RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
“Oh, ich war in Iscalis, als der Statthalter seine Rundreise machte“, erinnerte Pertilinius Pertax sein Gegenüber. Und jetzt erinnerte er sich auch wieder an so manchen Ärger, den der Legatus Augusti wegen dieser Stadt gehabt hatte. Rufus hatte Tage, wenn nicht Wochen immer wieder einmal vor sich hingeschimpft wegen einiger ärgerlicher Vorkommnisse, die Pertax ihm nicht ins Gedächtnis wieder rufen wollte.
Dann aber kam endlich ein Angebot, das Pertax als Anfrage auch so verstand. Kurz blickte er zu den Schreibern hier in seinem Officium, denn er war schließlich nicht allein. Allerdings konnte und wollte er keine Zuhörer bei derartigen Verhandlungen gebrauchen.
“Statilius Strabo, sei so gut und suche im Archiv nach unseren Aufzeichnungen zu der besprochenen Mine, ich möchte die Bücher gerne abgleichen. Lykos und Flaccus, ihr beide bereitet wie besprochen die Unterlagen für den Empfang in vier Wochen vor. Achja, und schließt die Tür bitte hinter euch“, komplimentierte Pertax seine Untergebenen also geschickt aus dem Raum und wartete, bis die Tür dann auch geschlossen war.
Er sah sich Furius Saturninus kurz einmal prüfend an und schürzte einen Moment die Lippen, ehe er die Schriftrolle in seiner Hand wieder auf den Schreibtisch zurücklegte und sich bedächtig umdrehte. Bequem lehnte er sich leicht zurück gegen seinen Tisch, während er noch einmal den Furier leicht musterte.
“Nun können wir ohne Zeugen sprechen, Furius Saturninus. Und wenn du meinen Preis wissen willst, ist der in dieser Sache nicht billig. Pertilius Rufus hatte viel Ärger in Iscalis, und es würde schon einiges an Überzeugung bedürfen, ihn das vergessen zu lassen, oder viel meines Wohlwollens, diese Stadt ihm gegenüber nicht zu erwähnen.“
Pertax lächelte leicht. Er wusste nicht, ob sein Gegenüber auf der Feier seine Spione nur gegen den Statthalter geschickt hatte, oder auch ihn hatte beobachten lassen. Wenn ja, wüsste er vielleicht, dass Pertax nicht ausschließlich Frauen zugeneigt war.
“Es gibt viele Männer, die meine Gunst erringen wollen, denn das Ohr des Statthalters gehört mir. Er weiß, dass ich nie etwas raten würde, das zu seinem Nachteil ist, und dieses Vertrauen ist mir auch heilig. Allerdings gibt es durchaus Dinge, die mich beeinflussen können.“
Ja, der Furier würde durchaus zu dem Typ Mann passen, den Pertax gerne mochte, allerdings waren die allerwenigsten hochgestellten Männer bereit, so weit zu gehen, um seine Gunst zu erlangen. Niedrig gestellte Männer, ja, durchaus, sogar sehr viele. Die Keltenfürsten, die da weniger verklemmt waren, hatten ihn mit schönen Männern aus ihren Stämmen geradezu hofiert. Aber einen Patrizier hatte er noch nie, und irgendwie reizte ihn die Vorstellung.
“Es gibt Dinge, die man mit Geld kaufen kann, aber einige kann man auch nicht mit Geld erlangen. Das sind die Dinge, die mich besonders interessieren. Könntest du mir etwas bieten, das ich für Geld nicht kaufen könnte?“
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