RE: Ein privater Badeabend für Kiki
Manchmal waren Patrizier schon fürchterlich ignorant, was andere Leute anging. Das war in der Provinz noch schlimmer als in Rom, wie mir schien, denn die Leute auf der anderen Straßenseite waren jetzt nicht Proletarier, die außer Kindern dem Staat nichts zu bieten hatten. Und selbst die wurden in Rom mit Getreidemarken und kostenlosen Spielen bei Laune gehalten. Allerdings hier waren das Leute, die reich genug waren, in der Nähe des Forums zu wohnen und der Thermen, was zwar zweifellos eine eher laute Gegend war, aber auch eine lukrative. Also wohnten hier viele sehr wohlhabende Kaufleute. Hier in dieser kleinen Stadt Teile der Bevölkerung gegen sich aufzubringen, noch dazu Geschäftsleute, war einfach nur dumm. Ich fragte mich da schon, was diese Männer wohl ohne Hetären tun würden, die sie vor sich selbst retteten. Vermutlich sich alle zwei tage in einem neuen Bürgerkrieg gegenseitig zerfleischen.
Von irgendwelchen Umbaumaßnahmen an den durchaus schon funktionierenden Teilen der Thermen hielt ich zwar nach wie vor nichts und ich fragte mich, wie Saturninus das einfach beschließen wollte, aber ich war clever genug, ihn nicht zu kritisieren und anschließend ohnehin zu beschäftigt damit, ihn zu befriedigen, da er einen ziemlich großen Appetit zu haben schien.
Danach wusch ich mich erst einmal gründlich an dem großen Waschbecken, denn nur Barbaren gingen schmutzig ins Badewasser. “Ich denke, das liegt an der Sittsamkeit. Wenn es den Ehefrauen gefallen würde, hättet ihr Männer Angst, dass sie es auch mit anderen machen wollen würden. Wenn sie aber daran keinen Spaß haben, seit ihr sicherer, dass eure Kinder eure Kinder sind, denke ich“, philosophierte ich so vor mich hin.
Saturninus deutete auf Leon, der inzwischen sogar die Augen schloss, um nicht zu erregt zu sein. Armer Kerl. Ich nahm den Schlüssel von seinem Hals und war sehr versucht, ihm ein wenig verführerisch über den Körper mit den Händen zu fahren, aber das könnte zu peinlichen Ergebnissen führen. “Du bist ganz schön grausam zu dem armen Leon, weißt du das? Du könntest ihm wenigstens ein Sklavenmädchen gewähren. Außer natürlich, du möchtest gerne zusehen, wie ich ihn zum Abschluss bringe.“ Ich grinste frech und wusste sicher, welche Variante Leon bevorzugen würde, auch wenn er es nicht zugeben würde. Nicht zugeben konnte vor seinem Herrn. Ich hatte keine Ahnung, wie eifersüchtig Saturninus so wäre. Manchen Männern gefiel das Zusehen sogar mehr als der eigentliche Akt selbst.
Dass der Schlüssel hier für die Thermen war, war eine wirkliche Überraschung. Ich quietschte vergnügt und hüpfte kindlich mit dem Schlüssel in der Hand herum. Ich brauchte die Thermen nicht wirklich, denn wir hatten ja im Haus ein ordentliches balneum. Ich würde also sauber werden. Und die Haarausreißer, wegen denen ich in die Thermen ging, würden nicht jeden Abend auf mich warten. Aber es war eine Karte, die ich ausspielen konnte bei einigen Damen, die das gerne mal erleben wollten. Denen ich ein exklusives Vergnügen im Tausch für ihre Freundschaft anbieten konnte. Mit denen ich mich verbünden konnte. Womit ich meinen Einfluss hier in der Stadt verbessern konnte und womit ich Handeln konnte. Und ich würde das sicherlich gut nutzen. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wer noch so verschlafen war wie ich und mir nützlich sein könnte – und nicht zu verstockt, als dass sie sich nicht mit mir abgeben wollte. “Oh, das ist ein wunderbares Geschenk! Danke, danke danke!“ freute ich mich ehrlich und überlegte schon, wo ich passende Kandidatinnen ansprechen könnte. Vermutlich morgens in der Therme, wenn sie verschlafen und müde aus der ausgezogenen Wäsche guckten.
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