RE: Ein privater Badeabend für Kiki
Saturninus war einer jener Menschen, die gerne gemein waren, wenn sie es konnten, und das für spaßig hielten. Kein besonders attraktiver Zug, wie ich fand, vor allen Dingen, da ich mir sehr bewusst war, dass sich dieses Verhalten auch jeder Zeit gegen mich wenden konnte, wenn dem Mann mal fad war und er seine schlechte Laune an jemandem auslassen wollte. Ich war mehr als versucht, ihm eine Lektion zu erteilen, allerdings war ich mir auch sicher, dass er das schlecht aufnehmen würde und fortan eben so ekelig zu mir wäre. Oder dass er es danach nur umso mehr an Leon auslassen würde, was mir zwar im Grunde egal war, aber heute hatte ich mal einen netten Tag, an dem ich sowas wie ein Gewissen für mich reklamierte.
Ich spritzte also Saturninus zur Strafe nur einen Schwall Wasser mit der Hand ins Gesicht und lachte fröhlich, als fände ich seinen Scherz lustig. “Hör auf, den armen Leon aufzuziehen. Du wolltest ihn doch belohnen!“ tadelte ich daher nur ganz sanft und trieb dieses Spiel nicht weiter. Überhaupt fand ich es so viel aufschlussreicher, dass sein Sklave, der ihn seit Jahren kannte, so wachsam und verunsichert war und einen – wie nannte Saturninus es? - Stock fürchtete, anstatt sich über eine Belohnung zu freuen. Wie ich schon öfter bemerkt hatte, wenn man mehr über den Charakter eines Mannes herausfinden wollte, musste man nur genau hinsehen, wie seine Sklaven sich in seiner Gegenwart benahmen – und wie, wenn er nicht da war.
“Und außerdem beiße ich sehr wohl – aber nur auf besonderen Wunsch und nur, wenn der Wünschende es sich verdient hat“, lächelte ich dann auch gleich weiter fröhlich und unbeschwert, als wär das alles ein großer Spaß.
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