Gladiatoren bewundern. Oh, oder den Statthalterpalast bei einer Audienz! Natürlich würden wir nicht die langweiligen Reden anhören, aber vielleicht lässt man ja zwei feine Damen wie uns auch den Garten erkundigen?“ spielte ich also erst einmal mit, etwas utopische Pläne zu schmieden.
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