RE: Ein Schlüssel ist keine Magie
Ich versuchte Teti mit den paar Worten Demotisch aus der Provinz Aegyptus, das einiges mit dem Griechischen gemein hatte, zu erfreuen, aber sie lächelte nur geheimnisvoll, während sie meine Füße erst einmal in einem wohlduftenden Öl einweichte. Dann feilte sie Kikis helle Nägel mit einer ganz feinen Feile. Ich hatte schon den Eindruck, dass Teti weder des Griechischen mächtig war noch überhaupt aus Aegyptus stammte. Aber solange sie mir die Fussnägel genauso hübsch abfeilen würde wie meiner neuen Bekannten, war mir das nicht so wichtig.
Kiki schien mir eine patente Person zu sein. Sie wollte es anscheinend gar nicht anders haben wie sie es hatte. Meinem Lehrer Agamedes hätte diese Genügsamkeit der Existenz gefallen. Aber ich wusste nicht so recht, ob ich für solch ein Leben geeignet wäre:
"Das hört sich alles... irgendwie einfach an", sagte ich etwas zweifelnd: "Leider taugt es für mich nicht. Ich bin eine Claudia. Man erwartet von mir, ein Vorbild von Würde und Tugend zu sein. Wenn ich zu meinem Vormund sagen würde, dass ich infam bin, würde er mir vermutlich raten, mein Leben eigenhändig zu beenden, um dieser Schande zu entgehen", ich schnitt eine Grimasse:
" Ob mein Ehemann klug oder dumm ist, gutmütig oder ein Aas, das ist gleich. Er trägt einen alten und großen Namen, und meine Aufgabe ist es, soviele kleine Iuliusse wie möglich auf die Welt bringen"
Oh, das klang wütender als alles, was ich je zuvor gesagt hatte. Ich errötete und legte eine Hand auf meinen Bauch: Entschuldigung, kleiner Iulius. Die Mami hat es nicht so gemeint:
"Ich will gerne Kinder haben", sagte ich. Und das war wahr. Ich hatte die Gefährtin meines Ehemanns sein ihm in guten und schlechten Zeiten zur Seite stehen und seine Kinder zur Welt bringen wollen. Das war meine Aufgabe als Vertreterin des weiblichen Geschlechts. Ich wollte meine Pflicht als Mater Familias erfüllen. Doch was geschah, wenn es nicht so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte?
"Willst du denn wirklich gar keine, werte Kiki? Nicht einmal einen einzigen Sohn? Wer sorgt für dich, wenn du alt und grau geworden bist?"
Zu der verwegenen Idee des nächtlichen Thermenbesuches nickte ich zustimmend:
"Es macht mir nichts aus, wenn nur wir beide gehen. Die alten Matronen können sich anderswo die Mäuler zerreißen.
Ich hoffe jedoch, dass du nicht etwa planst, mich aus den Thermen zu entführen und Lösegeld zu verlangen, werte Kiki. Mein Mann ist ein Militärtribun, ein Laticlavius. Er würde bis zu den Gestaden des Flusses Acheron hin alles in Bewegung setzen, mich zu befreien"
Anaxarete war wie gesagt nicht hier. Ich war jedoch gerade meine eigene Anaxarete. Sie hielt alle Fremden tagsüber für eine sittliche Gefahr und ab dem Dunkelwerden für Raubmörder. Sie hatte mich mit ihren Bedenken angesteckt.
Ich lachte leise.
Cato würde nämlich gewiss alles in Bewegung setzen. Nicht weil er mich unbedingt zurück haben wollte, sondern weil es für ihn ein persönlicher Affront wäre, würden Kriminelle seine Frau verschleppen. Außerdem war ich mit seinem Erben schwanger.
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