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Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
03-18-2024, 11:48 AM,
Beitrag #1
Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Es waren bereits mehrere Tage vergangen, seitdem Furius Saturnus mich auf dem Sklavenmarkt gekauft und in sein stattliches Haus gebracht hatte. Trotz der vergangenen Zeit war ich mir immer noch unsicher, ob ich nun nur sein Gast oder aber seine Sklavin war. Sowohl er als auch seine Frau behandelten mich mit einer zuvorkommenden Freundlichkeit und sorgten dafür, dass es mir an nichts mangelte. Auch die Sklaven schienen bemüht, mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Sabi und Seang, die beiden Köchinnen des Hauses, verwöhnten mich täglich mit ihren Kochkünsten, damit ich wieder zu Kräften kam. Darüber hinaus unterstützten sie mich dabei, mich verständlich zu machen und übersetzten mir die lateinischen Worte, die mir noch fremd waren.
Trotz all dieser Freundlichkeiten und Annehmlichkeiten konnte ich nicht ganz glauben, dass Furius Saturnus dies alles nur aus reiner Menschenfreundlichkeit tat. Ein Teil von mir fragte sich ständig, was seine wahren Absichten waren. War es wirklich nur Mitgefühl, das ihn dazu trieb, oder steckte mehr dahinter?  Ich erhoffte mir ein paar Antworten auf meine Fragen in dem Gespräch. das Furius Saturnus mit mir führen wollte, wenn ich mich etwas erholt hatte.

Die Wunden, die meinem Körper zugefügt worden waren, heilten mit der Zeit. Doch die, die man nicht sah, quälten mich nachts. Tagsüber versuchte ich, mir davon nichts anmerken zu lassen. Ich begann wieder damit, die Sprache zu lernen und meine Umgebung zu erkunden. Die Sachen zur Körperpflege, die mir Furia Serena gegeben hatte, benutzte ich nun regelmäßig.  Auch die beiden neuen Kleider trug ich. Nur mein Haar trug ich  wie bisher zu einem langen Zopf geflochten.
Seit ein paar Tagen hatte ich nun auch etwas bunte Wolle und Webebrettchen erhalten. Ein handwerklich geschickter Sklave hatte mir sogar einen Rahmen dafür gebaut, so dass ich meine Weberei überall hin mitnehmen konnte. Mit Weben verbrachte ich nun die meiste Zeit. Ich hatte schon bald ein Zierband gewebt,  mit dem ich meine Kleider verzierte. Manchmal setzte ich mich hinaus in den Garten und webte. Wenn die Sonnenstrahlen mich wärmten und ich beim Weben meinen Gedanken freien Lauf lassen konnte, kam mir manchmal sogar ein Lied über die Lippen. Auch heute hatte sich die Sonne gegen die grauen Wolken durchgesetzt. Wieder saß ich draußen im Garten, webte und sang ein Lied dazu.
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03-19-2024, 02:39 PM,
Beitrag #2
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Nivis ging es offensichtlich besser; die Ruhe, das geregelte Leben, das gute Essen hatten sie körperlich wieder hergestellt, soweit Saturninus berichtet wurde. Die beiden keltischen Köchinnen lehrten sie Latein, aber auch Serena tat es. Die junge Keltin webte mit Serenas Mägden. Die kleine Saturnina mochte sie, denn wenn Niamh kam, streckte sie die Ärmchen nach ihr aus.
Nun saß sie im Garten, und sie sang ein schönes Lied. Das erinnerte Saturninus an Deirdre, sie hatte auch gerne gesungen. Das war vermutlich etwas, was die Keltinnen gerne taten. Ihre Lieder waren irgendwie melancholisch, als sprächen sie von einer schon längst versunkenen Welt.
Saturninus, der nur eine einfache Haustunika und Sandalen trug, blieb stehen und lauschte. Erst als Niamh ihren Gesang beendete, sagte er leise: "Salve - sehr hübsch", er ließ es offen, ob er das Lied oder die junge Frau meinte. Sie war nun gekleidet wie ein vornehmes römisches Mädchen, hatte allerdings einen langen roten Zopf.
" Wie geht es dir? Fühlst du dich in der Lage, einige meiner Fragen zu beantworten, Nivis?", sagte er langsam, damit sie ihm folgen konnte:
"Wenn du etwas nicht verstehst, hole ich besser Sabi", er nahm sich einen Stuhl und setzte sich in gebührendem Abstand gegenüber.
"Wie ist dein vollständiger Name? Wer sind deine Eltern? Wie heißt dein Volk?", fragte er dann.
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Honoratior von Iscalis
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03-22-2024, 07:52 PM,
Beitrag #3
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Das Lied weckte alte Erinnerungen wieder. Damals, als alles noch gut war. Als ich nur ein junges Mädchen war, das bald mit dem jungen Mann, dem es versprochen war, verheiratet sein würde. Der letzte Sommer, bevor sich mein Leben radikal geändert hatte. An die schlimmen Dinge, die danach passiert waren, versuchte ich nicht zu denken. Ich hoffte, wenn ich sie lange genug  verdrängte, würde ich sie vielleicht eines Tages sogar vergessen können. Aber all das war bloß ein Wunschdenken. Heute zumindest sorgte das Weben dafür, dass meine Gedanken nicht weiter abschweiften. Ich musste mich auf mein Muster konzentrieren, das ich weben wollte.
Als mein Lied dann zu Ende ging, zuckte ich überrascht zusammen, als ich hinter mir eine Stimme hörte. Ich wandte mich um und erblickte Furius Saturnus. Offenbar stand er dort schon eine Weile und hatte meinem Lied zugehört. Ich errötete leicht, denn ich war nicht wirklich eine gute Sängerin.
"Salve," entgegnete ich schüchtern und lächelte dann, als er meinte, das Lied sei hübsch gewesen. Wenn die Sprachbarriere mich nicht zurückgehalten hätte, dann hätte ich ihm noch so viel über das Lied sagen können. Doch so fehlten mir einfach die Worte dazu. 
Er stellte mir Fragen und ich brauchte einen Moment, bis ich verstanden hatte, was er meinte und bis ich die Worte für meine Antwort fand. Denn Sabi oder Seang waren gerade nicht hier, um für mich in die Bresche zu springen und zu übersetzen. "Danke gut. Ja, ich kann Fragen antworten", entgegnete ich schließlich nickend. Zum Glück sprach er nicht so schnell, so dass ich vieles verstehen konnte. 
"Ich versuchen", meinte ich dann, denn ich hatte schon viel gelernt, seitdem ich hier war. Zuerst wollte er meinen ganzen Namen wissen und wer meine Eltern waren und wie der Name unseres Stammes lautete. Das war einfach und so folgte recht schnell auch eine Antwort. "Niamh Ní Conchobar*  mein Name ist. Niamh Tochter von Conchobar. Mein Vater Conchobar Uí Riaghain** und mein Mutter Caoihme Bean*** Uí Riaghain. Volk heißt Cuirennrige****." Ich bezweifelte, dass er diesen Namen schon einmal gehört hatte, geschweige denn, dass er sie aussprechen konnte.


Hilfen zur Aussprache  Wink
*
** sprich: I Rian

*** sprich: Quiwa Ban
**** sprich: Kjunrugge
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03-25-2024, 05:10 PM,
Beitrag #4
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Nivis überschüttete ihn mit einer Menge ausländischer Namen. Es war eine reizende Sprache, ein wenig wie Vogelrufe, aber Saturninus sagte das alles nichts, und er war schlecht darin, sich barbarische Wörter zu merken ( Warum sollte er, wo doch genauso gut alle Untertanen Latein lernen konnten) 
Etwas verlegen kratzte er sich hinterm Ohr: " Das ist sehr viel für mich, werte Nivis", gestand er halb lachend: "Dein Vater  - Iranius?* - ist er wirklich ein König? Regiert er dein Volk?", ihm fiel rechtzeitig ein, dass die Kelten nach Barbarenart manchmal auch Frauen an ihre Regierung ließen:
"Oder ist deine Mutter eine Königin?" Ihr Name klang für ihn ein wenig wie "quiebat"**, aber er war sich sicher, dass er Niamh da falsch verstanden hatte, kein Mensch hieß doch  "sie konnte"
"Dein Volk - hat das etwas mit dem Stamm der Coriondi zu tun?" , die waren Saturninus als Händler für irische Hunde bekannt: 
"Von was lebt es? Nur von Viehzucht? Oder auch vom Handel? Betreibt es gar Bergbau?", um das Niamh besser zu erklären, nahm er einen Messingbecher zur Hand, zu dessen Herstellung man Kupfer und Zink brauchte. Es hatte so einen schönen gelben Glanz, das es ab und zu als gefälschtes Gold gehandelt wurde:
"Ich habe gelesen, dass es auf Hibernia Kupfer-  und Zinkminen gibt"
Saturninus war bestrebt herauszufinden, ob Niamhs Volk für Rom irgendwie wichtig werden konnte. Ob die junge Frau wichtig werden konnte. Wegen noch so guter Jagdhunde und schlecht ausgebildeter Sklaven würde das Imperium keinen Krieg beginnen. Aber vielleicht gab es auf Hibernia etwas Interessantes, das ihnen bisher entgangen war. 


Sim off: * I Rian  ** Quiwa Ban    Rolleyes

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Honoratior von Iscalis
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03-28-2024, 09:24 AM,
Beitrag #5
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Ich hatte Saturnus mit all den Namwn, die ich ihm genannt hatte, überfordert. Vielleicht verstand er ja nun, wie es für mich sein musste, seine Sprache zu verstehen, in der es ja auch nur scheinbar endlose Namen gab.
Er lachte etwas verlegen, doch dann kam er auf meinen Vater zu sprechen. Die Art, wie er ihn nannte, hörte sich in meinen Ohren seltsam an. Er wollte wissen, ob er ein König war. "Mein Vater –Conchobar – ist nicht König und mein Mutter, erster Name ist Caoihme. Bean Ui Riaghain heißt Frau von Sohn von  Riaghain. Sie ist auch kein Königin", antwortete ich und schüttelte dabei den Kopf. "Er Krieger von König," versuchte ich zu erklären, merkte aber sehr schnell, dass ich sprachlich an meine Grenzen stieß. "Mein Vater war ein Gefolgsmann des Königs. Einer seiner Edelmänner und er stand treu zu ihm, bis in den Tod!" sprach ich weiter, allerdings in der Sprache der Einheimischen. Vielleicht war es doch besser, wenn eine der beiden Köchinnen doch noch zum Übersetzen hinzugezogen wurde.
Als er weiter nach meinem Volk fragte, nannte er einen fremdklingenden Namen, den ich allerdings schon einmal gehört hatte. Die fremden Kaufleute, die manchmal zu uns gekommen waren, nannten uns so. "Coriondi", wiederholte ich und nickte. "Ja."

Saturnus wollte wirklich sehr viel wissen. Zu viel für meinen Geschmack. Eben auch, wovon mein Volk lebte und ob es wertvolle Dinge in unserem Land gab. Dabei griff er nach dem goldfarbenen Becher, um mir zu verdeutlichen, was er meinte. Gold gab es in der Tat in meiner Heimat. Man fand es vorwiegend in den Flüssen. Man erzählte sich in meiner Heimat, dass es vor langer Zeit so viel Gold gegeben hatte, mit dem man alles vergolden konnte. Diese goldenen Zeiten aber waren lange vorbei. Nun herrschte das Chaos dort, Gewalt und Krieg! "Viehzucht! Davon wir leben," entgegnete ich ihm. "Wir kein Kupfer und kein Zink. In Mumhain.", sagte ich. Das Metall wurde tatsächlich eher im Süden und Südwesten abgebaut.
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03-29-2024, 05:23 PM,
Beitrag #6
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Ein wenig hatte Saturninus von seinem Dolmetscher Tarutius mittlerweile über die hiesige Kultur mitbekommen:
"Adelig?!", wiederholte er: "Ein Wagenlenker? Ein Schmied vielleicht?"  Er führte eine Pantomime auf, um sich mit Niamh zu verständigen. Denn das waren die Berufe, die bei den Kelten in hohem Ansehen standen.

Und der Furius erinnerte sich außerdem an das, was ihm Ceridwen während des Wagenrennens zu Ehren des Legatus Augusti erzählt hatte: 

Niamh hatte bei der gewaltsamen Machtübernahme eines neuen Königs fliehen müssen. Ihre Angehörigen, Anhänger des alten Königs,  wurden alle getötet.  Der Händler Erwan kannte die Familie und versteckte das Mädchen. Als er sie aber verheiraten wollte, floh sie weiter zu ihrer Tante nach Cheddar. Der neue König, Dermot, erdreistete sich jedoch, seine Krieger nach Britannien zu schicken, um sie zu suchen. Vermutlich hatten diese den Tuchhändler Erwan auf dem Gewissen. Und einen Brand in Iscalis verursacht:

" Dermot -  der ist dein Feind? Er hat deine Leute getötet, nicht wahr? Seine - Männer waren hier hinter dir her? Hier in Iscalis? Haben sie auch Erwan den Gallier getötet?", fragte er:

"Ich weiß, dass du damals in Erwans Haus warst. Einer meiner Freunde hat dich wiedererkannt. Du hast den Hausbrand und die Explosion im Sadtviertel überlebt.  Hattest du etwas mit dem Feuer zu tun? Du kannst es mir ruhig sagen, ich werde dich beschützen",
nun kamen die Fragen schneller - Niamh sollte sich keine Geschichte überlegen können, sondern möglichst rasch antworten.

Auf Brandstiftung stand allerdings Tod durch Verbrennen. Und war dieser Dermot aus Hibernia, in Roms Augen bestimmt nicht mehr als ein Stammeshäuptling über ein Grüppchen von Wilden, tatsächlich mordend und brennend in eine römische Provinz eingedrungen, würde es vermutlich eine Strafexpedition auf seine Drecksinsel geben.
Wenn aber Niamh mehr über die seltsame Explosion bei Erwan wusste, so führte hier vielleicht eine neue Spur zur Explosion im Bergwerk.

Saturninus rätselte noch. Er hielt die junge Keltin auch gar nicht für eine Haupttäterin, dazu war sie zu unbedarft. Doch sie konnte etwas wissen.
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Honoratior von Iscalis
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03-31-2024, 09:29 AM,
Beitrag #7
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Wieder wollte es der Römer genauer wissen. Ich nickte, als er mich fragte, ob wir von adliger Herkunft waren. Mein Vater war dem König immer treu ergeben gewesen. Das hatte er ihm mit Vertrauen, Land, Macht und Reichtum vergolten. "Mein Vater hat viele Pferde und Hunde. Nur Krieger von Adel reiten oder fahren Wagen in Kampf. Er Herr von über hundert Krieger und Herr über Bauern von unser Land." Vielleicht konnte er sich nun eine Vorstellung davon machen, was für ein Mann mein Vater gewesen war.

Als er dann versuchte, den Namen des Verräters auszusprechen, weiteten sich meine Augen. Noch immer löste dieser eine Name Angst und Schrecken bei mir aus. "Männer von Diarmait töten meine Familie! Töten alle. Auch Diener und treue Männer von meinem Vater." Sie hatten mir auch meine gute und treue Gwen genommen, als sie mich schützen wollte! Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich wieder daran zurückdenken musste, obwohl es doch nun schon fast zwei Jahre her war. Wieder nickte ich. "Sie suchen mich, weil sie mich auch töten." In gewisser Weise war ich für den Verräter immer noch eine Gefahr, solange ich lebte. Sicher gab es in meiner Heimat immer noch Getreue meines Vaters, die nun im Verborgenen leben mussten. Käme ich eines Tages zurück, könnte ich dem Verräter vielleicht gefährlich werden.

Furius Saturnus erwähnte nun auch den gallischen Tuchhändler, der mich damals gerettet hatte. Erwan hatte sich als leider aber auch als Sklavenhändler herausgestellt, der auf seinen Reisen durch Hibernia meist junge Frauen mitbrachte, die er dann früher oder später als Sklavinnen verkaufte. Mich hatte er erst mit einem der Männer seines Geschäftspartners verheiraten wollen, um seinen Vorteil daraus zu ziehen. Als das nicht geklappt hatte, hätte er mich beinahe in die Sklaverei verkauft, wären da nicht Louarn und seine Brüder gewesen, die ihn gestoppt hatten. Ich es war, der über ihn das Todesurteil gefällt hatte, Doch davon durfte der Römer nichts erfahren, auch wenn ich ihn eigentlich nicht belügen wollte, denn ich hatte ihm viel zu verdanken! Ebenso lag es mir fern, Louarn und seine Brüder zu beschuldigen. Er hatte mir zwar wehgetan, dennoch wollte ich ihn oder die anderen nun nicht ans Messer liefern. Also nickte ich wieder betrübt, als er mich fragte, ob Diarmaits Männer auch Erwan getötet hatten. "Erwan mich retten. Ich wohnen in sein Haus. Aber dann ich gehen fort. Weil ich lieben andere Mann." Wieder liefen mir die Tränen über die Wangen, als ich an Louarn dachte. "Als Erwan tot, ich versteckt in Cheddar, bei Ceridwen", schluchzte ich. Das sollte als Antwort genügen. Sollte der Römer sich selbst einen Reim darauf machen, wer Erwans Haus in Brand gesteckt hatte und wer den Gallier getötet hatte. Wenn er glaubte, Diarmaits Leute steckten dahinter, umso besser!
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04-01-2024, 02:37 PM,
Beitrag #8
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Das Niamhs Vater Herr über Krieger und Bauern gewesen war, sprach für einen Vasallen eines Königs. Das Mädchen schien nach ihrer Aussage aber nicht mehr in Erwans Haus gewesen zu sein, als das Feuer ausbrach. Sie war keine Sklavin, vielleicht hatte Erwan sie sogar freiwillig gehen lassen. Befragen konnte man ihn nicht, der Betreffende war tot.

"Wenn Leute von diesem Dermot hier waren, hat er Rom zumindest herausgefordert. Andere - nicht ich  - werden entscheiden, ob und wie wir darauf reagieren", erwiderte Saturninus. Er war nur ein Provinzialbeamter. Ob Rom auf solche Provokation reagierte, war Entscheidung des britannischen Statthalters. Vermutlich würde man auch nur reagieren, wenn man generell Interesse an Hibernia hätte:

"Aber er wird nicht wagen, hierher zukommen. Keine Angst mehr" 
Niamh, überwältigt von der schmerzlichen Erinnerung, hatte angefangen, zu weinen. Der Anblick einer zarten Frau, der Tränen über die Wangen liefen, ließ Saturninus nicht kalt. Er schaute sich um, dann nahm er eines der Deckchen, die auf einem Klapptisch lagen und reichte es Nivis. Dabei streifte er ihr Kinn:
"Entschuldige, ich bin sehr ungeschickt", sagte er, doch die Berührung ihrer zarten Haut hatte ihn an die alte Anziehung erinnert, die er damals in Ceridwens Hütte gespürt hatte, als er die junge Frau das erste Mal getroffen hatte:

"Wer ist der junge Mann, in den du dich verliebt hast, werte Nivis? Jemand aus deiner früheren Heimat oder einer meiner Klienten aus Cheddar?", fragte er wie beiläufig.
Am liebsten hätte er ihr selbst die Tränen weggetupft, doch nun gab er ihr das Tüchlein in die Hand.
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Honoratior von Iscalis
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04-02-2024, 09:16 AM,
Beitrag #9
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
Furius Saturnus versicherte mir, ich müsse keine Angst mehr vor Diarmait und seinen Männern haben. Hier wäre ich an einem sicheren Ort. Das klang zunächst einmal beruhigend. Allerdings hatte er aber auch schon bewiesen, dass er unberechenbar sein konnte. Als er mich zu diesem Wagenrennen eingeladen hatte, geschah das nicht aus reiner Freundlichkeit. Er hatte ganz andere Absichten damit verfolgt. Aber seitdem ich nun unter Römern lebte, hatte ich eines von ihnen gelernt. Sie taten niemals etwas einfach so. Sie verfolgten stets ihre eigenen Interessen dabei. Sie gaben etwas und erwarteten dafür eine Gegenleistung. Wenn diese aber dann ausblieb, hatte das seine Konsequenzen. Das hatte mich Ovidius gelehrt. Daher würde es sehr hilfreich sein, herauszufinden, welche Absichten Furius Saturnus damit verfolgte, mich hier in seinem Haus wohnen zu lassen. Was also war der Preis für seinen Schutz und all die Annehmlichkeiten, die er mir zuteilwerden ließ? Und was waren die Konsequenzen, wenn ich seinen Preis nicht zahlen wollte oder konnte?

Meine Wangen waren von meinen Tränen feucht geworden. Er reichte mir ein Tuch, damit ich sie trocknen konnte. Dabei hatte seine Hand mein Kinn leicht gestreift. Dafür entschuldigte er sich nun. „Danke!“ entgegnete ich und nahm das Tuch entgegen. Ich war dankbar für seine Geste der Freundlichkeit, aber mein Herz blieb trotz allem schwer von der Last vergangener Gefühle.
Ganz beiläufig erkundigte er sich nach jenem Mann, den ich erwähnt hatte und in den ich mich verliebt hatte.
"Nein, er nicht von Eíre. Er von hier. Louarn sein Name ist. Du ihn gesehen an Lughnassadh, wenn du spielen Iomaint. Ich dich auch sehen." Das Lächeln kehrte für kurze Zeit zu mir zurück, als ich an diesen schönen Sommertag zurückdachte, an dem ich glaubte, endlich mein Glück gefunden zu haben. Louarn und ich hatten uns noch über den verrückten Römer lustig gemacht, der sich getraut hatte, bei dem Spiel mitzuspielen.
"Aber Louarn gehen weg." Mein Lächeln war wieder verschwunden und machte einem leeren Ausdruck Platz, denn in meinem Herzen herrschte seitdem völlige Leere. Wie eine verblühte Blume ließ ich den Kopf hängen. "Er böse mit mir, weil er gesehen, wenn ich war mit deine Freund. Er mich nicht mehr lieben." Wieder kullerte eine Träne über meine Wange. So schwer es auch war, ich musste endlich akzeptieren, dass das mit Louarn vorbei war und er mich nicht mehr liebte. Ich musste lernen, ihn loszulassen.

Nach einer Weile sah ich wieder auf und blickte fest in sein Gesicht, als könne ich so ergründen, aus welchem Grund ich hier war und was er mit mir vorhatte. Er hatte auf dem Sklavenmarkt Geld für mich bezahlt, aber ich wurde in seinem Haus wie ein Gast behandelt. Ich wusste nun, dass er mit allem was er tat, nur seine Interessen verfolgte.  Was waren seine Interessen und was war ich nun in seinen Augen? Sein Gast oder seine Sklavin? Denn ja, zweifellos lag mein Leben in seinen Händen. "Ich jetzt in dein Haus. Was willst du tun mit mir?" fragte ich ihn frei heraus.
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04-03-2024, 06:35 PM,
Beitrag #10
RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß
"Ach, das Spiel mit den Schlägern- ja, das war amüsant!", Saturninus lächelte, dass er sich blamiert hatte, nahm er nicht übel. Er war schließlich der einzige Römer gewesen, der sich überhaupt aufs Spielfeld getraut hatte:
"Louanus ist dein Freund? Er ist bestimmt ein guter, tapferer Mann. Doch, wenn Rom Pläne mit dir haben sollte, Nivis, dann wirst du eine vorteilhafte Ehe zum Wohle von Hibernia schließen und diesen Mann vergessen müssen. Vielleicht einen Herrscher heiraten. Ja,  ich weiß schon, was du jetzt sagen möchtest", der Furius wurde ernst:
"Dass du diesen Lo- an liebst, dass ihm dein Herz gehört. Doch weißt du, Nivis, da wir oben stehen und das Beste wollen, dann können wir nicht unserem Herzen folgen. Dann dienen wir nämlich einem höheren Zweck. Willst du denn nicht das Beste für deine Coriondi? Willst du nicht deine Eltern rächen? Willst du diesen bösen Dermot nicht bestrafen?", Saturninus hatte langsam gesprochen, mit vielen Gesten, damit die Keltin ihm folgen konnte:
"Römische Adlige werden dazu erzogen, eine Ehe zu einem höheren Wohl einzugehen. Und ja, es kann geschehen, dass man dann sein Leben lang im Inneren einsam und unglücklich bleiben muss. Besonders wenn man eine Frau ist. Wir Männer machen es uns da oft - netter"
wieder weinte Niamh, als sie an ihre verlorene Liebe dachte. Saturninus konnte nicht widerstehen, er streckte nun die Hand aus, am liebsten hätte er Nivis Haar gestreichelt, aber er beherrschte sich:
"Sobald du wieder ganz und gar gesund bist, frage ich den Statthalter Petilius Rufus um Rat. So lange bist du unser Gast, erholst dich, lernst Latein und feine Sitten. Es gibt niemanden Besseres als Serena, um dich das Benehmen einer römischen Dame zu lehren. Du bist keinesfalls eine Sklavin. 
- Wie bist du überhaupt diesem üblen Ovidius als Sklavin in die Hände gefallen?
Ich muss mich außerdem bei dir entschuldigen. Ich hatte mich damals beim Wagenrennen in dir geirrt. Ich dachte, dass Ceridwen und du wüssten, was sie  da täten. 
Der Legat Augusti ist ein bedeutender und mächtiger Mann, Nivis. Er ist selbst kein König, aber er vertritt den Kaiser in Rom. Der Kaiser in Rom ist wie ein Herrscher über viele Könige, verstehst du? Viele Mädchen wollen den Statthalter gerne kennen lernen. Ich dachte, du auch", 
Saturninus legte die Hände auf seinen Rücken und biss sich auf die Lippen. Er wirkte nervös und schlug die Augen nieder. Das Vögelchen war schüchtern, da musste man mit Fingerspitzengefühl vorgehen:
"Sonst hätte ich dich ihm nicht vorgestellt. Denn weißt du: Eigentlich fand ich dich sehr hübsch und hatte mich ein wenig in dich verliebt. Ich wollte dich selber gerne näher kennen lernen. Bitte verzeihe mir dieses Ansinnen! Du hast eine  Haut wie Milch und so schöne Augen, und dein Haar ist rotgold wie reinstes poliertes Kupfer.
- Verzeihe mir, dass ich dich immer noch, in diesem Moment, wunderschön finde", Saturninus hob nun den Blick und sah direkt in Niamhs Augen. doch hütete er sich, sich sonst zu bewegen.
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[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]

Honoratior von Iscalis
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