RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
Wie es von Louarn angedroht wurde, befand sich der Rotschopf beständig in ihrer Nähe. Worüber Rhian nicht einmal unglücklich war. Immerhin sollte Louarn die kleine Gruppe sicher bis an ihren Zielort im Norden bringen. Der Norden. Bei dem Gedanken daran, spürte Rhian wie sich eine feine Gänsehaut auf ihren Armen auszubreiten begann. Noch immer hatte diese Reise auf Rhian den Eindruck eines vergnüglichen Rittes. Nur das sie am Ende des vergnüglichen Rittes in die Arme ihres zukünftigen Ehemannes geführt werden würde. Und dieser Gedanke verursachte in Rhian ein merkwürdiges Gefühl, ihr Herz schlug schneller und ihre Kehle wurde ihr eng. Der großen Göttin sei gedankt war es die Stute, auf die sich Rhian während des Rittes konzentrieren konnte, und so ihre düsternen Gedanken vertreiben konnte. Als das kleine Grüppchen das erste mal absaß, um die Pferde etwas grasen zu lassen, spürte Rhian wie ihre Beine zitterten, so dass sie sich am Sattel festhalten musste, sonst wäre sie nämlich umgekippt. Und das obwohl sie noch nicht wirklich lange geritten waren. Nun ja, bei Rhian war dies kein Wunder. Zwar war sie alleine in den Sattel gekommen, als die kleine Gruppe aufgebrochen war. Doch ansonsten hatte das Mädchen bis dato nicht wirklich viel mit Pferden zu tun gehabt. Ihre Zieheltern hatten einige Ziegen und ein paar Schafe. Bei dem Gedanken an ihre Zieheltern spürte Rhian wie sich der Kloß in ihrer Kehle verstärkte und sie verstärkt schlucken musste. Denn wenn Worte an sie gerichtet werden sollten, dann wollte sie sich nicht erst umständlich räuspern müssen oder noch schlimmer erst gar kein Wort herausbekommen. Schweigend verlief die erste Etappe ihrer Reise. Dabei wurden die Pferde immer wieder geschont, in dem ihre Reiter neben den Pferden gehen mussten. Worüber Rhian sehr begeistert war, ihre steifen Glieder bewegen zu können.
Als Louarn ein nettes Lied anstimmte, musterte Rhian den Rothaarigen mit einem verwunderten Gesichtsausdruck. Jenes Lied kannte sie nicht und so blieb das Mädchen auch stumm. Während sich allmählich die Sonne am Horizont verabschiedete und Rhian bemerkte wie müde sie geworden war. Was man deutlich an ihrem gähnen erkennen konnte. Rasch bedeckte sie jedoch ihre Lippen mit ihrer Hand und blickte sich um, ob jemand ihr ungebührliches Verhalten bemerkt haben könnte. Erschöpft rutschte Rhian schließlich aus dem Sattel, diesmal jedoch ohne das sie zu Boden gefallen wäre. Als auch schon Louarn an ihrer Seite erschien und ihr erklärte, welche Riemen sie als erstes zu lösen hatte, um ihr Gepäck und anschließend den Sattel vom Pferd zu nehmen. Mit einem erschöpften Lächeln auf ihrem Gesicht löste Rhian, wie Louarn es ihr gesagt hatte, beide Riemen und taumelte leicht, als sie den Sattel vom Pferderücken zog. Sattel und ihr Gepäck legte Rhian erst einmal beiseite, als ihr auch schon etwas Getreide für ihr Pferd gereicht wurde. Zärtlich streichelte Rhian Edana über den Hals und hielt ihr die Körner entgegen, welche die Stute mit ihrer warmen Zunge hastig von ihrer Handinnenfläche leckte. Kichernd beobachtete Rhian das Pferd dabei.
“Ich weiß wie man die Hufe eines Tieres kontrolliert. Bei meinen ..Zieheltern hatten wir Schafe und Ziegen.“
Erklärte Rhian an den Rothaarigen gewandt. Bevor sie sich um Edana kümmerte und der Stute die Hufe säuberte. Anschließend strich Rhian der Stute die Beine entlang, um so zu überprüfen ob das Tier eventuell eine Verletzung oder Schramme hatte. Zum Glück war Edana verletzungsfrei. Dann erst blickte Rhian in Louarns Richtung, als sie nach ihrem Sattel und dem Beutel mit ihren persönlichen Habseligkeiten griff.
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