RE: [Aufbahrung] Centurio Accius Florus
Ich war auch nach draußen gegangen und überließ den Anhängern des Mithras das Feld. Accia Prisca saß da, hatte das Gesicht in den Händen verborgen und weinte bitterlich. Ich dachte, dass sie wegen ihres Bruders so weinte. Und ich dachte bei mir, dass Accius Florus doch ein rechter Dummkopf gewesen war, ihr nichts zu hinterlassen. Hätte ich eine Schwester wie die Accia gehabt, ich hätte für sie gesorgt.
Der Gang zu den Accia war mein letzter Auftrag in Iscalis gewesen. Der Versetzungsbefehl aus Londinium war gekommen: In der Legio IX Histpania unter Legat Caius Caristanius Fronto würde ich dienen. Diese hatte in Eboracum, dem Hauptort eines barbarischen Volkes, das Brigantes genannt wurde, ihr Lager aufgeschlagen.
Eine Centurie, deren Zusammensetzung nach Art des Petilius so war, dass mich möglichst keiner der Vexillation - meiner Vexillation - begleitete, sollte ich dort hinführen. Aber ich würde neue Getreue finden, da machte ich mir wenig Sorgen, Männer, die mit mir standen gemeinsam gegen die Barbarei und alles Unrömische, was da im Norden auf uns warten würde. Ich ahnte, dass Petilius Rufus mir die Schuld gab am desolaten Zustand der II Augusta. Mir! Sah er nicht, dass alles von Grund auf verfault und morsch war und nur darauf wartete, dass man es heilte. Welch schlechter Chirurg sparte das Messer!
Ich bedauerte es nicht, das Dreckskaff Iscalis hinter mir zu lassen. Das einzige, was mir leid tat, war, dass ich Invictus nicht hatte angemessen begraben können.
Mein einzigartiges Pferd! Du warst mehr wert als sie alle!
Da fiel mir ein: Die Danuacustochter, die mich mit stumpfsinnigem Blick ertragen hatte, würde ich ihrem Vater, dem Dolmetscher, wieder zurückgeben. Nachdem der seltsame Keltengott im Wald meine Männlichkeit wieder hergestellt hatte, war sie mir damit zu Diensten gewesen. Aber sie hatte nichts an sich, was in mir auch nur ein wenig Freude erweckte. Auch keinen Hass. Danuacus konnte sie wieder haben!
Ich würde unbegleitet vom freundlichen Gedenken einer römischen Frau fortgehen.
Denn Accia Priscas Tränen galten nicht mir.
Es war mehr: Sie gerade zu beobachten, fühlte sich falsch an, als hätte ich einen intimen Raum betreten, um etwas zu belauschen, was mir nicht zustand. Fast schämte ich mich.
Ich räusperte mich.
"Vale bene Accia Prisca", sagte ich leise, wandte mich um und ging.
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