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Saturninus hatte Kiki
nicht loswerden wollen, im Gegenteil. Doch so sehr er das Sinnliche mochte, seine Stellung nahm er ernst, und er hätte niemals seine schwere Amtstoga gehoben, seine Beine entblößt und seinen Hintern, um sich mit einer Hetäre in seinem Büro zu vergnügen, nein, das war eines Patriziers, dessen Vorväter die ewige Stadt quasi mitgegründet hatten, einfach nicht würdig. (An dieser Stelle gab sich Saturninus einer kleiner Selbsttäuschung hin. Die Furier stammten ja aus Tusculum und hatten die Ewige Stadt
nicht mitgegründet!)
Doch
an jenem Tag mussten die neidischen Blicke der Untergebenen reichen.
Gedanken hatte sich Saturninus tatsächlich gemacht. Er war allerdings schon von Haus aus nicht sonderlich phantasievoll, so dass die Ideen eher tröpfelten, nicht sprudelten. Es sollte etwas sein, dass man nur mit Geld nicht kaufen konnte, persönlich und
sophisticated. Es hatte fast die drei Tage gedauert, bis Saturninus auf eine Idee kam, die ihm liebevoll und angemessen schien (Ein
wenig Geld musste er freilich schon in die Hand nehmen. Dafür hatte er beim Thermenpächter, einem freundlichen gallischen Veteranen namens
Vibius Eporedorix auch einen schönen Batzen hinterlegt)
Kiki hatte sich einen Damentrakt für die Thermen gewünscht, da Frauen nur vormittags Zutritt hatten. Wenn man keine räumliche Trennung vornehmen konnte, musste es eine zeitliche tun. Aber für eine Hetäre, die abends arbeitete und Morgens eher ausschlafen musste, war solch ein Badetermin schwer einzuhalten. Solch ein zweites Gebäude würde seine Zeit brauchen und war nicht an einem Tag zu erbauen. Aber etwas Schönes - und Saturninus plante gleich zwei Überraschungen für Kiki - konnte man hier und jetzt schon für die Hetäre tun:
Jetzt war Nacht. Die Thermen waren mit Fackeln erleuchtet, und das unruhige Licht ließ die an die Wände gemalten Figuren sich bewegen, als seien sie lebendig. Tiegel mit kostbaren Ölen standen am Beckenrand, drei Badesklavinnen warteten, um zu massieren und zu epilieren (falls gewünscht), Furiersklavinnen hatten Tabletts mit eingelegtem Obst, Gebäck und fein ziselierten Pokalen für Wein und Wasser dabei.
Der Sklave Leon war der einzige anwesende männliche Diener, er trug einen ganzen Stapel feiner weicher Handtücher und auch ihn übergoss das Fackellicht golden. Um seinen Hals trug er eine goldene Kette mit einem silbernen Schlüssel.
Auf den Fliesen lagen Blumenblätter (keine Rosenblüten, es war noch nicht die Zeit), es waren Apfelblüten. Leise Flötenmusik, von einer Flötistin dargeboten, erklang dezent.
Saturninus stellte sich an die geöffnete Tür und wartete auf Kikis Ankunft.
Bildnachweis: Carlo Raso from Naples, Italy, Public domain, via Wikimedia Commons