RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Endlich kam etwas Bewegung in das Ganze hier. Meine Brüder verrichteten die ihnen zugeteilten Aufgaben und Rhian protestierte sogar, dass sie zu wenig zu tun hatte.
“Gut, dann komm und hilf mit“, lud ich sie ein. Arbeitswütige Menschen hielt ich selten auf. Das würde schon dafür sorgen, dass sie später zu müde für irgendwelchen Blödsinn wäre und tief schlafen würde.
Ich ließ sie also beim Aufbau des zweiten Zeltes und bei der Zubereitung der Nahrung mithelfen. Das wäre auch für die nächste Zeit praktisch, wenn sie das dann selbst können würde. Ich ging zwar fest davon aus, dass nach einer Woche im Sattel sie zu müde für alles hiervon wäre, aber ganz ehrlich, ich ging davon aus, dass ICH nach einer Woche im Sattel zu müde für das hier alles wäre. Die meisten Leute wussten gar nicht, wie sehr ihre Kehrseite schmerzen konnte, wenn man den halben Tag auf einem Pferd saß. Die wenigsten taten das ja auch für weniger als 2 Tage hintereinander. Wenn sie überhaupt etwas so teures wie ein Pferd hatten.
Nun, egal, irgendwann stand das Zelt und das Essen war soweit und wir konnten alle ein wenig ausruhen, auch wenn Fintan damit gedroht hatte, singen zu wollen. Ehrlich, seine Stimme klang wie eine Ziege, die über Wellblech pinkelt. Aber sollte er die Damen ruhig erschrecken.
Ich nahm mir ein wenig von dem Brei in meine Schale und wartete, bis er so weit abgekühlt war, dass ich ihn mit den Fingern essen konnte. Für so feine Dinge wie Löffel war auf einer Reise eher selten Platz, sowas verlor man zu schnell.
“Ihr beiden Frauen bekommt das eine Zelt“, erklärte ich dann noch die Aufteilung für die Nacht. Die Zelte waren klein, mehr als zwei Leute hatten darin nicht einmal gestapelt Platz. Eigentlich war es nur eine Lederplane, damit man nicht nass wurde, falls es regnete. “Wir vier anderen teilen uns das andere Zelt. Zwei von uns halten immer wache. Fintan und Cinead, ihr nehmt die erste Hälfte, Alun und ich die zweite.“ Meine Aufteilung war sehr taktisch. Cinead war zwar schweigsam und etwas unheimlich, aber wenn ich ihm sagte, dass er Fintan vergiften durfte, wenn der sich an Rhian ranmachen würde, dann traute ich ihm zu, das zu tun. Fintan hätte hingegen keine Gelegenheit, mich zu vergiften, und mit Alun wurde ich fertig. Da reichten ein paar strenge Blicke, wenn der wieder anfing, Süßholz zu raspeln.
Falke
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