RE: Die Klause am Rande der Quelle
Das der gebrechlich aussehende Herr tatsächlich durch die Türe trat, ohne auf ein willkommenes Wort aus dem Inneren zu warten, irritierte Rhian sichtlich. Und diese Verwirrung zeichnete sich auch überdeutlich auf ihren Gesichtszügen ab. Was hatte das zu bedeuten und wer war dieser Mann, der ungefragt diese kleine Hütte betreten hatte. Vielleicht war dieser gebrechliche Herr der Besitzer eben jener Hütte, die die Priesterinnen für Rhian auserkoren hatten? Schließlich atmete Rhian tief durch und strich sich eine ihrer rötlichen Strähnen aus dem Gesicht. Diese Geste sollte davon ablenken, dass ihre Finger wie Espenlaub zitterten. Also eine Beschäftigung für ihre Finger suchen. Als der gebrechliche Herr meinte, dass sie sich auf die Bank am Feuer setzen sollte, damit er sie besser betrachten konnte und das seine Augen schon nicht mehr gut sahen, verwirrten Rhian nur noch zusätzlich. War dies ein Plan der drei älteren Priesterinnen um sie auf die Probe zu stellen? Bei dem Gedanken an die weitaus erfahreneren Priesterinnen linste Rhian vorsichtig in Richtung der Türe und bemerkte dabei mit Schrecken, dass diese noch offen stand und ein kühler Wind in das Innere der kleinen Hütte wehte. Automatisch wandte sich das Mädchen in Richtung der Türe und schloss diese, damit nicht noch mehr Kälte in die Hütte hinein wehte und die Wärme darin verdrängte. Diese Handlungen geschahen noch bevor der gebrechliche Alte jenen Wunsch an Rhians Ohr dringen lassen konnte. Vielleicht war er nun stolz auf sie, dass sie diese Aufgabe zuerst gesehen hatte, bevor er sie darauf aufmkersam machen musste. Wieso aber wollte sie den Alten stolz machen? Verwirrte Gedanken die dem Mädchen durch den Kopf geisterten. Bevor sie dann doch seinen zuerst augesprochenen Worten gehorchte und zu ihm an die Feuerstelle trat. Das Feuer flackerte in einem lodernden Schein und Rhian hätte am liebsten ihre schmalen Finger dem Feuer entgegen gestreckt. Diese Regung widersagte sie sich jedoch. Stattdessen setzte sie sich auf die hölzerne Bank, so dass er sie im flackernden Schein der Flammen genau betrachten konnte. Vielleicht sah er wirklich nicht mehr so gut.
“Da habt ihr Recht, ich habe erst vor kurzem das Zeichen der Göttin erhalten. Ich wurde in diese Hütte gebracht, um mich voll und ganz auf die Göttin konzentrieren zu können.“
Erklärte Rhian mit einem sanften Klang in ihrer Stimme, wobei sie nicht minder verträumt in die Flammen blickte. Jener verträumte Blick wich im nächsten Moment dann jedoch einem starrenden. Bevor sie langsam ihren Kopf schüttelte und dem Druiden vorsichtig entgegen blickte.
“Ich habe von euch gehört. Auch bei meinen Eltern seid ihr kein Unbekannter.“
Dann verstummte das Mädchen auch schon und blickte Cathbad im nächsten Moment zweifelnd an. Was genau meinte er mit seinen Worten, dass die Priesterinnen den Druiden gehorchen mussten?
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