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Das Heim der Priesterin
03-03-2024, 06:57 PM,
Beitrag #111
RE: Das Heim der Priesterin
Das Gebrummel des alten Druiden, dass er sich zu helfen wüsste, ignorierte ich geflissentlich. Dass er mir allerdings fast den ganzen Honig versoff hätte er sich sparen können. Es gab nur wenige Imker in einem Umkreis von einem Tag und ich würde wieder einiges dafür tauschen müssen oder selbst bitteren Tee trinken. Meine Laune sank gerade gen Nullpunkt. 

"Raven und Anwen sind derzeit Gäste hier. Beide sind verletzt hier angekommen und die Kräuterpaste ist der letzte Verband für Raven. Ihre Wunde sollte in den kommenden Tagen geheilt sein. Ich habe die beiden in Theras alter Hütte untergebracht, die ich eigentlich für Rhian auf Vordermann gebracht hatte. Doch bevor sie einziehen konnte, sind die beiden Verletzten hier angekommen."

Ein sachlicher Bericht, während die Paste schön langsam breiig wurde. War auch Zeit, da mir schon die Schulter weh tat. Ehe ich noch mehr sagen konnte, hing der Alte schon wieder im Honigtopf! Da konnte ja kaum noch was drinnen sein. Vielleicht hätte ich besser fragen sollen, ob er ein wenig Kräutersud zu seinem Honig haben wollte statt umgekehrt. Demonstrativ räumte ich den letzten Rest Honig weg, ehe er den noch mit einem Löffel pur vor meinen Augen verputzte. 

"Wenn du dich waschen willst, so kann ich dir später warmes Wasser bringen sobald ich den Kräutersud abgefüllt und neues Wasser warm gemacht habe." Nötig wäre es auf jeden Fall. Die Hütte roch schon ein bisschen nach nassem Hund.
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04-03-2024, 11:58 AM,
Beitrag #112
RE: Das Heim der Priesterin
Cathbad nickte zuerst nur und schmunzelte in seinen grauen Bart, als sie so demonstrativ den Honig wegräumte. Gilda war eine starke Frau, zu alten Zeiten hätte sich niemand getraut sich über einen Druiden zu ärgern, aber er war sich sicher, bei Ihr wäre das immer so gewesen.
„Was ist mit Raven? Was ist passiert das sie verletzt ist?“ man sah ihm an das er wirklich besorgt war.
„Hat es etwas mit der Explosion zu tun? War sie etwa dabei? Was hat sich Dunduvan nur dabei gedacht, der Junge bringt mich noch um den Verstand.“ Schimpfte er vor sich her als er nun den leeren Becher auf den Tisch abstellte.
„Du sagst sie ist bald wieder gesund, zu Vollmond soll ihre Weihe sein, ich brauche sie im Norden. Wir müssen bald aufbrechen die Hochzeit ist für den zweiten Vollmond vorgesehen.“
Er setzte sich auf. „Was ist mit der Prinzessin? Ihr geht es hoffentlich gut. Ich muss so bald wie möglich mit ihr reden, aber zuerst geht es um Raven, soll ich nach ihr sehen?“
Es war äußert selten das der alte Mann sich um jemand Sorgen machte, sogar um sich selbst sorgte er sich nicht aber bei Raven war es etwas ganz anderes.
Er war sich ganz sicher das für das Mädchen etwas ganz Großes vorgesehen war und dass er derjenige sein würde der das Begleiten würde. Überhaupt glaubte er fest daran das nur er wusste, was die Zukunft für sie alle noch vorhatte. Mit seinen Brüdern hatte er deswegen schon öfters Streit gehabt, vor allem mit Caradoc hatte er so manche Auseinandersetzung. Der junge Druide hatte einfach nicht den Blick für das Große und Ganze gehabt und immer etwas von Versöhnung und Miteinander gefaselt. Jetzt war er tot, von seinen „Zukunfsbringern“ ermordet, soviel zu Frieden und ein Miteinander.
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04-03-2024, 01:20 PM,
Beitrag #113
RE: Das Heim der Priesterin
Der Verband war fertig und ich legte die vorbereiteten ausgekochten Leinenstreifen vor mir auf den Tisch und bestrich den Verband mit der Kräuterpaste für Raven, während der alte Druide nach der Verletzung fragte. "Sie hat Verbrennungen und Alpträume von dem, was mir Rhian so berichtet. Die Taverne der Wirtsfamilie, bei der sie gelebt hat, ist abgebrannt und die Wirtsleute gestorben. Raven kam mit Verbrennungen davon und hat den Weg hierher zurückgefunden trotz starkem Fieber. Aber in einigen Tagen ist sie wieder gesund."

Ich legte den Verband zusammen, den ich dann gleich zu Raven rüber bringen wollte. "Ach du willst sie zu Vollmond weihen? Zeit wird es auf jeden Fall für Raven. Das trifft sich gut...Rhian hat auch vor drei Tagen ihren blauen Sichelmond erhalten und ich wollte sie zu Vollmond ebenfalls zur Priesterin weihen. Du findest Raven und Anwen drüben in Theras alter Hütte. Das Mädchen Rhian ist in der alten Klause bei der Quelle, wo sie sich für ihre Weihe reinigt und vorbereitet."

Bei dem Wort Prinzessin wurde ich aber stutzig. Wurde der alte Druide schon senil? "Was für eine Prinzessin, Cathbad? Das hier ist die Quelle und kein Königshof. Hier gibt es nur Priesterinnen und Novizinnen und keine Prinzessinnen" meinte ich leichthin mit einem Schmunzeln. Vielleicht brachte Cathbad nur etwas durcheinander. In dem Alter wäre das ja auch kein Unding.
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04-03-2024, 01:59 PM,
Beitrag #114
RE: Das Heim der Priesterin
Cathbart schüttelte energisch den Kopf und stand auf. „Das wird niemals passieren, nicht jetzt und auch nicht später. Rhian wird niemals eine Priesterin, sie ist für wichtigeres bestimmt. Vielleicht hätte ich dir früher alles sagen sollen, aber noch ist ja nichts geschehen. Den Göttern sei dank das ich jetzt hier bin.“
Er drehte sich um und wollte schon aus der Hütte stapfen als ihm auffiel das er ja keine Stiefel mehr anhatte.
Brummelnd kam er also wieder zurück und fischte nach seinen Stiefeln, die vor dem Feuer standen und trockneten.
„Warum müsst ihr immer gleich alle Frauen zur Priesterin weihen, früher wurden wir noch gefragt und vor allem dazu eingeladen.“
Da er sich wieder auf die Bank gesetzt hatte, um die Stiefel anzuziehen sah er jetzt zu Gilda auf. „Glaubst du ich bin schon senil? Ich weiss was ich tue, erinnerst du dich als ich das Kind zu dir brachte sagte ich das ihr gut auf sie aufpassen sollt. Sie ist nicht irgendein Kind, sie ist die Tochter des letzten Silurerkönig. Ich habe ihre Hochzeit schon vereinbart. In zwei Vollmonden wird sie den Sohn der Königin der Briganten heiraten, so wird eine Allianz geschmiedet und wir werden endlich diese Besetzer loswerden. Das sie den blauen Sichelmond trägt, war nicht geplant aber jetzt auch nicht schlimm. Damit sind alle mehr mit dem alten Glauben verbunden und das Wort des Königspaars wird mehr Gewicht haben. Doch du wirst sie nicht zu deiner Priesterin machen, das ist nicht vorgesehen. Raven wird es werden und sie wird auch diese Verbindung segnen.“ Um das Ganze zu untermauern, schlug er mit der Faust auf den Tisch so das die Becher darauf tanzten und fast schon vom Tisch fielen.
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04-03-2024, 02:30 PM,
Beitrag #115
RE: Das Heim der Priesterin
In einer Minute war der alte Druide nur ein wenig kauzig und mürrisch und im nächsten Moment schien er regelrecht zornig zu sein und sprang auf, obwohl er nicht einmal mehr Schuhe anhatte und polterte herum. Mir gefiel seine herrische Art nicht, aber ich konnte ihn auch nicht zurechtweisen. Die Druiden und Priesterinnen hatten schon in meiner Jugend recht unabhängig voneinander operiert, da es einfach nicht mehr so viele davon gab und nach Mona gab es so gut wie gar keine mehr in diesem Teil des Landes. 

Bevor ich allerdings noch zu einer Erwiderung ansetzen konnte, ließ Cathbad eine Bombe platzen. Rhian war eine Prinzessin und er hatte ihr nichts gesagt? "Willst du mir damit sagen, dass Rhian die Tochter von Rhydderch und Nichte von Heddwyn ist, der jetzt über die Silurer herrscht?" In meinem Kopf ratterte es. Rhydderch war vor gut zehn Jahren ermordert worden und sein jüngerer Bruder Heddwyn hatte die Herrschaft übernommen und keine eigenen Kinder. Man sagte, dass die Römer Rhydderch ermordet haben, weil er ein wesentlich stärkerer Anführer als Heddwyn war und seitdem war der Stern der Silurer gesunken und das Schlachtenglück ihnen nicht mehr hold gewesen. 

"Die Prinzessin des Südens und der Prinz des Nordens..." Wo hatte ich das nur gehört? War es eine Prophezeiung gewesen oder mir einfach so in den Kopf gekrochen? "Ich verstehe..." presste ich hervor. Mir gefiel diese Situation gar nicht, denn das Mädchen wirkte so schüchtern und so glücklich hier. Aber gegen die Pläne von Cathbad und den Willen der Götter konnte auch ich mich nicht auflehnen. "Rhian ist ein gutes Kind. Sie wird ihr Schicksal annehmen und erfüllen. Da bin ich mir sicher." Und doch sollte sie in zwei Monden schon verheiratet sein.

Der Alte war so zornig, dass er sogar auf den Tisch gehauen hatte, aber ich zuckte durch so etwas nicht zusammen. Auch ich musste Gehorsam leisten, selbst wenn es mir nicht gefiel und so half ich dem alten Kauz wieder in seine Stiefel, damit er zu Raven und Rhian gehen konnte. Ich hoffte sowohl für Raven als auch für Rhian, dass die Enttäuschung über den Dienst an den Göttern nicht zu groß war, jetzt wo Cathbad alle Pläne durcheinander wirbelte.
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