(05-06-2024, 04:09 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: >>> Nach dem Überfall
Entkommene Minensklaven unter der Führung eines grobschlächtigen Rotblonden, der gut Latein sprach, hatten Saturninus auf dem Weg vom Waisenhaus nach Iscalis überfallen. Ein wenig war er selbst daran schuld gewesen, denn er hatte sich angewöhnt, ohne großes Gefolge durch die Gegend zu streifen. Aber Britannien war nicht die Gegend um Tusculum, und zukünftig würde er vorsichtiger sein.
Die Räuber hatten Saturninus Sklaven Urbicus getötet. Dann war ein junger Keltorömer namens Atreus gekommen und hatte den Kampf zu seinen Gunsten entschieden. Danach trafen sie noch einen Freund von Atreus, einen gewissen Louanus, den der Patrizier schon von einem fröhlichen Fest in Cheddar her kannte.
Saturninus war seinen Helfern dankbar. Doch hier trennten sich die Wege. In Cheddar schickte er einen Jungen zu seinem Landgut, der Villicus sollte sich um den toten Sklaven kümmern und ihm einen Wagen schicken.
Er selbst überlegte, ob er lieber zu Deirdre sollte, um sich versorgen zu lassen. Aber dann fiel ihm ein, dass Ceridwen diejenige war, die sich auf Heilkunst verstand. Er hatte einen Kratzer, eine Fleischwunde abbekommen und doch Blut verloren.
Außerdem hatte Frowin Saturninus ausgerichtet, dass ihn seine Klientin sprechen wollte. Und er hatte sie im Bezug auf Nivis, ihre Nichte, die neuerdings unter seinem Dach lebte, sprechen wollen.
Louanus dagegen hatte ihn vor der Frau gewarnt. Er schien mit Ceridwen sein eigenes Hühnchen zu rupfen haben. Das war alles so verwirrend, dass der Furius sich dazu entschied, besser nicht darüber nachzudenken.
Blutend, mit zerfetztem Mantel und staubbedeckt klopfte er an die Haustür an, nachdem er sein Pferd Mandan angebunden hatte.
Seit dem folgenschweren Wagenrennen, zu dem der Furius Niamh und mich eingeladen hatte, herrschte eisige Funkstille zwischen dem Patron und seiner Klientin. Seitdem hatte sich der selbsternannte Wohltäter des Keltendorfes Cheddar sich nicht mehr blicken lassen. Wäre Niamh kurz darauf nicht spurlos verschwunden, hätte ich es wahrscheinlich auch damit gerne belassen, denn ich hatte mich sehr über ihn und den Statthalter geärgert. Wäre es nur um mich gegangen, hätte ich gut und gerne auf seine Anwesenheit verzichten können. Doch niemand hatte Niamh seitdem gesehen. Vom Schmied hatte ich erfahren, dass sie zu Brigids Quelle aufbrechen wollte. Doch ganz offensichtlich war sie dort nie angekommen! Aus diesem Grund hatte ich dem Furier über seinen Sklaven eine Nachricht zukommen lassen, dass mir die Vorkommnisse beim Wagenrennen Leid täten (was sie aber nicht taten!) und dass ich ihn gerne sehen wollte. Aber auch dies war inzwischen schon eine Weile her. Als es nun klopfte, rechnete ich nicht damit, dass es der Furier sein könnte, der vor der Tür stand. Üblicherweise waren es die Dorfbewohner, die mich zu dieser Tageszeit aufsuchten, um mich um eine Medizin oder einem besonderen Trank zu bitten.
Als ich die Tür öffnete und sah, dass es der Furier war, der dort stand, war ich zunächst verwundert.
"Furius?" entfuhr es mir überrascht. Doch dann realisierte ich, dass seine Kleidung zerrissen war und er selbst auch verletzt war.
"Furius!" rief ich besorgt.
"Was ist passiert? Du bist ja verletzt! Komm herein!" Ich hielt ihm die Tür auf, damit er eintreten konnte und wies dann auf einen der Sitzplätze um meine Feuerstelle.
>>>