Forum

[Titus Ovidius Decula]

Ich hatte gerade noch Mettius hineinwitschen sehen. Mettius gehörte mit zu meiner Vexillation. Aber Iulius hatte ihn mir als eine Art Kindermädchen aufs Auge gedrückt. Oder um es unfreundlicher auszudrücken: Spitzel. Ich hielt ihn mir vom Hals.
Außer mir sollten auch noch mein Ritterlicher Mittribun Helvius Claudus, der für mich ein völlig unbeschriebener Papyrus war, und Optio Traulius beim Alten antreten. 
Ich grüßte Helvius Claudus, weil der schon länger hier stationiert war als ich. Traulius hatte mich zu grüßen. Ich setzte meine kummervollste Miene auf:
"Gibt es eine Spur von unserem Centurio Octavius?", fragte ich in die Runde: "Ich werde dem Tribun vorschlagen, dass sich die Vexillation auch an der Suche beteiligen soll. Ich werde Mars ein schönes Kalb opfern, sollte er unversehrt wieder auftauchen, das gelobe ich"
Das Kalb hatte ich vermutlich schon gespart. Octavius war aus der Höhle, wo ihn meine Jungs festgesetzt hatten, verschwunden und seitdem wie vom Erdboden verschluckt.

[Marcus Iulius Cato]

"Ich wurde bei diesem Wachgang einer der anderen Patrouille zugeteilt, Tribunus Prolegato. Tribun Ovidius weiß, dass ich ihn beobachte. Er richtet es daher immer so ein, dass ich in einer anderen Gruppe bin", erwiderte der Legionär:
"Was in dieser Nacht genau geschehen ist, kann ich daher nicht berichten", er blickte düster drein. Denn zwei seiner Kameraden hatten der Vexillation und damit ihnen allen Schande bereitet. Es stand Mettius auch nicht zu, einen Tribunen zu kritisieren.
Dennoch senkte er den Blick nicht: "Auch wenn ich nicht persönlich dabei war, haben die Kameraden danach noch über dies und das geredet. Kann ich offener sprechen als mir mein Rang erlaubt?", fragte er.

Iulius war froh, dass er sich nicht in Mettius getäuscht hatte und dieser ihn bat offen sprechen zu dürfen. „Ich bitte sogar darum. Im vertrauen sage ich dir schon vorab, die Vexillation werde ich gleich auflösen. Du wirst ein paar Sonderaufgaben von mir erhalten. Doch nun sprich zuerst.“

[Legionär]

" Die Sache mit dem Keltenüberfall auf den Medicus ist nicht so geschehen, wie gesagt wurde. Deshalb ist Tribun Ovidius auch so hinterher, dass Titius auch noch hingerichtet wird. Ich wette, dass die Berichte schon schnell beim Statthalter gelandet sind. Titius hat ein Wachvergehen begangen, das ist richtig. Doch er ist auch ein Mitwisser. Und es gibt noch einen weiteren Zeugen"
Mettius war froh, seinem Tribun diese Nachricht bringen zu können:
"Der Grieche, dem der Überfall der Kelten gegolten hat, hats überlebt. Der könnte genau Auskunft geben. Wenn er schlau ist, verschwindet er allerdings ganz aus Iscalis. Tribun Ovidius kann mordsgefährlich werden, wenn er glaubt, dass man ihm im Weg steht"

Auf seine bedächtige Art warnte er seinen Vorgesetzten. Alle Schritte mussten rasch erfolgen, bevor die Betreffenden so richtig merkten, was los war:
 "Da wurde so etwas wie eine kleine Privatarmee geschaffen. Es wird Gemurre geben, wenn sie sich auflösen soll" 
Gemurre, damit meinte er vielleicht sogar eine Meuterei. Iulius Cato würde also nicht nur Ovidius des Kommandos entheben sondern auch noch die Männer der Vexillation beruhigen müssen. 

 "Sonderaufgaben - jawoll", Mettius stand stramm.

Nachdem er seine Befehle empfangen hatte, ging er >>>

[Marcus Iulius Cato]

Iulius Cato nickte zwischendurch, zum Zeichen seines Verstehens. „Das bedeutet also wir müssen uns jetzt auch noch auf die Suche dieses Medicus machen?“ Meinte er zu sich selber. Nach erneutem Nicken kam: „Genauso habe ich es mir vorgestellt. Ja und ich bin mir sicher der Alte ist mal wieder der Bösewicht. Aber beim Hades ich werde mit diesem Saustall aufräumen.“ Ich lasse mich nicht gerne für dumm verkaufen. „Doch nun zu dir, du durchforstest als erstes unseren Kerker und meldest mir welche Gefangenen da zur Zeit untergebracht oder versteckt werden.“ Bei seinen Worten fiel im Bonni ein, vielleicht waren dort ähnliche Insassen versteckt. "Doch zuerst schicke mir die Tribuni rein, sie sollten mittlerweile dort warten“.

[Titus Ovidius Decula]

Helvius Claudus und Traulius schienen keine neuen Informationen über Octavius zu besitzen. Mettius kam durch die Tür. Der Kerl sah zufrieden aus. So ein bisschen wie eine Katze, die Sahne gestohlen hatte. Das passte mir ganz und gar nicht. Zusammen mit Helvius trat ich ein. Wir führten den militärischen Gruß aus und blieben nebeneinander stehen. 
 Vielleicht war endlich die Nachricht, dass die Hinrichtung von Titius angeordnet worden war, aus Londinium eingetroffen. Das würde mir den Tag versüßen.
Ich fragte mich, warum Iulius Cato auch den Langweiler von Helvius Claudius hatte rufen lassen.

Der Tribunus Prolegato würde uns mitteilen, was er mitzuteilen hatte. Dann würde er fragen, ob wir noch etwas zu berichten hätten. Dann würde ich ihn wieder einmal an die Entführung von Centurio Octavius durch Einheimische erinnern. Und ich würde ihm die Schmach für unsere stolze Legion, wenn wir nicht sanktionierten, ins Gedächtnis rufen. Iulius Cato konnte sich dem Rachedurst seiner Männer nicht verweigern. Nicht wenn ihm sein Posten lieb war.

 Und dann würden wir endlich unter dem Keltenpack aufräumen.

[Legionär]

Centurio Egenius betrat an den beiden Tribuni vorbei das Büro des Tribun Iulius, nahm Haltung an und grüßte.

„Salvete Tribun Iulius, eben kam eine Meldereiter vorbei, mit einer Nachricht des LAPP, er wird in einer Woche hier eintreffen und für mehrere Tage hier bleiben. Die Stadt Iscalis wird die selbe Nachricht erhalten."

[Marcus Iulius Cato]

„Danke Centurio, ich kümmere mich, Wegtreten“. Damit stand Iulius auf ging bis zum Vorzimmer und gab die Anweisung: „Wenn Optio Traulius kommt soll sofort eintreten. Meine Herren mitkommen“. Kam kurz von Cato und wies zu den Stühlen im Büro.

Sein Blick wanderte zwischen den beiden jungen Tribuni hin und her. „Wie ich so eben erfahren habe ist unser LAPP in wenigen Tagen hier und verweilt auch einige zeit. Das bedeutet also Platz schaffen. Deshalb“, dabei schaute er besonders Ovidius an, "wirst du dein Haus räumen und zu Tribun Helvius Claudius ziehen.“ Zufrieden mit sich selber, eine Lösung gefunden haben, nickte er.

"Nun zum nächsten Thema, euer Aufgabenbereich. Tribun Helvius hat hervorragende Arbeit in der Verwaltung geleistet. Sein besonderes Augenmerk lag auf der Vorratshaltung und dem Lazarett. Das wird ab jetzt Tribun Ovidius übernehmen. Da gibt es jetzt im Spätsommer und Herbst einiges zu tun. Tribun Helvius wird sich um das Exerzieren und die Sicherheit an den Lagertoren kümmern. Alles verstanden?“ Normalerweise erwartete Iulius von seinen Offizieren dass sie alle Befehle sofort verstanden. Doch er wollte besonders Ovidius die Gelegenheit geben noch seine Meinung zu äußern. Vielleicht konnte er daraus ja seine Rückschlüsse schließen. 

[Titus Ovidius Decula]

"Jawoll, Tribun Prolegato, Umzug und Herrichten der Villa für den Statthalter" bestätigte ich den ersten Befehl. Ich sollte, weil unser LAPP kam, meine Villa aufgeben und zeitweilig bei Helvius Claudus wohnen. Es gab Schlimmeres als den Langweiler. 

Mir fiel aber auf, wie Tribun Iulius die Arbeit meines Mittribuns herausstellte. Mich lobte er nicht. Und im gleichen Moment versetzte er mich zu Vorratshaltung und Lazarett. Das war nicht EDEKA - Ende der Karriere - sondern eine angemessene Aufgabe für einen Tribunus Angusticlavius. Dennoch empfand ich es als Kaltgestelltwerden:

 "Wer übernimmt dann die Leitung der Vexillation für Sonderaufgaben?" , fragte ich. 
Und ich schob nach, wobei ich mich der schmalen Grenze zwischen Unverblümtheit und Unverschämtheit näherte:
" Und was werden wir im Fall Centurio Octavius unternehmen? Legionsreiter Curius hat berichtet, dass er von einer Keltenhorde mitgenommen wurde. Auf was warten wir noch?  Wenn du es nicht wagst, Tribun Iulius, bin ich mehr als bereit, eine gezielte Such- und Strafaktion auszuführen "

Helvius Claudus sah mich daraufhin perplex an. 

 "Es geht schließlich um einen verdienten Kameraden", sprach ich in sein blödes Gesicht, als sei ich nur über die Feigheit meines Vorgesetzten in Bezug auf den vermissten Centurio so erbittert.

[Nero Traulius Axianus]

Dessen Verschwinden bestimmt deine Schuld ist, dachte der eintretende Optio Traulius voller Bitterkeit. Er hatte noch den Schluss von Ovidius zur Schau gestellten Empörung mit angehört.
„Melde mich wie befohlen zur Stelle, Tribun Iulius“. Traulius kannte Iulius lange genug und wusste, wenn dieser mit einer solchen stoischen Mine da saß, war das meist wie eine Sturmwarnung zu deuten.

[Marcus Iulius Cato]

Ovidius nicht weiter beachtend, wandte Iulius sich mit überaus freundlichem Gesichtsausdruck zu. „Da ist der Mann der Stunde und kann mir oder besser gesagt uns, bestimmt mehr zu diesem Thema berichten. Wie den meisten bekannt ist, verbindet den Optio und Centurio Octavius, fast so etwas wie Freundschaft. Ich müsste mich schon sehr irren wenn dieser nicht bereits etwas in dieser Angelegenheit unternommen hat. Oder?“ Mit einem auffordernden Geste deutete Iulius diesem an zu sprechen.