| Pacorus
Es regnete weiter ohne Unterlass, was für diese Jahreszeit nicht unüblich war. Der junge Mann, der vor der Tür um Einlass bat, ähnelte in der Tat einer eher jämmerlichen Gestalt. Doch Pacorus blieb auch diesmal gnadenlos. Erst wenn er sich sicher sein konnte, dass das Ansinnen des jungen Mannes glaubhaft war, würde er ihn einlassen. Offenbar fand sich der späte Besucher auch damit ab, denn er entschuldigte sich zunächst für sein spätes Erscheinen und stellte gleichzeitig fest, er sei ein Teil der Familie des Dominus Sabinius. Ein gewisser Lucius Sabinius Bellus, ein Cousin aus Ostia in Italia. Es war schon einige Tage her, da man dem Ianitor die baldige Ankunft eines Verwandten des Dominus aus Italia angekündigt hatte. Er erinnerte sich wieder und räusperte sich dann schnell.
"Oh, sei willkommen, Dominus! Du wirst bereits erwartet! Bitte, tritt ein!" Nun bat der Türsklave den Besucher herein und schloss hinter ihm auch gleich wieder die Tür.
Der arme Kerl war völlig durchnässt und sein Schuhwerk war unter dem Schlamm und Matsch der Landstraße kaum noch zu erkennen. Er wollte auch gerne noch den Hausherrn sprechen, wobei sich Pacorus sehr unsicher war, ob dieser zu so später Stunde noch wach war. Für gewöhnlich rief er in solch einem Fall immer einen Sklaven – meist seinen Sohn Beatus – doch es war bereits spät und die meisten Sklaven hatten sich bereits zur Ruhe gelegt. So blieb nichts anderes übrig, als dass Pacorus selbst Hand anlegte und den Besucher von seiner klatschnassen Paenula befreite. Außerdem zog er ihm die verdreckten Stiefel aus und streifte ihm ein paar wärmende Filzpantoffel über. Dann geleitete er den jungen Mann ins Atrium, wo er ihn bat, einen Moment zu warten.
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