Geehrter Hüter der Pforte,
danke für den freundlichen Empfang.
Und nein, meine Gagen sind angemessen, wenn nicht gar niedrig zu nennen.
Mit der Sklavin Cassia hat es sich jedoch so zugetragen: Vor drei Jahren begab ich mich auf eine Tournee durch die Provinz Syria.
Will sagen, ich hatte ein kleines Engagement auf einer … bäuerlichen Hochzeit in einem Dorf in der Nähe von Antiochia.
Das war schwieriges Publikum. Doch freies Essen und Trinkgelder wurden mir versprochen. Aber wie gesagt, dort herrschte wenig Sinn für wahre Kunst.
Der Abend endete damit, dass der Hausherr mir anstelle der erhofften Münzen zwei Ziegen andrehte – die könnte ich ja dressieren, dann wäre es lustiger, meinte er – und ich unter dem Hohngelächter der Anwesenden an die frische Luft gesetzt wurde.
Beide Ziegen waren bereits fortgeschrittenen Alters und gaben keine Milch mehr. Ich wusste auch nicht, was ich in meinem Beruf mit solchen Haustieren anfangen sollte.
Als ich so auf dem Marktplatz stand, auf dem die Bauern ihre Erträge und Gegenstände des täglichen Lebens feil boten, fiel mir ein Mädchen auf, das am Boden saß.
Auch sie war eine Ware. Ihr eigener Vater wollte sie in die Sklaverei verkaufen.
Während sie wartete, spielte sie sehr geschickt mit ein paar Nüssen. Sie warf sie in die Luft und fing sie auf. Ich warf ihr probehalber eine Zwiebel zu. Auch die fing sie. Das Mädchen würde mir bestimmt mehr nützen als die Ziegen. Sie hatte das Jonglieren im Blut.
In einer zähen Verhandlung überredete ich den Mann, mir seine Tochter zu überlassen. Außer den beiden Tieren gab ich ihm noch alles Geld, was ich im letzten Monat eingenommen hatte. Das war immerhin eine Silberdrachme.
So kam ich zu der Sklavin Cassia.
Ich hoffe, diese schlichte Geschichte findet dein Gefallen, o Wächter der Pforte.