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Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
05-09-2024, 08:17 PM,
Beitrag #1
Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg
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Von der heiligen Quelle der Brigid aus ging es erst einmal nach Nordwesten durch den Wald. Unsere Pferde trotteten langsam hintereinander her, denn im Wald ging es ohnehin nicht anders. Hier waren keine breiten Straßen und geraden Wege, die zu der Quelle geführt hätten, sondern nur Bäume, Sträucher, Unterholz und dazwischen ein paar gnädige Wildwechsel.
Bis zum Mittag waren wir also nicht wirklich schnell voran gekommen, ehe der Wald sich lichtete und der hügeligen Landschaft im westlichen Atrebatenland wich. Hier saßen wir zum ersten Mal ab und ließen die Pferde etwas grasen, während wir kurz rasteten und dann zu Fuß erst einmal ein gutes Stück gingen. Zum einen, um die Pferde zu schonen, zum anderen einfach auch, um unsere Gelenke ein wenig zu bewegen und nicht gänzlich durchgescheuert zu werden auf den Pferderücken. So würden wir es jeden Tag machen: einige Stunden reiten, einige Stunden laufen.


Im Wald war meine Stimmung noch etwas angespannt. Ich rechnete zwar nicht wirklich mit einer Gefahr so dicht bei der Quelle, aber jeder Wald war immer gefährlich. Es musste nicht immer ein Räuber oder ein Bär oder Wölfe sein, die man nicht kommen sah. Es reichten auch schon Erdlöcher von Kaninchen, ein missgelaunter Dachs oder eine Wurzel, über die ein Pferd stolperte. Und vor allen Dingen wurde man im Wald zwar nicht gesehen, aber man selber sah natürlich genauso wenig und wurde daher immer und von allem überrascht. Anders gesagt: Für unsere Reise waren Wälder hinderlich.
Hier aber, wo die Sonne über die grünen Hügel und hohen Wiesen schien und der Wind den Duft von Frühling mit sich trug, löste sich die Spannung bei mir und ich atmete ein wenig freier. Hier würden wir jeden Reiter und jede Patrouille schon auf eine halbe Meile Entfernung mindestens kommen sehen und es gäbe keine Überraschungen.
Nach einer Weile, als ich das Gefühl hatte, dass dem einen oder anderen die Füße nun platt genug gelaufen waren, half ich den Damen auch wieder beim Aufsteigen und wir konnten weiter reiten. Hier draußen auf der Wiese sogar in einem leichten Trab, so dass wir schneller vorankamen. Ich wollte das gute Wetter nutzen, ein wenig Wegstrecke gut zu machen, ehe wir uns nach einem geeigneten Lagerplatz würden umsehen müssen, der etwas wind- und bestenfalls regengeschützt war.


Ich nutzte die Gelegenheit, die Stimmung etwas aufzulockern und sang ein kleines Lied. Eigentlich war das ein Kinderlied, oder eines für Stunden, wo man schon ein bisschen was getrunken hatte. Der Text war eigentlich ganz einfach:
Einer meiner Brüder schickte mir
einen Ochsen, einen Stier, einen Wolf, einen Hund
Ein Huf, ein Fuß, ein Wolf, ein Hund
Ochse und Stier, Wolf und Hund
schickte ein Bruder mir.


Zwei meiner Brüder schickten mir
zwei Ochsen, zwei Stiere…


Und so weiter, immer mehr, und dann wieder rückwärts schnell heruntergezählt. Es war einfach ein lustiges, kleines Liedchen, keine schwere Liebesgeschichte oder tragischer Verlust, sondern einfach etwas, wo jeder mitsingen konnte, der das Lied irgendwann einmal schon gehört hatte. Und bei dem die Zeit etwas schneller verging.


Als die Sonne noch eine Hand breit über dem Horizont war, machten wir uns auf die Suche nach einer guten Stelle zum Lagern. Schließlich entschieden wir uns für eine etwas felsigere Stelle, in der das Feuer keinen Buschbrand auslösen würde und nicht gleich meilenweit in die Nacht ausstrahlen würde.


Wie ich Rhian angedroht hatte, als erstes wurden die Pferde versorgt. Ich ging also zu ihr und Anwen hinüber, um ihr zu helfen jetzt beim ersten Mal. In ein paar Tagen würde sie es alleine können müssen.
“Hier, als erstes der Riemen, um das Gepäck zu lösen und dann der Riemen hier vom Sattel, um den abzunehmen“, wies ich sie an, wie man das Pferd absattelte.
Ich half Alun mit den Packpferden, die natürlich auch abgeladen werden mussten, und nahm ein paar der kleinen Säckchen zum füttern, um sie jeweils mit einem Scheffel Getreide für die Pferde zu füttern. Ich übergab einen Rhian, einen Anwen, und ging mit einem dann zu meinem Braunen hinüber, um auch ihn zu füttern und mit ein paar Büscheln trockenem Gras abzureiben. Dann nahm ich meinen Hufkratzer zur Hand, schaute kurz die Hufe des Braunen an, entfernte ein Steinchen, und ging dann zu Rhian, um ihr zu zeigen, wie sie das bei ihrem Pferd machen sollte, während die anderen sich hoffentlich, ohne dass ich was sagte, nützlich machten und etwas zu Essen fabrizierten – oder wenigstens die zwei Zelte aufstellten.
“Weißt du, wie man einen Huf sauber macht?“ fragte ich erst einmal, bevor ich ihr einen Erklärvortrag hielt, den sie am Ende gar nicht bräuchte.
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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