RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Ich hielt mich von dem ganzen Zirkus fern. Naja, nicht zu fern, von meinem Platz aus bekam ich durchaus mit, wie Calum sich mit Cathbad anlegte und dann wütend davonstapfte, während der Rest noch eine ganze Weile miteinander redete. Um zu hören, worum es ging, waren sie zu weit weg, und ich wollte weder durch Zauber oder Nähe riskieren, von Cathbad bemerkt zu werden. Ich hatte wirklich keinerlei Lust, mich mit ihm zu unterhalten, wo er ohnehin nichts verstand. Wenn er von meinen Söhnen wüsste, würde er versuchen, sich einzumischen, aber sie waren nicht sein, um darüber zu bestimmen. Nein, sie gehörten den Göttern, und ich würde nicht zulassen, dass der dumme Druide im göttlichen Willen mal wieder herumstümperte in seinem kläglichen versuch, ihren Willen zu seinen Gunsten zu lenken. Nein, sollte er denken, dass mein kleiner Feuerzauber der Drache war, so wie Dunduvan es immer und immer wieder falsch bezeichnet hatte, und dadurch blind für die Wahrheit bleiben.
Ich hielt mich außer Sicht, auch als Cinead auf Jagd war und anschließend Fleischstreifen dörrte, und als die anderen aufbrachen, was auch immer zu tun. Ich wusste, dass der Tag der Abreise näher rückte, also wartete ich geduldig bis tief in der Nacht vor dem Aufbruch. Erst da ging ich zu meinem Bruder, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Cathbad meine Anwesenheit nicht bemerken würde und meine Magie hinter dem subtilen Zauber von Fuchsschuh und Schlüsselblume verborgen blieb.
Ich schlich zu der Schlafstätte meines Bruders und stieß ihn leicht an und wartete, dass er wach wurde. Das Feuer war heruntergebrannt und warf keine Schatten mehr, nur das Mondlicht brachte leise Helligkeit in das Haus. Ich wartete also, dass in Cineads Augen Erkenntnis einkehrte und legte den Kopf schief.
“Ich gehe nach Cheddar“, sagte ich leise. Ich wusste, dass mein Bruder und ich uns nun mehrere Monate nicht sehen würden, und allein der Gedanke war seltsam. So lange waren wir noch nie getrennt gewesen. “Ich nehme mir dort eine Hütte. Die Höhle ist keine Lösung für immer.“ Ich wusste ja, dass es Cinead gestört hatte, in der Höhle zu hausen. “Ich erwarte dich dann dort.“
Für gefühlsduselige Worte fehlte mir die Kunst, mich zu verstellen. Ich wusste, dass viele Leute bei Abschieden heulten und seltsame Dinge, die sie nicht meinten, sagten. Aber ich fand das ziemlich dumm. Dinge zu sagen, die ich nicht meinte, und Gefühle zu heucheln, die ich nicht fühlte, war nichts, das ich bei dem einen Menschen, zu dem ich ehrlich sein wollte, vorspielen wollte, also ließ ich es bleiben. Ich wartete also nur auf ein erkennendes brummen oder ein anderes Zeichen, ehe ich dann genauso lautlos ging, wie ich gekommen war, ehe Cathbad doch noch etwas davon mitbekam..
Falke
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