RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Er sprach davon, dass ich höheren Zweck dienen müsse und dass es besser sei, in einem goldenen Käfig zu leben, statt in Ketten. Diese Worte hallten in meinem Kopf wider. Ein höherer Zweck? War das mein Schicksal? Als Marionette in einem üblen Spiel um Macht und Land zu dienen? Oder meinte er etwas anderes damit? Der Statthalter würde darüber befinden, was mit mir passieren würde. Das bereitete mir einige Sorgen. Bei unserer letzten Begegnung war er zwar freundlich gewesen und hatte mich gehen lassen. Doch nun lagen die Dinge anders. Mein Herz schlug schnell, als er von einem goldenen Käfig sprach, denn ich spürte bereits die scharfen Gitterstäbe, die mich umgaben.
Er nahm mir jedoch ein wenig meiner Anspannung, als er mir versprach, mit Lounus – damit meinte er bestimmt Louarn – sprechen zu wollen und ihm deutlich zu machen, dass alles nur ein großer Irrtum gewesen sei. Ich lächelte daraufhin und war dankbar, dass er mir ein bisschen Hoffnung machen wollte. Wobei ich aber auch stark bezweifelte, dass Louarn sich von ihm beeindrucken lassen würde.
Zu meinem Erstaunen fand er es bedauerlich, dass ich den Tribun nicht getötet hatte. "Du nicht böse?" fragte ich. Offenbar hatte nicht nur ich Abneigungen gegen diesen Mann. Allerdings hätte es für mich wohl auch einschneidende Konsequenzen gehabt, hätte ich ihm ins Herz geschossen, statt nur in den Arm. Wenn man mir habhaft geworden wäre, hätte man mich getötet, meinte Saturnus dann. Mir war, als hätte ich ein Bedauern seinen Worten entnehmen können.
Nachden er mir nun seine Gefühle gestanden hatte, und ich nicht anders konnte, als ihn zu küssen, erwiderte er meinen Kuss. Zunächst erst sanft und verhalten, doch dann voller Leidenschaft. Mir war, als geriet ich in einen Taumel der Leidenschaft. Ich wäre mit ihm gegangen, hätte er mich nun irgendwohin entführt und ich hätte mich ihm hingegeben, wenn er mich gewollt hätte. Doch er löste sich schweratmend von mir und sprach davon, die Situation nicht ausnutzen zu wollen, obwohl er mich so sehr begehrte. Ich seufzte, als er von mir abließ und sehnte mich danach, mich in seinen Armen zu verlieren. Doch dann erinnerte ich mich an Furia Serena. Sie war so freundlich und zuvorkommend zu mir gewesen. Es wäre falsch gewesen, sie so zu hintergehen und zu verletzen.
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