In einer Minute war der alte Druide nur ein wenig kauzig und mürrisch und im nächsten Moment schien er regelrecht zornig zu sein und sprang auf, obwohl er nicht einmal mehr Schuhe anhatte und polterte herum. Mir gefiel seine herrische Art nicht, aber ich konnte ihn auch nicht zurechtweisen. Die Druiden und Priesterinnen hatten schon in meiner Jugend recht unabhängig voneinander operiert, da es einfach nicht mehr so viele davon gab und nach Mona gab es so gut wie gar keine mehr in diesem Teil des Landes.
Bevor ich allerdings noch zu einer Erwiderung ansetzen konnte, ließ Cathbad eine Bombe platzen. Rhian war eine Prinzessin und er hatte ihr nichts gesagt? "Willst du mir damit sagen, dass Rhian die Tochter von Rhydderch und Nichte von Heddwyn ist, der jetzt über die Silurer herrscht?" In meinem Kopf ratterte es. Rhydderch war vor gut zehn Jahren ermordert worden und sein jüngerer Bruder Heddwyn hatte die Herrschaft übernommen und keine eigenen Kinder. Man sagte, dass die Römer Rhydderch ermordet haben, weil er ein wesentlich stärkerer Anführer als Heddwyn war und seitdem war der Stern der Silurer gesunken und das Schlachtenglück ihnen nicht mehr hold gewesen.
"Die Prinzessin des Südens und der Prinz des Nordens..." Wo hatte ich das nur gehört? War es eine Prophezeiung gewesen oder mir einfach so in den Kopf gekrochen? "Ich verstehe..." presste ich hervor. Mir gefiel diese Situation gar nicht, denn das Mädchen wirkte so schüchtern und so glücklich hier. Aber gegen die Pläne von Cathbad und den Willen der Götter konnte auch ich mich nicht auflehnen. "Rhian ist ein gutes Kind. Sie wird ihr Schicksal annehmen und erfüllen. Da bin ich mir sicher." Und doch sollte sie in zwei Monden schon verheiratet sein.
Der Alte war so zornig, dass er sogar auf den Tisch gehauen hatte, aber ich zuckte durch so etwas nicht zusammen. Auch ich musste Gehorsam leisten, selbst wenn es mir nicht gefiel und so half ich dem alten Kauz wieder in seine Stiefel, damit er zu Raven und Rhian gehen konnte. Ich hoffte sowohl für Raven als auch für Rhian, dass die Enttäuschung über den Dienst an den Göttern nicht zu groß war, jetzt wo Cathbad alle Pläne durcheinander wirbelte.