RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Ich war voller Anspannung eingeschlafen, und auch als ich aufwachte, fühlte ich mich nicht wirklich so, als hätte ich geschlafen gehabt. Noch dazu, wo Alun sich direkt neben mir – das Zelt war ja wirklich nicht groß – die ganze Zeit herumdrehte und nicht wirklich still liegenblieb. Eine Berührung am Fuß weckte mich schließlich aus einem unruhigen Traum, in welchem ich immer noch das Lager bewachte und durch die Büsche streifte, um nach Gefahr Ausschau zu halten, und instinktiv war meine Hand an der Axt. Aber es war nur Cinead, und neben mir kroch Alun auch schon sogleich aus dem Zelt heraus. Ich wartete, bis er draußen war und kroch dann hinterher, so dass Fintan und Cinead sich den jetzt warmen Platz teilen konnten, neben den schon warmen Decken.
Draußen hatte es angefangen, immer wieder zu regnen. Aus einem unerfindlichen Grund hatten Fintan und Cinead das Feuer brennen lassen, was ich Verschwendung fand. Morgen früh würden wir alle nur etwas kalte Reste von heute essen und dann sofort aufbrechen. Kein Mensch mit Verstand kochte auf Reisen öfter, als es unbedingt sein musste, und ließ ein Feuer brennen, wenn er es nicht unbedingt brauchte. Den aufsteigenden Rauch sah man auch nachts über Meilen hinweg. Und wir wollten nicht gefunden werden.
Alun war leise und blickte so düster drein, wie ich mich fühlte. Ich zog mir nur meinen Mantel über und nickte ihm einmalig zu, dann ging ich leise herum, um die Umgebung zu bewachen, ohne jemanden zu wecken, und lehnte mich zwischendurch nur einmal an den Fels oder sah nach den Pferden, wenn ein nächtliches Geräusch sie beunruhigte. Die größte Abwechslung war wohl ein gelegentliches Austreten, um mich zu erleichtern.
Als die ersten Vögel vor der Morgendämmerung zu Singen begannen, war der Regen glücklicherweise seit einer Weile zuende. Trotzdem würden wir wohl eine Menge Morgennebel haben, was mir nicht wirklich gefiel. Man konnte die weißen Schwaden aus dem Boden langsam aufsteigen sehen. Ich hoffte auf kräftige Sonne, um ihn bald zu vertreiben, und fing an, die Pferde vorzubereiten und schon einmal zu füttern und wieder aufzusatteln, damit wir auch gleich zügig wieder weiter kamen.
Als die Sonne gerade den Horizont küsste, gab es keinen Grund mehr, leise zu sein – abgesehen davon, dass die Vögel das ohnehin nicht waren. Ich klatschte also zweimal laut in die Hände.
“Aufstehen, der morgen ist da“ war also das erste, das ich seit Stunden gesagt hatte.
Falke
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