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Urteilsvollstreckung
08-25-2023, 12:19 PM,
Beitrag #1
Urteilsvollstreckung
Es gab zur Zeit kein Ereignis, keine Anweisung, ebenso keinen Befehl, dass oder den er nicht in Gang gesetzt hatte, was er so bereute, als wie dem Tribun angusticlavius Ovidius so große Freiheiten gegeben zu haben. Er kam sich vor wie dessen Aufräumkomando und das nur weil Furius sich einmischen musste.
Jetzt stand er hier auf dem Campus, vor der angetretenen Vexillation und musste das ansehen, was er während seines Tribunates noch nie hatte ansehen müssen.
Der Vexillation gegenüber hatte er Optio Traulinus mit sein Rekruten angetreten. Ihnen sollte die Vollstreckung dieses Urteils ihnen als abschreckendes Beispiel dienen.
Gemessenen Schrittes kam Iulius über den Exerzierplatz geschritten. Eine Ansprache oder derartiges hatte er nicht vor zu halten, er wollte nur dabei sein um seinen Tribun zu kontrollieren. Obwohl so sehr er selber solche Vollstreckungen hasste, glaubte er, dass Ovidius es genoss, es für ihn eine Darstellung seiner macht war.


Mit verschlossener Miene nahm er den Gruß der Legionäre war, um gleich darauf Ovidius ein Zeichen zu geben, damit dieser beginnen möge.
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Honoratior von Iscalis
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08-25-2023, 03:37 PM,
Beitrag #2
RE: Urteilsvollstreckung
Es war so weit. Die Sommersonne stand hoch am Himmel. Der Himmel war hellgrau, und ein schwüler Wind zerrte an den Nerven.  Die Vexillation war vollständig mit achtzig Mann angetreten. Ich hatte die Zwischenzeit genutzt, die beiden vakanten Plätze mit Freiwilligen aufzustocken.  Es gab immer Freiwillige, da es sich unter der Hand herumgesprochen hatte, dass wir Beute machten. 
Auf der anderen Seite standen die Rekruten unter Optio Traulius. Dieser Tag würde ohne Frage lehrreich für sie sein. 
Iulius Cato wirkte auf mich noch finsterer als sonst. War er nicht zufrieden? War das nicht die Gelegenheit, zu zeigen, wie strenge Disziplin Rom groß gemacht hatte?

Es ging kein Raunen durch die Menge, keiner der Soldaten bewegte sich vom Fleck. Sie waren wie eine Wand aus eben jener Disziplin. 
Dennoch bemerkte jeder, dass der Verurteilte nun vorgeführt wurde. Albius war ein älterer Mann mit stoppeligem Haar und nun stoppeligem Bartansatz. Er stand recht gefasst da. Die Augen hielt er gesenkt. Seine Hände waren auf seinen Rücken gefesselt.

Ich hielt das Urteilsdokument in der Hand und verlas den sich darauf befindenden Text. Meine geschulte und wohltönende Stimme hallte über den Platz:

"Soldat Servius Albius Maior, du hast dich ante diem VII Idus Augustos DCCCXXXI ab Urbe condita des Vergehens des mutwilligen Verlassens deiner Wache und darauf folgenden Fahnenflucht schuldig gemacht. Auf Desertation steht die Todesstrafe. Der Statthalter und Oberbefehshaber der Legionen von Britannien verurteilt Dich im Namen Roms zum schimpflichen Tod durch fustuarium durch deine früheren Kameraden"

Ich ließ das Urteilsblatt sinken. Ich ergriff mein Schwert und berührte den Verräter Albius zum Zeichen dafür, dass er todgeweiht war, mit der Klinge an seiner linken Schulter. Daraufhin entkleideten ihn die Wachen. Das war noch schändlicher. Was für eine erbärmliche Kreatur. Ich hoffte nur, dass meine Jungs die Strafe wirklich auskosten würden. Ich selbst würde mir Zurückhaltung auferlegen müssen.  Eine Hinrichtung war für einen Offizier ein ernster Anlass.
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08-27-2023, 05:03 AM,
Beitrag #3
RE: Urteilsvollstreckung
Der Tribun Iulius räusperte sich und fasste die Angetretenen scharf ins Auge.
„ Milites! (Soldaten) Abteilung ad dextram! (rechts um)
in aciem venite! (in Linie antreten)“


Iulius wartete bis die Vexillation, die bis dahin in einem Block stand, in einer Linie angetreten war.
oculus ad prosam! (Augen geradeaus)
decimieren! Zu zehnt abzählen und zwei Schritte vortreten!“
Jeder zehnte Soldat trat darauf zwei Schritte vor.
Der kommandierende Tribun wies auf eine Haufen Knüppel. „cursim! (im Laufschritt) Knüppel aufnehmen!
in duos ordines“ (in zwei Gliedern) ""aciem dirigite!"(ausrichten)
„Wachen den Todgeweihten zur Vollstreckung führen!“


Abermals trat eine Pause ein bis Servius Albius Maior zwischen den acht Kameraden stand und die Wache abgetreten war.
Miles Knüppel sursum!(Soldaten Knüppel hoch)
solvo! (losschlagen)


Mit eisiger Mine hatte Tribun Iulius die Befehle hervorgestoßen und nun stand er mit genau dieser Mine da und sah zu, wie das Urteil vollstreckt wurde.
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Honoratior von Iscalis
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08-27-2023, 03:27 PM,
Beitrag #4
RE: Urteilsvollstreckung
Auf der anderen Seite standen die Rekruten stramm. Die Mittagshitze brannte herab, und Tiro Asinius bekam, da er wie gewisse Typen dazu neigte, ein rotes Gesicht.  Er stand in der zweiten Reihe. Neben ihm sein bester Kumpel Dexter. Auf der anderen Seite die Kameraden aus dem Contubernium. 
Lucius hätte sich, wäre seine Ausbildung zu Ende gewesen, freiwillig zur Vexillation gemeldet. Schon weil es hieß, dass man da Beute machen konnte. Er hätte zu gerne seiner Tante Fabata und seiner Mutter Paullina je einen Sklaven geschenkt, damit sich beide Frauen nicht mehr so plagen mussten. 
Aber gerade war er Zuschauer, wie die Vexillation T.O.D. Pflichtvergessenheit bestrafte. Der  Verurteilte, der hereingeführt wurde, Albius, bewahrte, auch als sie ihn ausgezogen hatten, einen Rest Haltung. Jedem folgenden Befehl des Tribunus Prolegato gehorchte die Vexillation wie das Rädchen einer gut geölten Maschinerie. Das ging Zack zack.

Milites! (Soldaten) Abteilung ad dextram! (rechts um)....
"in aciem venite! (in Linie antreten)“....
"Augen geradeaus!"....
"Zu zehnt abzählen und zwei Schritte vortreten!“....
"cursim! (im Laufschritt) Knüppel aufnehmen!...
"in duo ordines" ....
"in aciem dirigite!"(ausrichten)....
„Wachen den Todgeweihten zur Vollstreckung führen!“
„Miles Knüppel sursum!(Soldaten Knüppel hoch)....
"Losschlagen!"

Albius tat das, was jeder in seiner Lage instinktiv getan hätte, er fiel auf den Boden, kauerte sich zusammen und versuchte, seinen Kopf mit den Armen zu schützen. Doch er hatte keine Chance. Seine Kameraden schlugen unerbittlich und ohne zu zögern zu.

Lucius wusste, dass es ans Sterben ging, aber keiner hatte ihm gesagt, dass die Knüppel in der absoluten Stille dumpf auf berstendes Fleisch, zerspringende Sehnen und Knochen treffen würde: Tapp, tapp, tapp. Nur ab und zu keuchte einer der Henker auf vor Anstrengung.

Er soll endlich sterben, dachte Lucius in plötzlicher Hilflosigkeit. Warum stirbt er denn nicht? Doch er selbst rührte keinen Muskel, und auch sonst keiner der Rekruten zeigte unsoldatisches Verhalten. Sie standen wie eine Eins.

Lucius schwor sich, niemals je wegzulaufen und niemals während einer Wache einzuschlafen. Manchmal war er im Dienst müde gewesen und es war so verlockend, die Augen einen Moment zu schließen. Wenn er aber ab diesem Tag die Lider schließen würde, würde ab und zu Albius, ein zerfetztes Bündel, um das herum sich eine Lache in der Farbe der Soldatentuniken ausbreitete, vor seinem geistigen Auge erscheinen. So gesehen war das Erlebnis in der Tat lehrreich für den jungen Rekruten.

Es geschah Albius Recht.
Lucius war nie ein böswilliger Junge gewesen. Er hatte nicht einmal mit Steinen nach Fröschen oder Vögeln geworfen. Und er musste glauben, dass die Strafe dem Verurteilten nur Recht geschah. Albius verdiente sein Schicksal. Er verdient es, das war wie ein Mantra in Lucius Kopf.
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08-27-2023, 10:28 PM,
Beitrag #5
RE: Urteilsvollstreckung
Ich stand wie erstarrt da, an einem Ende der Rekruten Reihe. Neben mir stand mein Freund Rufus, wenn mir nicht beim Anblick der Geschehnisse auf dem Campus die Knie geschlottert hätten, so hätte ich, derjenige der ständig versuchte die Regeln zu umgehen, einfach die Hand meines Freundes genommen und gedrückt. Nicht weil es mich so grauste, nein das Leben auf der Straße hatte mich abgehärtet, da lernte man mit solch einem Anblick umzugehen.
Tiro Asinius Rufus, war mein Fels in der Brandung, derjenige der mich von manch einer dummen Tat zurückgehalten hatte. Wie oft hatte er mich davon abgehalten, heimlich die Castra zu verlassen. Dabei hatte ich richtig gute Ideen, um dies zu schaffen. Wenn ich das hier und heute sah, würde ich nie mehr versuchen heimlich meine Einheit oder die Kaserne zu verlassen.
Zu irgendwelchen Göttern betete ich eigentlich nie, doch heute dankte ich ihnen und Rufus, dass sie mich vor diesem Schicksal bewahrt hatten.
Außerdem der Truppe von diesem TOD würde ich auch nicht beitreten, da konnte das Plündern noch so sehr locken. Wer wusste schon was einem da noch so unvorhersehbares geschehen würde. Ein Drückeberger und Feigling war ich bestimmt nicht, meinen Mut wollte ich in Zukunft ganz nach Vorschrift unter Beweis stellen.
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08-28-2023, 01:51 PM,
Beitrag #6
RE: Urteilsvollstreckung
Optio Traulius stand bei seinen Tirones und schaute der Vollstreckung zu. Er hatte wie man ihm gerne nachsagte ein drittes Auge, dies war stets auf seine Rekruten gerichtet. Auf diesen Haufen musste er besonders achten. Sie konnten unterschiedlicher nicht sein, doch nach seiner Erfahrung, würden sie gute Soldaten werden. Eine Erfahrung wie dies hier, fehlten ihnen noch. Das Urteil zeigte wie hart Verstöße gegen die Disziplin geahndet wurde.
Was er jetzt so sah, schien der Vollstreckung zuzuschauen schon Wirkung bei ihnen zu haben.
Für Traulius war es schlimm, dass es zu solch einem Urteil hatte kommen müssen. Er gab einzig dem Befehlshaber der Vexillation Tribun Ovidius die Schuld. So wie er das sah, hatte er die Soldaten mit Versprechungen angelockt. Diese wurden übermütig fühlten dem Machtbereich des Kasernenlebens entrückt und nahmen sich zu viele Freiheiten heraus. Doch es war nicht seine Aufgabe, dem Einhalt zu gebieten.
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08-29-2023, 05:18 PM,
Beitrag #7
RE: Urteilsvollstreckung
Albius hatte seinesgleichen in Unehre gebracht und seinesgleichen richtete ihn.  Ich mochte es nicht leiden, wenn mich jemand an meinen Verwandten, den Dichter Ovidius Naso erinnerte, der zudem in Verbannung und Elend geendet hatte. Aber der Anblick der Hinrichtung verleitete mich fast, diese Erfahrung in Verse zu schmieden. Albius Blut war rot wie die Tuniken der Männer. Rot des Mars Ultor, Mars des Rächers, des blindwütigen Gott des Krieges. Das Schauspiel hatte eine grausame Ästhetik, die ich genoss. So sollte es jedem ergehen, der mich verriet, jedem, der gegen mich war. So wie es Centurio Octavius erging, der sich gegen mich gestellt hatte. Er musste entkommen sein, doch in seinem Zustand gewiss nicht weit. Heute war die Vexillation vollständig hier, doch bald würden wir wieder die Gegend durchkämmen. Es war zu köstlich, dass ausgerechnet der um Frieden bemühte Centurio der Anlass für einen neuen Keltenkrieg bieten würde. Wir würden reicher werden als wir tragen konnten. Ich würde Vespasian, der notorisch geldknapp war, mehr Kriegsbeute schicken können als er ausgeben konnte. Und dann hoffte ich, dass der Kaiser mich zur Belohnung in die Provinz Aegyptus schicken würde, in die Kornkammer des Imperiums, dorthin, wo die Lebensader des Imperiums  mit Leichtigkeit durchtrennt werden könnte, wenn man nur mutig genug war, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. 
Iulius Cato und Traulius waren harte Männer, die schon viele Toten gesehen hatten. Kein Muskel regte sich in ihren Gesichtern. Mehr interessierten mich die jungen Männer, die Rekruten. Sie hielten sich tapfer. Aber während Dichter wie mein ferner Verwandter meinten, dass ein Knabe seine Unschuld verlor, wenn er das erste Mal in den Armen einer Frau lag, so meinte ich, dass sie alle gerade jetzt in diesem Moment ihre Unschuld verloren. Manche Jungen hatten etwas Verschlagenes, die interessierten mich weniger. Andere schauten so offenherzig und entsetzt drein, dass ich meinte, bis in den Grund ihrer Seele blicken zu können. Bald würden sie ihre Ausbildung beendet haben. Die Besten von ihnen würde ich in meine Vexillation aufnehmen. 
Sie würde ich formen wie Eisen im Feuer geschmiedet wird. 
Ich hatte mich in Gedanken verloren und ganz verpasst wie  Albius Kopf aufplatzte und seine  Gehirnmasse auf den Boden spritzte. 
"Senkt die Knüppel! Stillgestanden"
Ich schritt zu dem blutigen Bündel hin, der einst Miles Albius gewesen war, ging in die Hocke und schaute lange in graubraune Augen, die gen Himmel zu starren schienen. Ich fühlte den Puls am Hals, nichts zu fühlen. Dann erhob ich mich und strich meine Uniform glatt:
"Der Verurteilte Servius Albius Maior ist dem harten, aber gerechten Urteil erlegen" , rief ich laut und schaute zu Iulius Cato, ob der Tribunus Prolegato etwas anderes entscheiden würde:
"Vexillation, antreten. Werft den Kadaver über die Mauer! Mögen sich Aasfresser an ihm gütlich tun!"
Ein solch Entehrter verdiente kein Grab. Und er verdiente niemanden, der um ihn klagte. Zur Abschreckung sollte er liegen bleiben, während ihm Raben die Augen auspickten. Jedes Mal wenn ein Trupp an ihm vorbei marschierte, wäre das für die Männer eine Mahnung.
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08-29-2023, 08:18 PM,
Beitrag #8
RE: Urteilsvollstreckung
Iulius Cato stöhnte innerlich auf. Dieser Tribun Ovidius zeigte nur sein eiskaltes Gesicht, bestimmt plante er schon die nächste Aktion mit seinen Männern. Damit war nun endgültig Schluss.
Mit für alle wohl unbekannter Lautstärke donnerte die Stimme des Tribun Iulius über den Exerzierplatz.
„Soldaten,  Vexillation stillgestanden!
Rekruten die Leiche entsorgen wie von Tribun Ovidius vorgeschlagen! Anschließend verbringt ihr den Rest des Tages alle ohne Ausnahme in der Therme!
Optio Traulius Tribun Helvius Claudus in mein Büro bringen!
Tribun Ovidius in mein Büro!

Damit hatte Iulius vorerst alle Befehle ausgesprochen. Er machte eine exakte Kehrtwende und verließ den Campus.
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Honoratior von Iscalis
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