RE: Ein geheimnisvoller Besucher
Die Erleichterung war dem Alten anzusehen, als er erfuhr, dass die Waffen bislang unentdeckt geblieben waren. Aber weshalb er erst jetzt gekommen war, um danach zu fragen, das gab mir Rätsel auf. Natürlich konnte ich nur mutmaßen, wie lange Bedran diese Waffen in seiner Schmiede gehortet hatte – einige Jahre mussten es schon gewesen sein.
"Ja, das habe ich", antwortete ich auf seine Frage. "Das war auch gut so, denn einige Tage später kamen römische Soldaten ins Dorf, um eine Razzia durchzuführen. Sie suchten aber nicht gezielt nach den Waffen. Ihr Interesse war es, Beute zu machen und Schrecken zu verbreiten." Selbst jetzt noch wurde es mir ganz unbehaglich, wenn ich an jenen Morgen zurückdachte. "Damals war ich noch ein Sklave. Hätten sie die Waffen bei mir gefunden, hätten sie mich ans nächste Kreuz genagelt."
Der Alte begann, etwas von Vertrauen zu faseln und wollte mir nun verraten, wer der geheimnisvolle Auftraggeber der Waffen gewesen war – ein gewisser Meister Cathbad, der, wenn man seinen Worten Glauben schenken durfte, ein hoher Druide gewesen war. Da staunte ich nicht schlecht, denn offenbar weilte dieser Cathbad immer noch unter den Lebenden.
"Ein Druide?", fragte ich verwundert. Dann schlussfolgerte ich, dass auch Corio einer sein musste. "Ich dachte, ihr wärt alle tot!" Das klang nun nur halb so ehrerbietig, wie ich mich gerade fühlte. Denn natürlich war es mir eine Ehre, dass ein heiliger Mann seinen Weg zu meiner Schmiede gefunden hatte, auch wenn dies höchst gefährlich war. Wenn jemand den Römern steckte, dass ich mit Druiden verkehrte, konnte ich meine Schmiede dichtmachen!
Corio verkündete mir nun, dass schon bald fünf silurische Krieger kommen würden, die die Waffen mitnehmen wollten. Einerseits war es beruhigend, wenn die Waffen endlich fort wären. Andererseits fragte ich mich, was die fünf silurischen Krieger damit vorhatten. Das Silurerland war inzwischen mehr oder weniger von den Römern unterworfen worden. Soweit ich wusste, gab es auch keinen großen und mächtigen Anführer mehr, der zu einem Aufstand gegen die Römer aufrufen konnte. Also wozu dienten dann die Waffen?
Mit der nächsten Frage des Alten hatte ich absolut nicht gerechnet. Entsprechend hielt ich auch erst einmal die Luft an, bevor ich etwas erwidern konnte. "Sie bringen die Waffen in den Norden?" Wie man so hörte, hatten sich die Briganten von Rom abgewandt, nachdem Königin Cartimandua vertrieben worden war. Was lag also näher, als dass die Waffen für die Briganten bestimmt waren?
Doch Corio wollte eine Antwort hören, ob ich mich den Kriegern anschließen wollte oder ob ich den Römern etwas schuldig sei. "Wie gesagt, ich war bis vor gut einem Jahr noch Sklave einer Römerin. Sie hat mich freigelassen und ich nahm sie zur Frau. Doch wir haben uns wieder getrennt, weil…" Ich zögerte. "Nein, ich bin den Römern nichts mehr schuldig! Aber zum Krieger tauge ich nicht." Ich war einSchmied und wollte es auch bleiben!
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