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[Alun]

Die Kunde von der Genesung des Hausherrn und die damit einhergehende Feier am Abend, zu der alle Bewohner des Hauses eingeladen waren, war auch an mir nicht vorbei gegangen. Ganz bestimmt wollte der Hausherr mich dann umgehend sprechen, denn er wollte sicher erfahren, wie alles gelaufen war, während er an das Bett gefesselt gewesen war. Doch dann hörte ich, dass er zunächst ein Bad nehmen wollte, was mir etwas Zeit verschaffte. Zeit, um mit Prisca zu reden! 
Nachdem sie das Cubiculum ihres Mannes verlassen hatte, war ich ihr unauffällig gefolgt. Sie war auf dem Weg zum Garten. Auch wenn es draußen gerade etwas feucht war, hielt sie das nicht davon ab, hinaus zu gehen. Sie schien angespannt zu sein. Ich musste unbedingt wissen, wofür sie sich entschieden hatte und ob ihr Mann vielleicht sogar schon etwas ahnte. Wilde Horrorszenarien spielten sich gerade in meinem Kopf ab.
Ich folgt ihr hinaus und trat auf sie zu. Sachte berührten meine Fingerspitzen ihre Schulter. "Prisca! Bitte, ich muss mit dir reden!" sagte ich leise zu ihr, in der Hoffnung, dass sie nicht vor mir weglief.

[Accia Prisca]

Prisca war noch immer aufgewühlt und fühlte sich wie ein Tier in der Falle. Sie wollte einfach nur nach draußen, an die frische Luft, um ein wenig den Kopf freizubekommen, und sah dabei nicht wirklich, was um sie herum geschah. So bemerkte sie Alun auch nicht, bis er sie antippte und ansprach.
Prisca erschrak und fuhr mit klopfendem Herzen herum. “Corvus!“ sagte sie erschrocken und sah sich dann um. Aber es war sonst keiner da, alle waren beschäftigt. “Tut mir leid, ich meinte.. Alun. Aber du bist jetzt schon so lange Corvus für mich. Ich...“
Das war jetzt egal. Sie hatte auf eine Gelegenheit gehofft, mit ihm reden zu können, denn die letzten tage war er ihr auch wieder aus dem Weg gegangen. Im Grunde hatte sie ihn seit ihrer gemeinsamen Nacht, in der er sie zu vertreiben versucht hatte, nicht mehr mit ihm gesprochen. Und auch jetzt fühlte sie einen feinen und tiefen Schmerz, wenn sie ihn sah, dass es ihr schwer fiel, ihn nicht nach außen zu zeigen.
“Tut mir leid. Du willst mir etwas sagen?“, fragte sie etwas schüchtern und knetete leicht ihre Hände. Sie wollte ihn so gern berühren, ihn umarmen und küssen. Aber das ging nicht. Und sie war sich auch nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Sie war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt wollte. Oder nur, wenn sie wirklich alles aufgab, jedes kleinste bisschen, was sie noch hatte. Und so sehr Prisca sich nach ihm sehnte, so sehr sie ihn wollte, sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie das konnte.

[Alun]

Sie erschrak, als ich sie antippte und nannte mich erst Corvus, weil sie es ja so gewohnt war. Aber sie entschuldigte sich dann gleich wieder bei mir, weil sie mich nicht Alun genannt hatte. Sie war ein einziges Nervenbündel und konnte kaum denken. Dass ihr Mann nun plötzlich wieder laufen konnte und unangekündigt überall auftauchen konnte, machte ihr sehr zu schaffen. Wir mussten nun vorsichtiger sein. Mit allem! Vor allen Dingen auch mit meinem Namen. Vielleicht hatte Louarn ja Recht, als er meinte ich solle mich nach einer anderen Arbeit umsehen. Hier würde es jetzt zunehmend gefährlicher für mich werden.

"Ist schon gut! Besser, wenn du mich Corvus nennst! Ja, ich muss mit dir sprechen." begann ich. Ich war mindestens so aufgeregt wie sie. Denn ich hatte sie all die letzten Tage vermisst. Ich hatte mir das Hirn zermartert, ob und wie es für uns eine Zukunft geben konnte. Selbst jetzt war ich mir noch nicht so sicher, ob es gelingen konnte, denn dazu musste Prisca auch bereit sein.

"Hör zu, was ich von dir verlangt habe, war falsch! Genauso wenig wie ich, kannst du deine Herkunft verleugnen. Wir sind das, was wir sind. Dennoch gäbe es vielleicht einen Weg, wie wir beide zusammen leben könnten." Ich wollte erst einmal abwarten, was Prisca dazu sagte. Sicher hatte sie auch die letzten Tage zum Nachdenken genutzt. Vielleicht hatte sie sich ja inzwischen längst umentschieden und wollte gar nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich für meinen Teil sehnte mich nach ihr. Doch ich war schlau genug, ihr hier unter allen Augen nicht zu nahe zu kommen.

[Accia Prisca]

Die Gefahr, dass jemand gerade jetzt hier lang lief, war relativ gering, da alle sich auf das Fest vorbereiten würden und Prisca extra zu der Seite gegangen war, die der Küche und den Wirtschaftsräumen abgewandt war. Hier war nur der Säulengang und der tropfnasse Garten. Und Alun/Corvus, der irgendwie gewusst hatte, dass sie hier hergehen wollte, um von genau allem anderen wegzukommen. Aber er schien ihr nicht böse zu sein, zumindest meinte er, sie solle ihn besser weiterhin Corvus nennen. Ja, das war wahrscheinlich sicherer, Prisca verstand das. Es brachte sie nur noch immer etwas durcheinander, zu wissen, dass er eigentlich zur Hälfte Kelte war und sich nur als Römer ausgab.
Als er sagte, er müsse mit ihr sprechen, nickte sie. Eigentlich musste sie auch mit ihm sprechen. Sie musste ihm eigentlich eine ganze Menge sagen, aber sie wusste nicht, wie sie es rausbringen sollte. Oh, im Kopf hatte sie eine Rede geübt, gespickt mit vielen Erklärungen. Aber sie war sich noch immer nicht sicher, ob die wirklich gut genug war, ihm zu erklären, dass sie ihn liebte, aber seine Bedingungen nicht würde einhalten können.

Aber er kam ihr zuvor, und zwar so vollkommen, dass sie einen Moment nicht sicher war, ob er das wirklich gesagt hatte oder sie es sich nur so sehr gewünscht hatte. Die ganze rede, all die Gedanken, waren mit einem Mal überflüssig und Prisca fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen, so sehr, dass Tränen in ihre Augen schossen vor Erleichterung. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, fing sich dann aber noch einmal, um sich umzusehen. Aber weit und breit war niemand. Erst dann umarmte sie ihn, fest und eng, und drückte ihren dürren Körper ganz dicht an ihn, weil sie ihn so sehr vermisst hatte. “Danke!“ sagte sie unter stummen Tränen und musste sich wieder von ihm losreißen, bevor es doch noch einmal gefährlich würde. Eigentlich wollte sie ihn küssen. Nein, eigentlich wollte sie, dass er sie küsste und gleich hier an die Wand drängte und Dinge tat, die sie beide jetzt auf gar keinen Fall tun sollten, auch wenn Prisca sich so sehr danach sehnte.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, weil er sie nicht weinen sehen sollte, auch wenn es Freudentränen waren, und damit auch niemand anderes sie sah. Sie versuchte wirklich, sich zusammenzureißen und zu beruhigen. “Und wie könnten wir zusammen sein? Ich will das, wirklich. Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche. Aber… mir ist nichts eingefallen. Mein Bruder, er… er wäre sicher sehr wütend, wenn er wegen mir wieder seine Spielschulden begleichen müsste.“
Eigentlich war das nicht das gewesen, was Prisca ihm hatte sagen wollen, aber das andere traute sie sich gerade noch nicht.

[Alun]

Für Prisca mussten meine Worte eine unglaubliche Erleichterung gewesen sein. Das konnte ich ja auch irgendwie nachvollziehen, denn ich wusste ja selbst, wie schwer es manchmal sein konnte, zu verleugnen, was man war und was einem wichtig war. Sie umarmte mich und schmiegte verführerisch ihren Körper an mich. Dann bedankte sie sich einfach nur unter stillen Tränen. Sie ließ mich gleich wieder los. doch ich konnte spüren, wie sehr sie mehr von mir wollte, als nur das! Wären wir an einem sicheren Ort gewesen, hätte ich sie nun voller Leidenschaft geküsst und ganz bestimmt hätte ich mich auch noch zu weitaus mehr hinreißen lassen. Aber von heute an mussten wir besonders auf der Hut sein.

Prisca sah einfach nur bemitleidenswert aus, als sie die Tränen abwischte, auch wenn sie aus Erleichterung weinte. Sie wollte wissen, wie wir zusammen sein konnten. Gleichzeitig versicherte sie mir auch, dass sie dafür noch immer bereit war – nein, dass es ihr größter Wunsch war. Sie wusste gar nicht, wie sehr sie mich mit dieser Antwort glücklich gemacht hatte. Ich fand es in diesem Moment auch gar nicht schlimm, dass ihr nichts eingefallen war. Lediglich schien sie sich über ihren Bruder Gedanken zu machen, weil der dann seine Spielschulden zurückzahlen musste.
Ich ging einen Schritt auf sie zu und küsste sie dann. Es war ein fast schon flüchtiger Kuss, denn zu mehr traute ich mich nicht. Bald schon, so hoffte ich, würde ich sie wesentlich feuriger küssen können. 
"Ach, vergiss doch deinen Bruder!", raunte ich ihr zu. "Ich habe mir in den letzten Tagen sehr viele Gedanken gemacht. Es gäbe vielleicht eine Möglichkeit. Aber es wird nicht einfach werden. Und ich würde es sogar verstehen, wenn du dich dagegen sträubst," begann ich und blickte sie einige Herzschläge forschend an. "Ich könnte dich von hier fort bringen. Es gibt einen heiligen Ort, ungefähr einen Tagesritt entfernt von Iscalis. Eine Quelle, die einer keltischen Göttin geweiht ist. Dort leben noch einige wenige Priesterinnen, die insbesondere Frauen Schutz gewähren. Dort könnten wir fürs erste bleiben. Allerdings müsstest du auf alles, woran du hier gewöhnt bist, verzichten. Meinst du, du könntest das?" Im Gegensatz zu den römischen Häusern waren die alten Hütten der Priesterinnen völlig primitiv und äußerst unbequem. Prisca würde täglich Wasser holen müssen und über einer offenen Flamme ihr Essen zubereiten müssen.

[Accia Prisca]

Der Kuss war schön, aber viel zu kurz. Priscas Körper folgte seinem noch ein wenig nach, als er ihn löste, nur um diese eine Sekunde länger noch herauszuschlagen. Sie hatte seine Küsse so sehr vermisst! Ihr Herz schmerzte, so sehr vermisste sie ihn. Und so sehr hoffte sie, dass er wirklich eine Lösung hatte, die ihr nicht eingefallen war.
Als erstes aber meinte er, sie solle ihren Bruder vergessen. Ach, wenn Prisca das könnte! Aber er stand ihrem Glück am meisten im Weg. Wäre Carisius Primus ihr Vormund, ihn hätte sie sicher von einer Heirat mit Corvus überzeugen können. Ganz sicher. Auch wenn er arm wäre. Sie hätte eine Mitgift erhalten und vielleicht hätte Carisius Primus ihn sogar selbst eingestellt, so dass sie ein Auskommen in Londinium hätten. Aber mit ihrem Bruder? Nein, der würde ihr schon allein deshalb nicht erlauben, Corvus zu heiraten, weil sie das wollte.
Dann aber fuhr Corvus auch fort und erzählte ihr von seinem Plan. Er wollte sie wegbringen, einen Tagesritt entfernt zu einer Quelle mit Priesterinnen. Zweifellos keltische Priesterinnen. Dort sollte sie leben? Prisca sah Corvus an, während ihre gerade eben noch aufkeimende Hoffnung so harsch erstickt wurde. Und sie fing wieder an zu weinen, diesmal aber nicht aus Freude. Erst konnte sie ihm nicht einmal antworten, und sie setzte sich auf die niedrige Mauer, die das Peristyl vom Garten trennte, weil sie nicht mehr stehen konnte.
Erst nach einer Weile brach es aus ihr heraus. “Ich bin schwanger, Corvus“, weinte sie und schüttelte heftig den Kopf. “Ein römisches Kind. Verstehst du? Du hast gesagt, wie sehr du leiden musstest wegen deinem Aussehen. Wie könnte ich…? Und wie soll ich das Kind dort überhaupt bekommen? Und wenn mein Bruder mich dort findet? Und was ist mit meinen Freundinnen hier? Ich kann nicht schon wieder alles verlieren.“ Und sie fand es so ungerecht, dass das von ihr verlangt wurde. Sie hatte so wenig in ihrem Leben. Im Grunde genommen hatte sie gar nichts mehr, seit ihr Vater gestorben war, und jetzt verlangte Corvus von ihr, das wenige auch noch aufzugeben. Sie hätte ja kein Problem damit gehabt, arm zu sein. Aber wie könnte sie einem Kind das antun, ebenso wie Corvus geschmäht und geächtet zu werden? So selbstsüchtig wollte Prisca nicht sein.

[Alun]

Natürlich wollte sie mehr! Aber mehr konnte ich ihr im Augenblick nicht geben, so gern ich es auch getan hätte. Wenn wir jetzt nachlässig wurden  und uns jemand beobachtete, hätte das schlimme Folgen für uns beide. Wir mussten uns einfach noch ein Weilchen in Geduld üben, was unter den gegebenen Umständen gar nicht so leicht war.

Aber vielleicht sagte ihr ja mein Plan zu. Schließlich hatte sie mir vor einigen Tagen beteuert, sie sei zu allem bereit. Sie wollte sogar freiwillig in Armut leben, wenn sie dafür mit mir zusammen sein konnte. Nun ja, das Leben bei den Priesterinnen würde tatsächlich kein Luxusleben sein. Für sie wäre es eine komplett neue Welt.

Kaum hatte ich ihr meinen Vorschlag unterbreitet, begann sie auch schon wieder zu weinen. Allerdings nicht, weil sie sich freute! Ich seufzte leise in mich hinein, als sie mir nicht einmal darauf antworten konnte. Sie setzte sich auf eine niedrige Mauer. Ich tat es ihr dann gleich, weil ich nicht von oben auf sie herunterschauen wollte. Ich wollte ihr in die Augen schauen können, um verstehen zu können, was sie wirklich wollte.

Eine ganze Weile sagte sie nichts. Aber dann brach es aus ihr heraus und überrollte mich mit voller Wucht! Diese drei vier Worte hatten es wahrhaftig in sich! Sofort musste ich wieder an die mahnenden Worte meines Bruders denken.
"Schwanger?!" entfuhr es mir, dass es fast schon vorwurfsvoll klang. Ich musste erst selbst einmal mit dieser Information klarkommen, bevor ich etwas anderes sagen konnte. Währenddessen legte sie mir auch ausführlich dar, weshalb diese Option nicht für sie in Frage kam. Es war ihre pure Angst vor ihrem Bruder, dem Verlust ihrer Freundinnen und vor allem die Angst, dass es dem Kind einmal genau so ergehen würde, wie mir. Im Grunde würde das Kind mehr römisch als keltisch sein. Das stand außer Zweifel und daran war auch nicht zu rütteln!
"Dann willst du also nicht…" begann ich, aber beendete meinen Satz nicht. "Du willst, dass unser Kind ein Römer werden soll. Kein Kelte und du willst auch nicht weg von hier. Richtig?" In meinem Kopf begann es zu rattern. Ich versuchte alles neu einzuordnen und dabei  auch noch einen klaren Gedanken zu behalten. "Wenn das so ist, wird dein Bruder tatsächlich zum Problem!" sagte ich nachdenklich. Es würde nicht einfach werden, ihn einfach dazu überzeugen zu können, dass er mir seine Schwester überließ, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte. Oder man müsste ihn… aus dem Weg zu schaffen!

[Accia Prisca]

Prisca war sich nicht sicher, was sie als Reaktion erwartet hatte, wenn sie ihm sagte, dass sie sein Kind trug. Aber diese Reaktion hier zog sie doch noch etwas mehr herunter und sie weinte noch ein wenig mehr. Sie hatte ja nicht wirklich erwartet, dass er sich freuen würde, aber so, wie er sie fragte, klang es wie eine Anklage, als hätte sie etwas schreckliches gemacht.
Nun, sie hatte ja auch etwas schreckliches getan. Sie hatte ihren Ehemann betrogen. Zwei Mal. Und vielleicht war es deshalb auch gerecht, wenn sie leiden musste. Trotzdem hatte sie gehofft, dass Corvus wenigstens ein paar aufmunternde Worte gehabt hätte, wenn schon keine Freude. Immerhin war es sein Kind, das sie jetzt in Gefahr brachte und die komplizierte Situation noch ein ganzes Stück komplizierter machte. Gerade wünschte sich Prisca nichts mehr, als doch noch mit nun einer Woche Verspätung ihre Blutung zu bekommen und festzustellen, dass sie sich geirrt hatte und es doch nicht so schlimm wäre.

Aber es war so schlimm und Corvus dachte nur daran, dass ihr Kind Römer werden würde und kein Kelte. “Wie könnte mein Kind kein Römer sein?“ fragte sie ihn unter Tränen und schüttelte den Kopf. Das Kind einer römischen Mutter war Römer. So war es immer gewesen, so stand es auch in irgendeinem Gesetz oder zumindest war das Teil der mos maiorum, so genau kannte Prisca sich da nicht aus. Aber sie war sich sicher, dass es so war, weil es immer so gewesen war.
“Wenn Merula das herausfindet, wird er es nach der Geburt sterben lassen“, weinte sie weiter, denn sicher würde er nicht das Kind eines anderen in seinem Haus akzeptieren. Da war ihr Bruder in diesem einen Fall sogar das kleinere Problem.

Prisca war wirklich verzweifelt und fühlte sich gerade sehr allein damit. Warum hatte sie auch gehofft, als Corvus sagte, er habe einen Plan? Sie hätte es besser wissen sollen. In ihrem Leben hatte sie noch nie wirkliches Glück gehabt.

[Alun]

Meine Reaktion auf ihre 'frohe Botschaft' zeigte einmal mehr, dass ich wenig Erfahrungen mit Frauen hatte. Denn natürlich hatte sie sich etwas anderes erhofft, als ein anklagendes 'Schwanger'. Schließlich gehörten zum Schwanger werden immer zwei dazu! Ebenso die Tatsache, dass das Kind römisch sein würde, weil seine Mutter römisch war. Ja, das alles machte mir gerade eine Scheißangst! Denn ein Kind zu haben, bedeutete Verantwortung zu tragen und in diesem Fall bedeutete es eine Menge mehr! Außerdem würde ich einen Römer heranziehen, der womöglich eines Tages gegen mein eigenes Volk vorgehen würde. Wir Falken töteten Römer, wir machten keine! Ach, und dann weinte sie noch mehr! Das machte es mir nur noch schwerer.

Ich nahm ihre Hand und küsste sie. "Komm, weine doch nicht! Wir werden das schon irgendwie schaffen! Du und ich und unser Kind – wir werden eine Familie sein!" sagte ich zu ihr. Louarns Vorschlag schien gerade der einzig mögliche Plan zu sein. Ich würde dann zwar weiter den Römer spielen müssen, was gut für die Falken war und womöglich schaffte ich es ja wirklich, eine Stelle in der Zivilverwaltung zu bekommen. "Hör zu, es gibt da noch eine andere Möglichkeit. Ich werde meine Stellung hier kündigen und versuche, eine andere zu bekommen. Dann versuche ich irgendwo eine Wohnung zu finden, wo wir wohnen könnten. Und um deinen Bruder werde ich mich auch noch kümmern!" Beziehungsweise würden mich hoffentlich die Falken dabei unterstützen.

[Accia Prisca]

Er hatte doch noch etwas Mitleid und küsste Priscas Hand, um sie zu trösten. Es hatte nicht denselben Effekt wie eine vernünftige Umarmung, aber Prisca bemühte sich, ihrer Tränen etwas Herr zu werden. Wenn jetzt doch ein Sklave oder noch schlimmer ihr Mann vorbeikäme, der musste ja furchtbares denken, wenn sie so sehr weinte. Sie wischte sich ihre Tränen und gleich noch einmal die, die auch danach noch kamen, und versuchte, sich ein wenig zu beruhigen.
Was fast klappte, bis Corvus sagte, er wollte kündigen. Prisca schnappte erschrocken nach Luft und sah ihn flehentlich an. “Du willst weggehen?!“ fragte sie erschrocken, weil das so ziemlich die schlimmste aller Optionen für sie darstellte. Das hier durchzustehen war schon schwer, aber wenn er sie jetzt auch noch allein hier zurückließe….
“Wann? Und wie lange…? Wann sehe ich dich dann wieder, und… Oh, Corvus, Merula wird sein Recht als Ehemann einfordern. Was soll ich dann tun?“ Prisca war sich sehr sicher, dass ihr Mann sie vorhin hatte küssen wollen. Und auch alles andere würde er wollen, ganz bestimmt. Es hatte ihn früher nicht sehr viel geschert, ob es Prisca gefiel, warum also sollte es ihn jetzt scheren? Und wenn er dann mitbekommen würde, dass sie ein Kind erwartete, würde er es sicher behalten wollen, selbst wenn Prisca gehen sollte.

Prisca wusste wirklich nicht, was sie tun sollte.