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Furius Saturninus bei Ceridwen | Nach dem Überfall
05-11-2024, 09:15 AM,
Beitrag #5
RE: Furius Saturninus bei Ceridwen | Nach dem Überfall
Die weiteren Worte des Furiers trafen mich wie ein Schlag. Ich kannte Niamh zwar erst gut ein Jahr, aber ich glaubte, sagen zu können, dass die Verbindung, die wir teilten, dennoch inzwischen eine gewisse Tiefe besaß. Ich erinnerte mich noch gut, als sie damals mitten in der Nacht bei mir angeklopft hatte. Damals war sie auch in keiner guten Verfassung gewesen, denn auch da war ihr böses widerfahren. Es schien, als zöge das Mädchen das Unheil magisch an! Doch vielmehr als Magie, war es ihre Naivität und ihre Unwissenheit, wie die Dinge in einem Land liefen, das von Rom besetzt war. Auch ich hatte das damals lernen müssen, als ich noch jung war!
Die Vorstellung, dass sie von Legionären entführt und von einem Mann wie Ovidius misshandelt und später als Sklavin verkauft worden war, ließ mich vor Zorn erbeben. Schon wieder dieser Tribun Ovidius! Ich fühlte mich hilflos und wütend zugleich. Hilflos, weil ich sie nicht aufgehalten hatte, als sie Cheddar verlassen hatte. 
"Dieser niederträchtige Tribun! Die Götter sollen ihn strafen!" entfuhr es mir zunächst, um meinem Zorn ein bisschen Platz zu schaffen. Doch dann fokussierte ich meinen Blick wieder auf den Furius.
"Danke, dass du sie gerettet hast", entgegnete ich dem Römer, dem ich nun noch mehr zur Dankbarkeit verpflichtet war. Ich konnte nicht leugnen, dass er Niamh vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt und Großmut gezeigt hatte, da er sie nun nicht als seine Sklavin hielt, sondern sie als seinen Gast ansah. Dennoch war mir noch nicht ganz klar, was seine Motive waren, als seine Worte in meinem Kopf nachhallten. Einige Fragen taten sich mir auf. War sich das Mädchen denn wirklich nicht bewusst, dass sie in Wirklichkeit kein Gast, sondern eine Sklavin war und hielt er sie in seinem Haus fest, oder konnte sie sich frei bewegen und sogar das Haus verlassen? Steckte hinter all seinem Großmut nicht einfach nur seine Begierde nach dem Mädchen dahinter? Sein plötzliches Erröten war mir nicht entgangen, auch wenn ich nun so tat. als hätte ich es nicht bemerkt. Also, war es nun wirklich eine Rettung oder nur eine andere Form der Gefangenschaft?

"Niamh war in ihrer Heimat einem jungen Mann versprochen. An Beltane hätten sie sich vereinigen sollen. Wie auch bei euch, werden dort durch Vermählungen Bündnisse geschlossen. Doch als Niamhs Vater fiel, distanzierten sich auch dieser Mann und seine Familie von ihr. Als sie nun im letzten Jahr zu mir kam, lernte sie einen anderen jungen Mann kennen, für den sie sehr viel empfand. Sie war so glücklich mit ihm, denn endlich schien alles überwunden zu sein, was sie bis dahin erlebt hatte. Du kannst Niamh vielleicht naiv nennen, denn ihr einziges Ansinnen ist es, ein ganz normales Leben zu führen. Mit einem Mann, der sie liebt und mit Kindern, die sie ihm schenkt. Er hat ihr hier in Cheddar sogar ein eigenes Haus gebaut, in dem sie zusammen lebten. Bis zu dem Tag des Wagenrennens. Denn dieser junge Mann war auch dort gewesen und er hat sie gesehen! Er war so zornig gewesen und hat sich von ihr getrennt, als er uns auf dem Nachhauseweg begegnete. Für Niamh brach damit zum zweiten Mal ihre Welt zusammen. Kein Wunder, dass sie nur noch fort wollte. Fort, wo niemand sie finden kann." Doch nun war sie wieder aufgetaucht, auch wenn das nach ihrem Willen niemand wissen sollte. Ja, vielleicht war es Scham. Vielleicht war es aber auch einfach ein Zeichen ihrer Resignation, die Dinge zu akzeptieren, wie sie nun waren.

Als der Furier nun davon sprach, dass er sein Versprechen gebrochen hatte,  weil er nur tun wollte, was das Beste für Niamh war, sah ich ihn noch einmal forschend an. "Und was ist deiner Meinung nach das Beste für sie?" fragte ich nach einer Weile des Schweigens.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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