RE: Ein neuer Sabinier im Haus - oder: Der Bruder, der ein Vetter war
Als mein Vetter seine Geschichte weiter erzählte und dabei nocheinmal diese Frau erwähnte, aber auch von seinen beruflichen Plänen sprach, nickte ich still. Bellus Worte klangen ernst und sein Wunsch nach Veränderung war klar erkennbar. Das war auch gut so! Als Konsequenz hatte er sich dazu entschlossen, von nun an in Britannia zu leben, zugegebenermaßen im Vergleich zu Italia ein wildes und unwirtliches Land. Seine Reise hierher war lang und abenteuerlich gewesen, wie sich nun herausstellte. Offenbar war er einem Betrüger auf dem Leim gegangen, der nur auf sein Geld ausgewesen war. In Britannia wimmelte es nucht nur so von wilden Barbaren, auch der übelste römische Abschaum hatte sich in den Städten niedergelassen.
"Du hast wahrlich viel durchgemacht, Vetter”, begann ich. Meine Stimme klang warm und fest. "Und ich bewundere deine Entschlossenheit, aus deinen Erfahrungen zu lernen. Es ist wahr, dass das Leben uns oft auf Wege führt, die wir nicht erwarten, und dass wir manchmal stolpern. Aber es ist das Aufstehen, das zählt."
Ich lehnte mich zurück und fuhr fort: "Nach meiner Entlassung aus dem Militärdienst habe ich ein Stück Land erhalten, das an der Straße nach Dubris liegt und das nur darauf wartet, bewirtschaftet zu werden. Meine Frau und ich waren vor einigen Wochen dort und haben es uns angeschaut. Im Dort gibt es eine Quelle und Bäume. Wir haben Pläne, neben einer Imkerei dort auch eine Schweinezucht aufzubauen. Vielleicht können wir unsere Pläne mit deinen verbinden. Wir züchten die Schweine und du schlachtest sie und verkaufst das Fleisch in deiner Fleischerei. Würde sich das nicht gut anhören?"
Auf meinem Gesicht zeichnete sich ein wages Lächeln ab, wie Bellus mein Angebot aufnehmen würde. Wenn wir uns zusammen taten, war uns beiden geholfen. Auch wenn mir persönlich der Beruf des Fleischers nicht viel bedeutete. Ich konnte mich mehr an Büchern und Literatur erfreuen. Weshalb ich auch plante, der Stadt diese auch näher zu bringen. Bei dem Gedanken daran sah ich aus dem Fenster, wo die ersten Zeichen des Frühlings zu erkennen waren.
"Doch das ist nicht mein einziges Vorhaben. Ich war zwar Soldat, aber in meinem Herzen habe ich stets eine tiefe Liebe für Bücher gehegt. Ich träume davon, einen Buchladen oder vielleicht sogar eine Bibliothek hier in Iscalis zu eröffnen. Ein Ort, an dem Wissen und Geschichten geteilt werden können, ein Zufluchtsort für diejenigen, die Gefallen in den geschriebenen Worten finden."
Noch war alles nur ein Traum, den ich lediglich meiner Frau anvertraut hatte - und nun auch Bellus. Doch ich plante bereits in naher Zukunft nach Londinium zu reisen. Doch zuvor wollte ich mich noch in Iscalis nach einer passenden Lokalität umschauen. Vielleicht konnte man hierbei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mit Bellus' Erfahrung als Fleischer und seinem kaufmännischen Verstand konnten sein und mein Traum Wirklichkeit werden. Dann konnten wir nicht nur unsere eigenen Geschäfte führen, sondern auch zum Wohlstand und zur Kultur unserer Heimatstadt beitragen.
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