10-01-2023, 05:31 PM,
|
|
Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Lucius Petilius Rufus stand in der von einem Legionär gelenkten Biga und winkte.
Für seinen Einzug nach Iscalis war der Ablauf zuvor mittels Boten an die Stadtverwaltung übermittelt worden, so dass alle Stellen die notwendigen Maßnahmen ergreifen konnten. Vor der Stadt hatte sich der Zug aufgebaut, vorneweg die Musiker, die mit ihren Hörnern und Trompeten fröhliche Melodien spielten und die Bevölkerung auf die Ankunft des Stadthalters aufmerksam machten. Dann folgte ein Teil Fußsoldaten, dahinter die berittenen Equites Singulares, die dem Statthalter direkt unterstellt waren, und schließlich die Biga mit dem Legatus Augusti höchst selbst, umgeben von einigen Rutenbündel tragenden Liktoren. Danach folgten noch die Söhne einiger römischer Ritter oder Senatoren, die mit Rufus im Gefolge gereist waren, und schließlich noch mehr Militär, das mit prächtig polierten Rüstungen eindrucksvoll daran erinnerte, dass den Zug zu stören eine schlechte Idee wäre.
Der Zug ging durch das südliche Tor und von da in gerader Linie bis zum Forum, wo die Stadt nun für ihr Empfangskomitee aufgestellt hatte. Winkend fuhr also Rufus den Weg entlang, angetan in eine strahlende Toga mit den breiten Purpurstreifen, da er hier in seiner zivilen Funktion primär auftrat und erst danach in seiner militärischen. Zum Schutz vor möglichen Attentaten trug er verdeckt unter der Toga ein Kettenhemd. Das Leben als Statthalter war nicht bequem.
Am Forum machte nun der Zug eine kleine Biegung, so dass die ganze Pracht der Parade bestaunt werden konnte, bis Rufus schließlich vor den abgeordneten Vertretern der Stadt mit dem Wagen zum Stehen kam. Langsam stieg er vom Wagen und schritt die Treppe zu der Tribüne hinauf, um dort begrüßt zu werden und seinen Ehrenplatz einzunehmen. Auch hier galt wieder, dass der Gastgeber den Gast begrüßte und so das erste Wort demjenigen zufiel, wer auch immer von der Stadt dazu auserkoren worden war, ihn zu begrüßen.
|
|
10-03-2023, 04:57 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Die Zivilverwaltung war bis zum letzten Staatssklaven vor dem Verwaltungsgebäude angetreten. Ein Meer von weißen Togen, auch wenn so mancher das römische Ehrengewand fröstelnd an die Brust gepresst hatte. Aber jetzt als Bürger mit einem Mantel aufzutauchen, womöglich noch mit Kapuze, das hätte einen schlechten Eindruck gemacht.
Das ganze Viereck des Forums und der Weg, den der Zug des LAPP kommen würde, war von aufgeregten Menschen gesäumt. Diejenigen, die das Recht dazu hatten, trugen ihre besten Togen, doch auch die Nichtbürger hatten ihre schönsten Gewänder angelegt. Besonders stachen die farbigen, komplizierten keltischen Webmuster heraus.
Erst erklang Musik, danach folgten Fußsoldaten und danach die berittene Garde und erst dann das Zweiergespann, das von einem Legionär gelenkt wurde., und auf dem Lucius Petilius Rufus stand. Ihn schützten die rutenbündeltragenden Liktoren, ein Schutz, der eher göttlicher als menschlicher Natur war.
Saturninus versuchte, in der Haltung des Mannes in der purpurumsäumten Toga zu lesen, der der oberste Befehlshaber von Britannien war. Sein Gesicht konnte er noch nicht erkennen, aber er hatte entschieden etwas Kühnes und Entschlossenes an sich.
Saturninus trat vor und grüßte, er tat das ohne Demutsgeste, denn das wäre unter Römern als unterwürfig aufgefasst worden, nur Sklaven verbeugten sich.
Ein keltisches Zwillingspaar, einen jungen Knaben und ein Mädchen, die beide rothaarig und sommersprossig waren, hatte er als das erste Geschenk ausgesucht. Weitere würden folgen. Die beiden Kinder gingen mit einem Korb auf den Statthalter zu, darin lagen Brot und Salz, Wolle vom Schaf, Silber- und Bleibarren von den Bergwerken als Symbole der wirtschaftlichen Erzeugnisse von Iscalis. Sie knieten sich hin und boten ihre Gaben als Zeichen der Unterwerfung der Provinz dar.
"Ave Statthalter Petilius Rufus! Deine Zivilverwaltung in Iscalis heißt dich willkommen!", sprach Saturninus.
|
|
10-04-2023, 11:28 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Marcus Nautius Philus war unter jenen, die den Gast empfingen. Eine Sprechrolle hatte er natürlich nicht, diese Ehre fiel Saturninus zu. Doch er war stolz, hier dabei sein zu dürfen. Sein Bruder hätte für diese Chance sicher alles gegeben. Natürlich hatte er nicht nur seinen Beziehungen diesen Standort zu verdanken. Er hatte dabei geholfen, das Unterhaltungsprogramm auf die Beine zu stellen und wieder hatte sich Astérios als unschätzbar wertvoll erwiesen. Denn er und seine Expertise hatten ihm geholfen, ein paar passende Gladiatoren zu finden. Das Wagenrennen zu organisieren war einfach, denn hervorragende Fahrer gab es hier schließlich bereits. Er hatte erst kürzlich den wackeren Frowin von Saturninus kennengelernt, auch wenn der Bursche nervös und fahrig gewirkt hatte und irgendwie niedergeschlagen. Hoffentlich konnte er antreten.
Die Darstellung mythischer Szenen mit Todgeweihten jedoch hatte ihn nicht gefesselt. Philus erfreute sich an solcher Unterhaltung nur bedingt, denn immerhin sah man zu, wie Leute auf der Bühne draufgingen... Na mal sehen. Er würde wohl wegschauen.
Noch jedoch folgte er gespannt der Begrüßungszeremonie.
|
|
10-05-2023, 05:28 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Lucius Petilius Rufus blieb stehen.
Ein Römer begrüßte ihn im Namen der Zivilverwaltung und ein paar Sklaven kamen auf ihn zugelaufen mit einemhübschen Korb mit allerlei Kleinigkeiten darin. Rufus’ Blick fiel auf Brot und Salz, und kurz hoben sich unmerklich seine Augenbrauen, da diese Symbole über alle Völker und Grenzen hinweg für das Gastrecht standen. Auch die Kelten hielten das Gastrecht sehr hoch. Rufus brach also ein kleines Stückchen Brot ab und tunkte es leicht in das Salz, ehe er den Bissen gut sichtbar aß. Damit war er jetzt wohl offiziell der Gast dieser Stadt und stand unter ihrem Schutz und der sämtlicher Götter, römischer wie keltischer, die das Gastrecht ehrten. Er hoffte aber einfach ganz schwer, dass es nur um das Symbol hierbei ging und derlei nicht ernsthaft nötig wäre.
“Volk von Iscalis! Es grüßt euch Imperator Caesar Vespasianus Augustus, zehnmaliger Volkstribun, Pontifex Maximus, Pater Patriae, durch mich, seinen Stellvertreter Lucius Petilius Rufus. Möge die Macht Roms diesen Ort schützen und seine Bevölkerung unter seinem Schutz zu Wohlstand und Frieden kommen.“
Rufus war kein Freund stundenlanger Reden und vermied sie, wenn sie nicht nötig waren. Viele Politiker hörten sich selbst gerne lange reden, aber er hatte nun schon mehrfach solche Empfänge hinter sich gebracht, so dass es seinen Reiz verlor, die Leute stundenlang stehen zu lassen, um zu reden. Also hielt er es kurz.
Er schritt also zu dem ihm zugedachten Platz und senkte jetzt seine Stimme, so dass nur die Leute hier auf der Ehrentribüne ihn noch hören konnten, und wechselte zum informelleren Teil der Begrüßung, während er Platz nahm und der Rest des Militärzuges noch zur Erquickung aller anwesenden vorbeizog.
“Ein interessantes, kleines Städtchen. Die Geste mit Brot und Salz war nett. Ich bin schon gespannt, was ihr noch so geplant habt.“ So hatte nun wer auch immer dafür die Lorbeeren einfahren wollte die Gelegenheit, ihn über den weiteren Tagesverlauf aufzuklären.
“Ich werde einige Tage bleiben und wünsch ab morgen eine ausführliche Besprechung über die Lage in Iscalis. Ich habe ein paar unschöne Berichte in letzter Zeit bekommen, denen ich nachgehen möchte. Übermorgen setze ich einen Gerichtstag an.“ Er sah sich kurz auf dem Forum um und schätzte den geeigneten Ort ab. “Ihr habt hier eine große Therme mit Basilika, ja? Ich denke, das ist geeigneter als hier unter freiem Himmel.“ Das sollte ihnen die Möglichkeit geben, die Halle vorzubereiten und den Badebetrieb für diesen Tag auszusetzen.
“Aber jetzt erst einmal genieße ich eure Gastfreundschaft.“ Nicht, dass das Programm noch durch die Zukunftsplanung abgewürgt wurde.
|
|
10-07-2023, 02:04 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Auch wenn Petilius Rede nur kurz war, genoss es Saturninus einen Moment lang, das akzentuierte, gebildete Latein eines Senators zu vernehmen - manchmal hatte er schon vergessen, wie geschulte Rhetorik klang, nachdem er sich hier in der Provinz ständig mit Nichtmuttersprachlern und Leuten niedriger Stände herumplagen musste.
Die Zuschauer, die Spalier standen, applaudierten. In diesen Momenten waren sie stolz darauf, dass sie Römer waren und dass ihr Kaiser sie selbst hier im fernen Iscalis nicht vergessen hatte. Eltern hoben ihre kleinen Kinder hoch, um ihnen Petilius Rufus zu zeigen, und Saturninus erblickte überall hochgestimmte Mienen.
Der Statthalter nahm das symbolische Geschenk an, und die kleinen Sklaven verschwanden in seinem Tross. Er setzte sich, und Saturninus blieb an seiner Seite, und gab auch Nautius Philus ein Zeichen, dass er mitkommen sollte:
"Dein so baldiger Besuch ist eine große Ehre für unsere Stadt, edler Petlius Rufus", sprach er: "Ich selbst bin Furius Saturninus, der Leiter deiner hiesigen Zivilverwaltung. Darf ich dir Nautius Philus vorstellen, der den Posten eines Provinzschreibers bekleidet?"
Das war etwas unüblich, aber da der junge Patrizier in Iscalis keine traditionelle Ämterlaufbahn beschreiten konnte, hoffte er, auf diese Weise wenigstens Einblick in Verwaltungstätigkeiten zu bekommen, was in Saturninus Augen nur für ihn sprach. Erfahrung war nicht mit Gold aufzuwiegen (Er dachte da doch ein wenig moderner; die Furier waren in dieser Hinsicht immer etwas moderner gewesen)
"Morgen werde ich dir ausführlich Bericht erstatten. Heute Abend, wenn Du dich etwas ausgeruht hast, ist ein Empfang mit Cena in meinem Hause vorgesehen, zu dem ich die hiesigen Honoratioren und Männer von Stand mit ihren Gattinnen, aber auch die Menschen, die hier am Ort einen gewissen Einfluss haben, eingeladen habe" *
Vielleicht wollte der Statthalter auch mit diesen sprechen. Iscalis war ein Geflecht verschiedener Einflussgruppen, und die keltischen Britannier waren eine davon, aber auch so mancher Freigelassener:
"Nach dem Gerichtstag soll Dir zu Ehren ein Wagenrennen stattfinden und am Tag darauf die Hinrichtung einiger Verbrecher und Gladiatorenkämpfe, wobei das alles auch lehrreich sein soll, um die Sitten und Gebräuche der Kelten kennen zu lernen. Leider haben wir weder einen Circus noch ein Amphitheater aus Stein -dennoch hoffen wir, deinen Geschmack zu treffen..."
Vielleicht würde für dergleichen ja Geld aus Londinum locker gemacht werden, wenn man es mal erwähnte:
"Für den Gerichtstag möchte ich für mich und den ehrenwerten Rechtsgelehrten Plautius Seneca, der seit kurzem stolzer Bürger und Honoratior von Iscalis ist" Saturninus machte eine kleine Pause, um den Namen wirken zu lassen, der selbst dem LAPP vielleicht ein Begriff sein würde:
"....bitte gleich den ersten Termin reservieren. Es geht um die offizielle Freilassung von unseren Sklaven"
Das war kurz und schmerzlos und würde nicht allzu viel der kostbaren Zeit des Statthalters rauben:
"Wirst du deinen Aufenthalt in der Dienstwohnung der Zivilverwaltung oder in einer Villa in der Castra nehmen? Was es auch sei, bitte zögere nicht, dich an mich zu wenden, edler Legat Augusti, wenn Du etwas wünschst oder wenn etwas fehlt"
Saturninus senkte seine Stimme, und sein Gesicht wurde einen Moment düsterer: " Ich kann mir denken, dass du beunruhigende Berichte bekommen hast. Einen davon habe ich ja selbst verfasst"
Sim off: * Der wird noch vorbereitet, ich bitte den edlen LAPP um Geduld
|
|
10-09-2023, 07:17 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Lucius Petilius Rufus hob ganz leicht die Augenbrauen an.
Jetzt war es also so weit, dass ihm Schreiber namentlich vorgestellt wurden. Normalerweise wurde dieses erste Zusammentreffen dazu genutzt, die Honoratioren der gesamten Stadt der Reihe nach vorzustellen und ihre Verdienste dabei möglichst bunt hervorzuheben. Aber in Iscalis war das aufregendste, das sich vorzustellen lohnte, wohl ein junger Schreiber. Das kam in der Tat unerwartet.
Rufus deutete sowas wie ein minimales Kopfnicken an, zum Zeichen, dass er gehört und den jungen Mann wahrgenommen hatte, und ließ sich dann weiter aufklären, was sonst noch so geplant war, während die Parade auf dem Platz sich wieder in Bewegung setzte und dem Publikum so die Freuden einer Reiterprozession zuteil werden ließ.
“Gibt es bis heute Abend noch stadtseitig organisierte Vergnügungen für das Volk?“ fragte Rufus, denn so etwas wie ein öffentliches Festmahl oder womit man sich hier so den Tag vertrieb, war nicht aufgezählt worden. Die meisten Städte allerdings nutzten die Ankunft des Statthalters für einen öffentlichen Feiertag mit allerlei Kurzweil vom alltäglichen Schuften.
Dass der Provinzbeamte Furius davon ausging, dass er noch mindestens zwei Tage bleiben würde, um Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe anzusehen, war dann doch sehr selbstbewusst. Wäre die Lage anders, wäre Rufus überhaupt gar nicht nach Iscalis gekommen, sondern höchstens ins größere Lindinis in der Nähe. Aber gut, er blieb tatsächlich länger, allerdings nicht, um sich zu vergnügen.
“Die Termine vergibt mein Sekretär, Petilinius Pertax. Ich werde ihm sagen, dass du dich mit einer Bitte an ihn wenden wirst.“* Rufus selbst war die Reihenfolge reichlich egal. Es würde so oder so den ganzen Tag dauern, oder so lange, bis er ein Ende verkündete, weil ihm der Kopf rauchte.
“Ich residiere in der Castra. Ich werde aber ein paar meiner Begleiter dann in dieser Dienstwohnung einquartieren, sofern keine Iscaler Familien die Gelegenheit nutzen möchten, einen Sprössling hoher römischer Familien bei sich zu beherbergen.“ Normalerweise rissen sich die Leute darum, Besucher aus Rom aufzunehmen. Nicht nur, dass es eben ein wenig großstädtisches Flair verlieh, sondern aus dem ganz praktischen Grund, dass dann Jahre später Brief erfolgen konnten mit einem Inhalt wie: Erinnerst du dich noch an deinen Aufenthalt in Iscalis? Zufällig muss ich nach Rom reisen und benötige eine Unterkunft. Du erweist mir doch sicher den Gefallen... Ja, Gäste aus Rom waren üblicherweise überall heiß begehrt.
“Und ja, die Berichte waren in der Tat sehr beunruhigend, weshalb ich auch einen gründlichen Überblick über die Situation haben möchte, um über die angebrachten Maßnahmen zu befinden. Offensichtlich wurden in der Vergangenheit schwerwiegende Fehler begangen, die ich zu korrigieren gedenke.“
*muss nicht ausgespielt werden, der Termin ist gebongt
|
|
10-12-2023, 01:28 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Die Nautier waren für Petilius Rufus offenbar kein Begriff, und Saturninus fragte sich, ob die vielleicht in Ungnade gefallen waren, und er selbst das nicht wusste. Allerdings war es auch nicht mehr wie früher, als man schon verbannt werden konnte, weil man etwa während Neros Kunstdarbietung eingeschlafen war. Man musste sich schon etwas zu Schulden kommen lassen:
"Natürlich, die Festivitäten laufen parallel, edler Petilius Rufus“, gab er Auskunft: "Während des Empfanges gibt es Verköstigungen in der Stadt und der Hauptbrunnen auf dem Forum wird Wein statt Wasser spenden. Und ansonsten – ein Wagenrennen und Kämpfe und Lose, das ist alles für die Bevölkerung“
Er war fast automatisch davon ausgegangen, dass der Statthalter länger bleiben würde. Schon um den Fall jenes merkwürdigen Brandes zu untersuchen, der das Viertel südwestlich vom Forum zerstört hatte. Hoffentlich hatte er Wissenschaftler, die etwas davon verstanden, im Gefolge und nicht nur junge Stadtrömer, die auch nicht mehr Erfahrung hatten als er selbst:
"Ich danke dir für dein Zuvorkommen bei der Terminvergabe“, sagte er: "Ich bin mir sicher, dass es für jede Honoratiorenfamilie Ehre und Freude sein wird, einem deiner Begleiter Gastfreundschaft anzubieten. - Ich stelle Dir nun die beiden Bürgermeister der Stadt vor: Gaius Numonius Pusinnus und Gnaeus Vergilius Capito, sowie den Stadtrat“, weitere Namen folgten.
Petilius Rufus würde in biedere und offene Gesichter blicken. Die Togen waren etwas unmodern, und der ganze Aufzug war gravitätisch, aber so war das eben in der Provinz, die der Mode ein bis zwei Jahre hinterher hinkte.
Der Stadtrat selbst bestand aus zwei Duumviri, einem Quästor, zwei Ädilen und zwei Beisitzern. Beide Verwaltungen, die Provinzial- und die städtische, hatten ihren Sitz am Forum, doch sie arbeiteten, was die Wahrnehmung ihrer Kompetenzen anging, nicht immer fruchtbar zusammen, zumal das Stadtbürgerrecht nicht an das römische Bürgerrecht gekoppelt war.
Bedauernswerter Lokalpatriotismus. Jetzt aber war den Stadträten anzusehen, dass sie sich sehr geehrt fühlten. Petilius Rufus war der Statthalter, und der Statthalter war fast der Kaiser. Er war der lebende Beweis, dass sich der Kaiser im fernen Rom um den letzten seiner Bürger in den Provinzen kümmerte. Natürlich boten sie allesamt die besten Gemächer ihrer Häuser an - und ihre heiratsfähigen Töchter, dachte der Princeps Officii ein wenig boshaft.
Bei den nächsten Worten des LAPP war es aber an Furius Saturninus, leicht eine Augenbraue hochzuziehen. Schwerwiegende Fehler, aha.
Bezog sich der LAPP auf die Arbeit der Provinzialverwaltung, also auf seine eigene Arbeit? Er selbst, Saturninus, hatte nie etwas anderes versucht, als Römer und Einheimische miteinander auszusöhnen, was ihre kriegerische Vergangenheit betraf. Wie im Fall von Cheddar tat er das sogar unter Einsatzes seines eigenen Vermögens. Weil die Kelten etwas von Rennwagen und Pferden verstanden, hatte er auch einiges investiert, um gemeinsame Sportveranstaltungen zu sponsern.
Er konnte nichts dafür, dass es auf beiden Seiten Irre gab, die einen ausgewachsenen Krieg nicht scheuten. Saturninus behielt jedoch seine würdevolle Haltung bei und wagte dem weit Höhergestellten gegenüber keinen Einwand. Nur wer ihn kannte, hätte bemerkt, dass er sich ärgerte.
"In der Dienstwohnung wurde ein leichtes Mittagessen gerichtet. Wenn du ein wenig ausruhen möchtest, so steht Dir alles zur Verfügung, edler Legat Augusti Petilius Rufus“, sagte er ein Quäntchen steifer als seine Begrüßung ausgefallen war.
|
|
10-22-2023, 03:24 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Philus stand zwar in Gegenwart der andere, doch hatte er natürlich nur vergleichsweise wenig hier zu sagen. Er war nichts als ein patrizischer Jüngling, der an eine Stellung geraten war, die ohne Zufälle niemals in seine Reichweite gelangt wäre. Dennoch erfreute ihn das Nicken des Statthalters, so knapp es auch gewesen war. Dann jedoch wurde Philus klar, dass die Zeremonie für einige hier eine unangenehme Wendung nahm. Saturninus wirkte steifer als zuvor und auch andere tauschten unangenehm berührte Blicke aus. Er erkannte Balventius Varro, der säuerlich dreinsah und auch noch einige weitere Bekannte. Unheimlich...
Jedoch hielt er sich auf seinem Platz und blieb still. Dies war nicht seine Bühne.
|
|
10-23-2023, 03:50 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Lucius Petilius Rufus nickte.
Das Programm für seinen Besuch schien seines Standes angemessen und würde sicherlich für etwas Erleichterung im Alltag der Leute sorgen, wenngleich Rufus durchaus Bedenken hatte aufgrund der Berichte über diese Stadt. Beim letzten fest, dem Jubiläum des Kaisers, war es immerhin zu einer größeren Explosion gekommen. Selbiges hoffte er für seinen Besuch nicht.
Von irgendwelchen Ressentiments seitens Furius Saturninus hingegen merkte er nichts oder ließ sich zumindest nichts anmerken, falls er etwas davon verspürte. Die Menschen in seiner Provinz mussten ihn nicht lieben und alle seine freunde sein. Sie mussten nur ihre Arbeit verrichten und sich an die Gesetze halten und ihre Steuern zahlen. Sympathien waren nicht notwendig.
“Ich bin sicher, dass sich im Zuge der heutigen Feierlichkeiten die Gelegenheit ergeben wird, meine Herren, dass ihr die Männer in meinem Gefolge näher kennenlernt und entsprechende persönliche Einladungen aussprechen könnt“, wandte er sich an die versammelten Honoratioren, die so nach und nach vorgestellt wurden und sich Mühe gaben, möglichst würdevoll dabei zu wirken.
Der Zug war in der Zwischenzeit nun zu einem Ende gelangt und hatte den versammelten Menschen hier die Pracht Roms gezeigt. Offenbar gab es dann jetzt also eine Pause, die für seine persönliche Erholung gedacht war. Rufus winkte leicht ab.
“Ich bin nicht nach Britannien gekommen, um mich auszuruhen. Du wirst noch feststellen, verehrter Furius Saturninus, dass ich die Dinge gerne direkt angehe. Daher hoffe ich, dass du und all diejenigen, die der Sache nützlich sind, sich nun anschließen und den Bericht über die hiesigen Vorkommnisse gleich zu besprechen.“ Rufus erhob sich also wieder und sah noch einmal in die Runde.
“Es wird mir ein Vergnügen sein, euch alle am Abend dann in gelöster Atmosphäre beim fest kennen zu lernen. Vielleicht wollen die Herren sich dem Volk bei den Festlichkeiten so lange anschließen?.“
Das war zwar freundlich und diplomatisch vorgetragen, nichts desto trotz aber ein Verweis darauf, dass Rufus jetzt nicht hier auf dem Forum sitzen bleiben wollte. Weshalb er sich dann auch gleich an den Chef der hiesigen Provinzialverwaltung wandte. “Furius, wollen wir?“ Immerhin musste er Rufus den Weg zeigen.
|
|
10-25-2023, 12:54 PM,
|
|
RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Wer nicht wollte, hatte schon, dachte Saturninus und erwiderte: "Es gehört zu den Gepflogenheiten der zivilisierten Welt, einem Reisenden Erfrischungen anzubieten, edler Legat Augusti Petilius Rufus, aber es ist keinesfalls eine Notwendigkeit, sie auch anzunehmen. Gehen wir in mein Officium. Philus, komm bitte mit uns"
Philus wollte ja lernen, und nun würde er unzweifelhaft lernen. Saturninus ging voraus >>>
|
|
|