RE: Ein Schlüssel ist keine Magie
"Kiki ist ein hübscher Name. Bedeutet er nicht 'Kind vom Maulbeerbaum?`" sagte ich, denn ich hatte den Namen Kiki in Alexandria ab und an gehört:
"Und eine aegyptische Teti gibt es hier auch! Das ist ja ein Zufall!"
So viel alexandrinisches Flair hatte ich seit zwei Jahren nicht mehr um mich herum gespürt. Eine feine Dame war ich allerdings, die Wert auf gepflegte Fußnägel legte, und ich wollte mich vor Kiki nicht lumpen lassen, so ließ mir von Rosula nun die Schuhe ausziehen. Teti lächelte kurz, als ich ihren Namen lobte, dann ging sie, mir ein Fußbad anzurühren.
Meine neue Bekannte beugte sich zu mir und sagte in verschwörerischer Weise:
“Ich hoffe, du findest mich nicht zu aufdringlich. Ich hab dich nur gerade gesehen, wie unhöflich diese kleinen Türsteher zu dir waren. Das war wirklich zu gemein, und bevor die alten Klatschweiber wieder was zum lästern finden, dachte ich so bei mir Kiki, hilf der netten jungen Claudia. Ich würde ja auch wollen, dass man mir hilft, wenn so ein Rüpel sich nicht zu benehmen weiß“
Ich schüttelte den Kopf:
"Ich bin dir im Gegenteil dankbar, dass Du mir den Tag gerettet hast, werte Kiki. Ich wäre jetzt nach Hause gegangen und hätte mich den Rest des Tages fürchterlich gelangweilt.
Der dumme Badesklave aber hatte vermutlich nur seine Befehle.
Ich schlafe zu gerne lange aus und komme regelmäßig für die Damenbadezeit zu spät. Der Sklave kann mich ja schlecht in die Thermen hinein gehen lassen, wenn dort lauter nackte Männer baden"
Ich wollte jedoch nicht, dass mich Kiki für ein unerfahrenes, junges Mädchen hielt, und so fügte mit einigem Stolz an:
"Nicht, dass ich noch nie einen nackten Mann gesehen hätte. Ich bin schließlich schon länger eine Matrona und weiß gut Bescheid"
... noch besser würde ich Bescheid wissen, wenn mein Ehemann meine Gesellschaft öfter suchen würde, dachte ich.
Ich merkte plötzlich, dass ich inwendig fast platzte, weil ich niemanden hatte, mit dem ich offen reden konnte.
Meine Cousine Serena war so ehrpusselig und kritisierte ihren drögen Saturninus kein einziges Mal, obwohl der sich nicht nur mit Frauen sondern auch Männern befasste. Auch meine Freundin Prisca war eine so gute Matrona, und ich glaube, dass Sabinius Merula sie sehr liebte, denn ich hatte nie gehört, dass er andere Frauen auch nur ansah. Und meine andere Freundin Furia Stella und ihr Mann Gabinius Secundus waren geradezu ein Herz und eine Seele, zwischen die kein Papyrus passte.
(Ich war die einzige Unfähige in dieser Runde)
Meine alte Anaxarete war zwar lieb, aber nur eine Sklavin, und die anderen Honoratiorengattinnen waren eben genau das - Klatschweiber, die die Leere ihres Geistes mit bösem Tratsch überspielten.
"Bist du denn auch verheiratet?", fragte ich Kiki und stützte mein Kinn in beide Hände.
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