Forum

[Nefertem]

Etwas atemlos wirkte Nefertem, wie er dort mit gesenktem Kopf verharrte und den Worten seines Dominus lauschte. Sein Dominus wünschte eine Sänfte. Augenblicklich. War sein Dominus etwa faul geworden? Schließlich könnte Marcus Iulius Cato doch auch zur Villa Iulia zu Fuß gehen. Diese Gedanken behielt der junge Sklave jedoch für sich und nickte stattdessen auf die Worte seines Herrn. Rückwärtsgehend näherte sich Nefertem der Türe, durch die er vor wenigen Augenblicken geschlüpft war und verließ das Officium seines Herrn. Vor der Türe  eilte der Dunkelhaarige regelrecht durch die Gänge der Castra, bis er vor der Castra ins helle Sonnenlicht trat. Verdutzt musste der junge Aegypter erst einmal blinzeln, bevor er seinen Blick von links nach rechts schweifen lassen konnte. Nein. Vor der Castra konnte der Dunkelhaarige keine Sänfte erblicken. Vielleicht musste Nefertem dazu tatsächlich das Forum betreten.

Mit seinem Ziel vor Augen setzte sich der Jüngling dann auch in Bewegung und entfernte sich mit jedem Schritt von der Castra. Vielleicht wurde er auf dem Weg in Richtung des Forums fündig. Hier irgendwo musste es doch eine Anlegestelle für Mietsänften geben. Und tatsächlich. In einer Seitenstraße wurde Nefertem schließlich fündig. Dem bärtigen Mann zeigte der Dunkelhaarige die Plakette, welche ihn als Sklaven des Tribunus Prolegato auswies. Der Bärtige bekam große Augen, nickte dienstbeflissen und folgte Nefertem in Richtung der Castra.
An der Castra angekommen bedeutete der Sklave dem Mann vor dem Tor zu warten, wobei die beiden Torwachen ein wachsames Auge auf den Sänftenträger hatten. Während sich Nefertem beeilte und in das Innere der Castra eilte. Sein Herr sollte nicht zu lange warten müssen. Schließlich erreichte der Dunkelhaarige abermals die Büroräume des Tribuns, pochte gegen die Türe und schlüpfte anschließend durch den Türspalt.

“Dominus? Der Sänftenträger wartet vor der Castra auf dich.“

[Marcus Iulius Cato]

Zurück von der  Villa Claudia ging Iulius sofort ein sein Büro und wies seinen Scriba an, ein Schreiben aufzusetzen.

An den Bürgermeister und den Stadtrat von Iscalis Antrag: Tribun Marcus Iulius Cato, wünscht anlässlich seiner bevorstehenden Verlobung und Vermählung, ein geeignetes Grundstück zu erwerben,  um dort zu diesen Ereignissen,  ein Theater zu errichten. Iulius Cato bittet freundlichst  um eine Genehmigung zu diesem Vorhaben. Mit freundlichsten Grüßen. Marcus Iulius Cato

Dieses Schreiben, ließ er durch einen Legionär, in der Curia abgeben.  

[Legionär]

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Vibius trat durch die schon offenen Türe
Nach dem obligatorischen Gruß kam die Meldung: „Salve Tribun Iulius, Miles Vibius mit einem Besucher, der vorgibt ein Empfehlungsschreiben deiner Verlobten Claudia Sabina zu besitzen."


Vibius meinte er habe vorerst seine Pflicht erfüllt und könne vorerst abwarten, vielleicht auch genießen. Es war ja immer wieder interessant was hier für Leute aufkreuzten. 

[Titus Ovidius Decula]

Eine Wache und ein Zivilist trafen fast gleichzeitig mit mir beim Büro des Tribunus Prolegato ein. 
Ich war ranghöher. Daher erwartete ich, dass sie mir den Vortritt ließen. Mit verschränkten Armen warf ich dem Soldaten einen Blick zu. Würde er das Grüßen vergessen? Latrinendienst. Den Zivilisten ignorierte ich. Zivilisten wurden erst nach dem Eid auf den Caesar Augustus zu richtigen Menschen.

[Fintan]

Wenn Fintan nervös war, dann zeigte er dies nicht. Der junge Bursche lächelte praktisch immer, auch im Angesicht der Gefahr. Man war einfach nicht wirklich angezogen ohne. Und er fand gut, wie es sein Gegenüber irritierte. Manche hielten ihn für irre oder einfältig und wurden dann unvorsichtig. Und andere wurden davon bezaubert. Es war so faszinierend, wie viele Wirkungen eine einfache Mimik haben konnte.
Nun warteten der freundliche Legionär (der ihn so gern vom Tribun bestraft sehen würde) und er in einem Raum auf den Verlobten seiner geliebten Sabinia.
Neben ihnen stand ein Kerl in ähnlicher Aufmachung. Der Tribun Iulius konnte es nicht sein, denn sonst hätte sein Begleiter diesen entsprechend angesprochen. Fintan jedoch ließ sich ein Wort nicht nehmen:
„Ich grüße dich!“, sagte er freundlich. „Wartest du auch auf den ehrenwerten Tribun Iulius?“

[Marcus Iulius Cato]

Was ist denn jetzt schon wieder los, warum diese Eile. Na gut, Iulius setzte sein dienstliches, freundliches Gesicht auf, sofern man dies so nennen konnte: „Ovidius nun komm schon rein, was kann ich für dich tun? Vibius ihr wartet und Türe zu“, letzteres brüllte er in seinem üblichen Ton. Zu dem jungen Tribun gewandt meinte er: „Nimm doch Platz, einen Schluck Wein?“ Cato befürchtete er selber würde diesen gleich brauchen. „Machen die Kelten oder sonst wer schon wieder ärger? Das bekommst du doch in den Griff?“ Ohne eine Antwort abzuwarten schenkte er selber gleich zwei Becher Wein ein. Wenn Ovidius nicht wollte, war das sein Problem.

[Titus Ovidius Decula]

Der junge Zivilist lächelte mich an. Er hatte ein ganz freimütiges Lächeln. Er schien ein unverdorbener junger Römer vom Lande zu sein. Unbeleckt von den Versuchungen der Großstadt. Für diese Jungs kämpfte ich, auch wenn es mir nie einer danken würde.
Ich beugte mich vor. Ich gab das Lächeln zurück:
"Nicht alle Militärtribunen sind so gutmütig wie ich", sagte ich zu ihm: "Ich gebe Dir einen guten Rat: Unterlasse es, beim Oberbefehlshaber zu grinsen" Ich zwinkerte ihm jedoch zu, bevor ich zu Cato hinein ging.  
Den Wein nahm ich nicht: "Nicht im Dienst", antwortete ich, nachdem ich ebenso vorschriftsmäßig wie zackig gegrüßt hatte. Ich hatte mir meine Worte genau überlegt. Ich musste vorsichtig sein. Centurio Octavius war bei der Legion beliebt. Er hatte einen guten Ruf. Es war bekannt, dass ich mit ihm aneinander geraten war. Es durfte nicht der leiseste Verdacht aufkommen, dass ich ihm Übles wünschte:
"Die Kameraden haben gemeldet, dass Centurio Octavius seit zwei Tagen verschwunden ist und zwar spurlos. Wir haben ihn erstmal offiziell krank gemeldet, um keine Unruhe unter den Männern aufkommen zu lassen. Und natürlich alle einschlägigen Orte absuchen lassen: Bordelle, Kneipen. Wo ein Centurio eben seinen sauer verdienten Feierabend verbringt. Keine Spur. Dafür habe ich eine Zeugenaussage von Legionsreiter Curius. Er hat Octavius zufällig getroffen. Er wollte wohl einer Sache in Cheddar auf den Grund gehen. Curius hat mir ausgesagt, dass eine Horde Kelten den Centurio überfallen hat. Er war alleine und konnte nichts tun. Er selbst ist dann sofort nach Iscalis geritten, um die Stadt zu warnen und Hilfe zu holen. Aber es war schon zu spät. Die Barbaren haben Octavius verschleppt. Und dann ist Curius zu mir", 
ich sah so betrübt aus wie ich nur vermochte:
"Ich bitte um die Erlaubnis, Centurio Octavius mit der Vexillation suchen zu dürfen. Es soll eine Widergutmachung sein. Ich wollte nicht mit ihm in Streit geraten. Er ist ein guter Mann"
Hoffentlich war er bald auch ein toter Mann:
"Aber lassen wir den jungen Bürger draußen doch nicht warten, Tribunus Prolegato Iulius. Immer herein mit dem jungen Blut"
Ein wenig neugierig war ich, was der Junge da draußen wollte. Rekruten gingen nicht hierher. Die meldeten sich beim Optio. Ich hoffte, dass der Bursche nicht mehr gesehen hatte als für ihn gut war. Zum Beispiel Octavius Entführung.
Jetzt griff ich doch nach dem Wein. Trank einen Schluck und rührte mich nicht.

[Marcus Iulius Cato]

Tribun Iulius Mine verfinsterte sich immer mehr. Was war eigentlich los in seiner Legio? Hatte er nun hier das sagen oder nicht? Wieso liefen eigentlich die wichtigen Informationen an ihm vorbei? Das Octavius ein paar Tage unterwegs sein wollte wusste er, aber das mit dem Überfall auf ihn hatte ihm keiner gemeldet. Da konnte sich dieser Ritter da vor ihm wirklich aufspielen. Hatte der vor, hier die Führung zu übernehmen? Erst weist er den Wein ab, mit dem Hinweis auf den Dienst, machte im bestimmt Spaß mich daran zu erinnern. Jetzt nimmt er den Wein doch, aus lauter Neugier auf den Besucher. Das nächste Mal schmeiß ich ihn raus, bei den Göttern er soll es nicht zu weit treiben. Vielleicht kennt er den oder er hat ihm auf diese Art Gehör verschaffen wollen.

„Setz dich doch Ovidius, wenn du unbedingt dabei sein möchtest, mach es dir doch bequem“. Das konnte Iulius sich jetzt nicht verkneifen. „Vibius reinkommen“, brüllte er in seiner gewohnten Lautstärke.

[Fintan]

Fintan hatte den freundlichen Rat des freundlichen Mannes zur Kenntnis genommen und dann gewartet. Warten musste man hier offenbar recht viel. Die ganze Zeit wippte er hibbelig hin und her, bis ihn dieser Vibius anschnauzte, das gefälligst sein zu lassen. Es war eine kleine Erleichterung, dass sie reingebeten - oder eher zitiert - wurden.
Der Legionär trat vor, um dem Tribun Iulius den Grund seines Hierseins zu berichten, da brachte Fintan das Schreiben der hinreißenden Sabinia bereits nach vorn.
"Deine bezaubernde Verlobte hat mir gütigerweise dieses Empfehlungsschreiben überreicht, mein Herr Tribun. Ich hatte das große Glück, ihr zu Diensten sein zu dürfen. Mein Name ist Aulus Iulius Felix, aber natürlich bin ich einfacher Junge vom Land nicht mit deiner großen Familie verwandt und habe nur das Glück, deinen Namen tragen zu dürfen. Ich hoffe auf eine bescheidene Anstellung hier, um meinen Beitrag für die Legion leisten zu dürfen."
Natürlich begleitet von seinem gewinnenden Lächeln, wobei er sich bemühte, die Idiotie darin ein wenig runterzuschrauben.

[Titus Ovidius Decula]

Es passte dem Alten nicht, dass ich was wusste, was er nicht wusste. (Und ich wusste sogar noch mehr, was er aber nicht erfahren durfte) 
"Du kannst Curius selbst befragen, Tribunus Prolegato", bot ich an:" Natürlich ist es erst einmal wichtig, den Kameraden zu finden..." oder seinen Kadaver, hehe. Ich deutete an, dass wir einen Keltenüberfall auf einen unserer Offiziere nicht ungesühnt lassen konnten. Iulius Cato wusste das genauso gut wie ich. Würden wir den Überfall auf Octavius nicht bestrafen, würde kein Mensch mehr die Legio II Augusta respektieren. Das könnte das Startsignal für eine landesweite Rebellion werden. Aber das würden wir später, wenn keine Zivilisten mehr anwesend waren, weiter besprechen. Ich hoffte, dass unser Oberbefehlshaber meiner Vexillation T.O.D. endgültig freie Hand lassen würde.

Ich blieb sitzen, als der Junge herein kam. Sancta Simplicitas. Er lächelte wieder.  Er rettete ohne es zu wissen, sein Leben, denn er war kein Zeuge, der mehr gesehen hatte als ihm gut tat. Er wollte auch kein Soldat werden, sondern suchte eine andere Arbeit. Und er hieß auch Iulius wie Iulius Cato. 
Der Junge hatte ein Schreiben von Iulius Catos Verlobter dabei. Man kannte das: Der Name größer als das Mädel. Sie war eine Claudierin. Wie kam er an die? Ich gestand, dass ich jetzt neugierig wurde. 
Mal sehen, was Iulius Cato erwiderte.
Ich hätte tatsächlich einen Pferdeknecht brauchen können. Mein Invictus, der ein temperamentvoller Racker war, hatte meinen alten Pferdeknecht Agaso kürzlich zu Tode geschleift. Um Agaso war es nicht schade. Doch für meinen edlen Invictus brauchte ich dringend jemanden, der ein Händchen für Pferde hatte.