RE: [Aufbahrung] Centurio Accius Florus
Prisca hatte sich die schwarzen Gewänder angezogen und sich von Miriam helfen lassen, die Haare zu öffnen und in hinreichend akzeptablen Maße zu zerzausen. Zum Glück fuhren sie mit dem Wagen zur Castra, denn als trauernde Schwester ging Prisca natürlich auch barfuß, und zum Glück wurde der Wagen auch durchgelassen, denn so eine Castra war wirklich sehr groß.
Die ganze Fahrt über war Prisca sehr schweigsam gewesen und hatte aus dem Fenster geblickt. Sie konnte noch nicht wirklich realisieren, dass ihr Bruder tot war. Sie wusste, dass der Tribun nicht einfach nur so solch eine Nachricht überbringen würde. Es war die Wahrheit. Nur konnte Prisca diese Tatsache nicht wirklich fassen.
Immer noch schweigsam und etwas wackelig auf den Füßen ließ sich Prisca von ihrem Mann aus der Kutsche helfen und betrat das riesige Gebäude, das der Legion als Krankenhaus diente. Sie folgte dem Tribun über den kalten Boden, gab aber keinen Laut von sich, im Gegensatz zu Miriam, die ihrer Funktion als Klageweib pflichtbewusst und laut nachkam, obwohl Prisca sich sehr sicher war, dass sie absolut keine positiven Gefühle für Marcus Accius Florus hegte. Wirklich gar keine.
Schließlich wurde sie in einen Raum geführt, in dem mehrere Öllampen diffuses Licht verbreiteten. Relativ zentral auf einer einfachen Holzpritsche, die etwas erhöht worden war, lag Florus. Priscas Schritt stockte einen Moment, da sie irgendwie bis zu diesem Augenblick doch gedacht hatte, es wäre ein Irrtum oder ein Traum und Florus würde sie nur mit einer hämischen Bemerkung empfangen, sie Pferdegesicht nennen und über ihre Dummheit lachen. Aber das tat er nicht. Das würde er nie wieder. Und die Erkenntnis darüber traf sie mehr, als sie erwartet hätte.
Sie merkte gar nicht, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, als sie auf ihren aufgebahrten Bruder zuging und zu ihm hintrat. Er hatte seine Lorica an, wie er es sehr oft hatte. Aber irgendwie sah er gar nicht wie Florus aus.. Er lag da und war ganz bleich. Seine Haut schien fast schon bläulich. Die Wangen waren eingefallen, obwohl ihm mit einem Band der Mund geschlossen worden war. Die Augen waren geschlossen. Er sah fast friedlich aus, aber Marcus Accius Florus war nie friedlich gewesen. Das hier war falsch. Das hier war so unecht und doch gleichzeitig wieder echt, dass Prisca nicht wusste, was sie denken oder fühlen sollte, während Miriam lautstark jammerte und heulte.
Sie zitterte heftig und ihre Hand ging leicht in seine Richtung, aber sie traute sich nicht, ihn zu berühren. Ihren Vater hatte sie damals berührt, hatte ihm einen letzten Kuss auf die Wange gegeben und sich laut heulend über seinen Leichnam geworfen. Die Unreinheit damals war etwas gewesen, dass sie gerne in Kauf genommen hatte, nur um ihm noch einmal nahe zu sein.
Aber jetzt hatte Prisca Angst um das Kind in sich und traute sich nicht einmal diese eine einfache Berührung, um sicher zu gehen, dass er kein Traumbild war. Um zu fühlen, dass sein Leib erkaltet und er wirklich tot und sein Genius auf dem Weg in die Unterwelt war.
“Mein Bruder verehrte Mithras. Ein-ein-ein Eingeweihter oder Priester sollte hier sein bei ihm.“, stotterte sie ganz durcheinander und wusste gar nicht, was sie tun oder sagen oder auch nur fühlen sollte.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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