RE: Ein Schlüssel ist keine Magie
Sie kam tatsächlich! Mein Lächeln wurde eine Spur ehrlicher und ich wartete geduldig, bis sie sich in den Korbsessel neben mir gesetzt hatte und so tat, als wäre das von Anfang an ihr Plan gewesen. Oh, wenn sie so tun mochte, als wären wir hier verabredet, dann sicher, konnte ich mitspielen. Immerhin schuldete sie mir dann einen Gefallen, und man konnte nie genug Gefallen ansammeln. Man konnte nie wissen, wann man sie einmal brauchte.
“Kiki“, meinte ich ganz fröhlich beiläufig, als sie mich nach meinem Namen fragte, auch wenn das die Illusion der Verabredung ein wenig zerstörte. Aber solange ich auch so tat, als wäre das ganz normal, meinen Namen zu vergessen, machte das nicht, wie ich schon oft festgestellt hatte. Solange man so tat, als wäre das eigene Vorgehen genau so geplant und alles einfach nur ein großer Spaß, fingen die Leute um einen herum an, einem das irgendwann zu glauben.
“Und es freut mich, dass du jetzt die Zeit gefunden hast. Die gute Teti hier hat ein wundervolles Talent, einem hübsche Nägel zu zaubern. Und wie ich immer sage, nichts macht eine feine Dame mehr aus, als der Zustand ihrer Nägel.“ Eigentlich hatte ich mir das gerade frisch ausgedacht, aber es klang so wie etwas, das ein reiches Mädchen so sagen könnte.
Ich wartete einen Moment, bis besagte Frau, die höchstwahrscheinlich nicht Teti hieß, sondern sich nur so nannte, um mehr Kunden anzulocken mit einem exotischen Namen, kurz ein weiteres Fußbad für Claudia Sabina anrührte und damit kurz soweit außer Hörweite war, dass es schicklich war, verschwörerisch zu werden. Ich lehnte mich also etwas zu ihr hinüber, als wären wir alte Freundinnen, und senkte etwas meine Stimme.
“Ich hoffe, du findest mich nicht zu aufdringlich. Ich hab dich nur gerade gesehen, wie unhöflich diese kleinen Türsteher zu dir waren. Das war wirklich zu gemein, und bevor die alten Klatschweiber wieder was zum lästern finden, dachte ich so bei mir Kiki, hilf der netten jungen Claudia. Ich würde ja auch wollen, dass man mir hilft, wenn so ein Rüpel sich nicht zu benehmen weiß.“
Erstmal langsam vorantasten und abchecken, ob sie mir wohlgesonnen – oder besser den alten Schachteln etwas nachtragend gegenüber – war, damit ich wusste, wie ich weiter vorgehen sollte. Man durfte nur nicht zu schnell mit der Tür ins Haus fallen.
|