Saturnus war mir nicht böse wegen des Pfeils und beteuerte mir, dass er seine Sklaven wesentlich besser behandelte, als Ovidius. Und das stimmte, denn ich hatte tatsächlich keinen Sklaven gesehen, der einen Halsring tragen musste oder in Ketten gelegt worden war. Er war ein gütiger Herr, der für seine Sklaven sorgte. Im Gegensatz zu Ovidius, den er für eine Gefahr hielt, weil er den Frieden gefährdete. Er behauptete sogar, die Römer wollten allen nur den Frieden bringen. Aber das glaubte ich ihm nicht! Ich hatte vieles über die Römer gehört, doch Frieden brachten sie nicht. Sie eroberten alle Länder und unterdrückten die Menschen, die dort lebten. Und sie töteten alle Druiden! In Eíre befürchteten viele, sie könnten auch auf unsere Insel kommen und sie erobern.
Natürlich sagte ich nichts dagegen, sondern nickte nur andächtig. Erst als er von einer Frau namens Verctissa zu sprechen begann, deren Sohn von einem Römer ermordet worden war. Den Namen hatte ich zuvor noch nie gehört und ich wusste auch nicht, was ihr widerfahren war.
"Nein, ich nicht kennen Verctissa," antwortete ich ihm. Offensichtlich hatte sie durch die Römer Gerechtigkeit erfahren. Der Statthalter hatte ihr ein fürstliches Wergeld gezahlt. Aber was war mit dem Römer geschehen, der den Jungen ermordet hatte? Davon erzählte er nichts. Stattdessen ermunterte mich Saturnus, Ovidius anzuklagen, weil er mich unrechtmäßig gefangengenommen hatte. Er meinte, der Statthalter würde auch mich anhören.
"Statthalter ihn bestrafen? Ich nie wieder Ovidius sehen wollen. Denn sonst ich töten Ovidius." Das hatte ich mir geschworen! Lieber wollte ich sterben, als ihm noch einmal in die Hände zu fallen. Ich war richtig aufgebracht deswegen.
Aber Saturnus brachte mich schnell wieder auf andere Gedanken, denn er wusste, wie er mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte. Als ich das Wort Pferde hörte, verzog sich mein Groll sehr schnell. Er wollte mich mit zu seinem Landgut mitnehmen. Ich erinnerte mich, er hatte mir damals in
Ceridwens Hütte von seinem Pferden und seinem Landgut erzählt. Wie damals brannte ich auch heute wieder darauf, seine Pferde und sein Landgut zu sehen.
"Ich gerne dort gehen!" rief ich ganz aufgeregt. Er erzählte mir, dass er dort eine Überraschung für seine Frau plante, die ich natürlich nicht verraten durfte. Auch ich grinste und legte meinen Zeigefinger ganz verschwörerisch auf meine Lippen.
"Ich nicht verraten," versicherte ihm lächelnd.