Lucius war ab und zu ein wenig trübsinnig. Sein Stolz und seine Freude, als er endlich ein Legionär geworden war, war völlig verdrängt worden durch den fürchterlichen Unglücksfall, der
seiner Tante Iuventia Fabata das Leben gekostet hatte. Oh, hätte er sie doch früher aus der Taberna geholt. Oder wäre er dort gewesen, um sie zu retten? Ihr Mann war auch gestorben, und von den Octaviuskindern, die streng genommen nicht einmal mit ihm verwandt waren, erfuhr er nix.
Am Anfang war es für Lucius gewesen, als wäre die Sonne untergegangen und würde niemals wieder aufgehen. Er hätte nicht geglaubt, dass sich die Nacht lichten würde. Im Gegenteil, jeder Tag trennte ihn mehr von der Erinnerung an Fabata. Er war seit seinen Knabentagen in die Schwester seiner Mutter verliebt gewesen.
Aber allmählich ging es Lucius besser. Unmerklich kam wieder Licht in sein Leben. Der harte Dienst half ihm, gerade weil er eintönig war. Da musste man nicht ständig darüber nachdenken, was man als Nächstes tun wollte. Und ihm half die Kameradschaft seines Contuberniums. Mit seinen Brüdern war er nie eng gewesen. Die Kameraden waren seine wirklichen Brüder. Für die wäre er gestorben.
Am meisten jedoch mochte er seinen Kumpel Dexter. Der war lang wie eine Bohnenstange und hatte unter seinem krausen Haar immer jede Menge Ideen. Lucius wurde es da ganz schwindlig im Kopf. Und Dexter war gescheit, der etwas langsamere Lucius bewunderte das aufrichtig.
Lucius ließ es, im Heu rumzustochern, um zu sehen, ob da Waffen oder irgendwelche zollpflichtigen Güter in die Stadt geschmuggelt wurden. Er richtete sich auf:
"Könnt passieren", sagte er zu der Bauernfamilie.
Er drehte sich nach Dexter um, der ihn fragte, ob es etwas Interessantes gäbe. Der wirkte gelangweilt:
"Nee, nur Heu", antwortete er.