Forum

[Tiberius Furius Saturninus]

Ein großes Zimmer, in dessen Mitte das Brautbett aufgebaut ist. Das Zimmer ist frisch gestrichen, der Boden mit Lavendelblüten bestreut und das Bett mit Rosenblättern. Seidene und golddurchwirkte Kissen liegen auf dem Bett und auf den Stühlen. Das ist aber nur heute so. Später wird alles heraus geschafft, und die junge Hausherrin soll das Zimmer ganz nach ihren Wünschen einrichten dürfen.

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Bildnachweis: Carol M. Highsmith, Public domain, via Wikimedia Commons

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[Furia Serena]

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Manlia Secunda führte mich in das wunderschön hergerichtete Gemach. Während wir noch gegessen, getrunken und gefeiert hatten in der Villa Claudia und anschließend den Brautzug zur Villa Furia genossen hatten, war die Matrone bereits direkt nach der Zeremonie hierher gebracht worden um das Brautbett vorzubereiten. Und wie es hier aussah und auch duftete! Ich traute meinen Augen kaum...

Die alte Frau setzte sich an den Bettrand und bedeutete mir mit einem Klopfen aufs Bett, dass ich mich zu ihr setzen sollte. Auf einem kleinen Tischchen standen Kosmetikartikel, Mundwasser und eine Schale mit Wasser bereit, damit ich mich noch einmal ein wenig frisch machen konnte, was ich auch gerne in Anspruch nahm. Nach der Katzenwäsche und dem Mund ausspülen, kam dann die klinische Unterweisung in den ehelichen Pflichten und der Ermahnung, dass ich mich nicht verkrampfen sollte, damit es nicht unangenehmer als unbedingt nötig war.

Zusammen mit mir betete die alte Frau zu Iuno Virginiensis für eine gut verlaufende Hochzeitsnacht und reichte mir dann noch einen Tiegel mit einer fettigen Salbe, die helfen sollte, falls ich zu verkrampft oder schreckhaft wäre. Manlia Secunda wies mich an, dass ich in diesem Fall den Tiegel dem Ehemann reichen sollte, damit der Ehevollzug klappen würde. Ich nickte einfach nur und stellte dann den Tiegel auf den Nachttisch, ehe mich Manlia Secunda noch einmal aufmunternd in den Arm nahm und dann das Zimmer verließ. So wartete ich dann auf meinen Ehemann, nervös am Ende des Bettes sitzend.

[Tiberius Furius Saturninus]

Auch Saturninus hatte sich in einem kleinen Seitenraum gewaschen und noch einmal einsalben lassen. Sein dunkles Haar glänzte und er durftete nach Myrrhe. Dann trat er durch die Seitentür und blieb stehen. Draußen sangen die Gäste weiter, und das war Tradition, aber am liebsten hätte er einen großen Besen genommen und alle nach draußen gekehrt. Wenigstens war die Tür zu:
Manila Secunda, die - wie Saturninus anerkannte, ganze Arbeit mit der Ausgestaltung des Zimmers geleistet hatte, ging jetzt. Nun war der Furius alleine mit seiner Braut, einem jungen Mädchen, mit dem er kaum je ein privates Wort gewechselt hatte. Er hatte es durchaus versucht, doch dann waren dienstliche Pflichten dazwischen gekommen. Oder dieses und jenes. Furia Stella und ihr Liebhaber.
Wagenrennen. Deirdre und ihr Neugeborenes. Aglaia. Narcissus. Die Ereignisse in Cheddar. Und...und...und. Jetzt spürte Saturninus es, dass er diesen Menschen, der ihm nun anvertraut war, nicht wirklich kannte. Da waren Sitte und Sittsamkeit. Serena tat alles genau so, wie es von einer jungen Patrizierin erwartet wurde. Ein, zwei Mal hatte er sie zum Lachen gebracht, und ihre braunen Augen hatten sein Herz erwärmt, wenn immer er sie antraf:
"Ich bin es nur", sagte er und tat so, als würde er klopfen. Er setzte sich neben seine Braut auf das Bettende und schaute sie von der Seite an. Sanft streifte er ihren Schleier zur Seite. Ach ja, den Gürtel mit dem Herculesknoten musste er lösen. Das kam noch auf ihn zu. Saturninus mochte keine kniffligen Aufgaben, und einen Moment lang dachte er an Alexander den Großen, der den gordischen Knoten mit seinem Schwert durchtrennt hatte:
"Jetzt sind sie alle fort - endlich. Ich hatte den ganzen Tag ohnehin nur Augen für dich, Serena. Ich bin sehr glücklich darüber, dass du meine Frau bist", sprach er:
"Die Tradition gebietet es, dass ich nun diesen Knoten, der deinen Gürtel schließt,  auseinanderfissele", er lächelte sie verschwörerisch an:
"Hilfst du mir dabei? Ich kann so etwas nicht" , er legte beide Hände auf den Knoten und ließ sie dort. Seine Hände waren warm und ganz ruhig. Er wollte einfach, dass sich Serena an seine Nähe gewöhnte. Sie sollte sich nicht fürchten.

[Furia Serena]

Ich lächelte ein wenig nervös, als sich mein Ehemann zu mir setzte. Manlia Secunda hatte mir versichert, dass ich im Grunde nichts falsch machen konnte, da der aktive Part beim Mann lag, aber man wusste ja nie. "Natürlich..." setzte ich schon an und griff fast automatisch nach dem Gürtel, da ich ihm helfen wollte, aber ließ dann die Hände sinken. 

"Das geht nicht...es tut mir leid. Wenn ich dir helfe, dann bringt das Unglück" sagte ich ein wenig kleinlaut. Ich wollte meinem Gatten gefallen und ihm keinen Wunsch abschlagen, aber für diese Nacht herrschten Regeln, die ich nicht vergessen durfte. Regeln und Rituale waren wichtig für Eheglück und Kinderreichtum. 

Ich stand auf und stellte mich mit dem Rücken zu ihm, damit er leichter an den Knoten kam. "Vielleicht geht es so leichter, wenn ich vor dir stehe?"

[Tiberius Furius Saturninus]

"Du weißt immer, was richtig und was falsch ist, und das liebe ich an dir", sagte Saturninus.
Er holte eine Öllampe herbei, um besser zu sehen, dann bückte er sich und lockerte die richtigen Enden des Herculesknoten. Saturninus zog ein Ende durch das andere, und dann hielt er den Wollgürtel in der Hand und ließ ihn zu Boden fallen. 
Er führte seine Frau wieder zu Bett: "Komm bitte, meine schöne Braut, lege dich zu mir", bat er sanft und legte den Arm um sie. Serena war ihm so nahe. Er liebte sie:
"Fürchte dich bitte nicht, meine Liebe", bat er sie leise: "Weißt du, Serena, eine Jungfrau ist wie ein versiegelter Brief. Man muss das Siegel brechen, bevor man ihn lesen kann. Das kann etwas unangenehm werden. Aber es dauert nur einen Moment"
Saturninus dachte an Deirdre, die sich nicht gefürchtet hatte, obwohl auch sie noch eine Jungfrau gewesen war, als sie in sein Haus kam. Doch sie war eine Keltin, und vielleicht war das bei Keltinnen anders. Barbaren standen den Tieren einfach noch näher. 
Er schob Serenas Gewand hoch. Er wusste nicht, ob es Serena unangenehm war, wenn er sie anschaute. Und er hätte sie so gerne angeschaut. Aber dann schalt er sich selbst: Er benahm sich gerade wie ein Jüngling und nicht wie ein Mann. Serena würde erwarten, das er tat, was zu tun war. Sie war eine Ehefrau, die heute ihre Jungfernschaft verlieren musste. Sie waren römische Patrizier, und sie würden ihre Pflicht erfüllen. Jahrhunderte sahen auf sie herab, und jeder Furier hatte bisher seine Pflicht erfüllt. Das sie nun die letzten ihrer Familie waren, lag daran, dass alle männlichen Furier im Vierkaiserzeit zugleich im Feld gestanden hatten, und das auf der falschen Seite.
"Bereit?", fragte er.

[Furia Serena]

Der Gürtel war gelöst und der Moment gekommen. Ich wusste, dass es ein wenig weh tun konnte und unangenehm werden würde und laut Priscas Aussage könnte das auch anhalten, aber es war eine Pflicht und musste geschehen - da führte kein Weg daran vorbei. Ich nickte und lächelte tapfer auf die Frage hin, ob ich bereit wäre. "Das bin ich" antwortete ich leise.

Manlia Secunda hatte ein zweites weißes Leinentuch über das eigentliche Laken gelegt und wie sie mich angewiesen hatte, zog ich die Tunica aus und legte mich auf das Laken. Ich musste nur einige Minuten tapfer sein, denn es würde wahrscheinlich - hoffentlich - nicht lange dauern. Ich hoffte, dass wir es schnell hinter uns bringen würden, damit alles korrekt geregelt war.

[Tiberius Furius Saturninus]

Serena war so über alle Maßen gefasst und vorbereitet wie eine Generalin, die einen Angriff erwartet. Ein wenig kam sich Saturninus auch vor, als würde er eine fremde Stadt erstürmen müssen. Vielleicht war es wirklich am besten, wenn es schnell ginge. Und für Serena am angenehmsten. Immer noch empfand er eine Art heilige Scheu vor seiner Frau. Er konnte sie nicht behandeln wie... Deirdre. Oder wie ... Aglaia.
Dabei war Serena so schön, so schön, dass sie ihn anrührte. Aber auch ergeben wie ein Opfertier. Saturninus streichelte sie ein wenig fahrig, um in Stimmung zu kommen, dann legte er sich auf sie, stützte sich aber mit den Händen ab. Am liebsten hätte er sich für das Ungemach gleich wieder entschuldigt. Recht überstürzt erledigte er die Angelegenheit, entjungferte seine Braut, was auch ihm etwas weh tat und gelangte dann schon nach zwei, drei Stößen zu einem Ende. 
Jetzt erst nahm er Serena in den Arm und begann ihren Hals und ihre Schultern zu küssen. Stumm bat er sie um Verzeihung: "Ich liebe dich, Serena", sagte er dann und: "Du bist wunderschön, weißt du das? Lass die Beine etwas aufgestellt und gehe nicht sofort, dich zu waschen. Je länger mein Samen in dir bleibt, desto besser ist die Chance auf eine Empfängnis. Ich hoffe, es war nicht allzu unangenehm?"
Saturninus zog Serenas Kopf an seine Schulter und küsste ihr Haar: "Ist dir kalt? Ich decke dich zu", er holte die Seidendecke vom Fußende, wo sie hingewurstelt worden war und hüllte sie beide damit ein. Jetzt da es vorbei war, wusste er fast nicht wohin mit all der Zärtlichkeit, die er für Furia Serena empfand.

[Furia Serena]

Saturninus' Gewicht auf mir, als er sich auf mich legte, war so ungewohnt und ich atmete tief durch um mich zur Entspannung zu zwingen. Wenn ich mich verkrampfte würde es nur schwieriger werden, aber mein Herz schlug mir trotzdem bis zum Hals. Wenigstens hatte mein Mann so viel Erbarmen mit mir, dass es in der Tat sehr schnell ging und nicht zu sehr weh tat. 

Als er sich wieder von mir rollte nach dieser doch sehr unangenehm animalischen Tat, war er allerdings voll von Liebesschwüren und Zärtlichkeit während ich ein wenig mit dem Ekel vor der schleimigen Suppe aus Körperflüssigkeiten zwischen meinen Beinen kämpfte. Es war mir unverständlich, dass jemand so etwas freiwillig machte und ich verstand Priscas Abneigung. Hoffentlich würde ich schnell schwanger sein, damit ich mich nicht zu oft mit Körperflüssigkeiten und animalischem Körperkontakt dieser Art herumschlagen musste.

"Ich liebe dich natürlich auch, mein Gemahl. Es geht mir gut, keine Sorge" antwortete ich ein wenig flach und stellte dann die Beine auf, wie mir geheißen, während ich hoffte, dass sich der Ekel nicht auf meinem Gesicht abzeichnete. Wie lange musste ich warten, bis ich mich säubern konnte? Stumm und angespannt blieb ich also liegen, während er mich zudeckte und küssen wollte. Ich würde am liebsten nur ins Balneum rennen...

[Tiberius Furius Saturninus]

Serena wirkte angespannt, obwohl sie ihm versicherte, dass sie ihn liebte, aber die ganze Situation musste sehr neu für sie sein. Sie lag steif da wie ein Brett. Bestimmt hatte es ihr wehgetan, auch wenn sie das nicht sagte. Saturninus bereute es etwas, dass er so schnell vorgegangen war: "Es ist mir wichtig, dass es dir gut geht, meine liebe Gemahlin", sagte er:
"Ich denke, du kannst nun ins Bad gehen", er lächelte ihr zu und wickelte sie aus dem seidenen Laken. Ob Serena neugierig war und ihn auch näher ansehen wollte? Wenigstens verstohlen ein kleines bisschen? Eine Sache waren die zweifelsohne oft lebensecht bemalten Statuen, eine andere Sache ihr Ehemann aus Fleisch und Blut:
"Ich verspreche dir, dass es beim zweiten Mal weniger wehtun wird. Und beim dritten oder vierten Mal wird es auch angenehmer", sagte Saturninus: " Manche Ehefrauen mögen...es auch ganz gerne, weißt du", wieder lächelte er:
"Wenn du aus dem Bad kommst, möchte ich dir gerne zeigen, dass ich Recht habe"

[Furia Serena]

"Es geht mir wirklich gut. Du musst dich nicht um mich sorgen" sagte ich ruhig. Als ich mich vom Bett erhob, warf ich einen Blick zurück auf das ehemals weiße Laken. Das hätte ich besser lassen sollen. Ich schluckte und zwang mich ruhig zu bleiben und mich schnell zu waschen. In der Früh würde ich definitiv ein ausgiebiges Bad nehmen, aber Katzenwäsche musste reichen. 

Ich warf mir eine ungefärbte einfache Tunika über und huschte davon. Nachdem ich mich gesäubert und meine Notdurft verrichtet hatte, kam ich zurück zum Bett und blickte meinen nackten Ehemann kurz an, ehe ich mich einem praktischen Vorgang zuwandte und ihn mit einem Lächeln von dem Laken herunterschob, damit ich es entfernen konnte. Ich hatte keine Lust mich erneut in diese Suppe zu legen und je nachdem wie die Gens Furia es hielt, würde man das Laken draußen aufhängen.

Danach legte ich mich erneut zu meinem Mann, da immerhin der Ekel abgeflaut war nachdem ich wieder auf einem sauberen Laken lag. "Wenn du mehr Beischlaf wünschst, so bin ich bereit" sagte ich gefasst und schälte mich aus der Tunika. Niemand sollte mir vorwerfen, dass ich meine ehelichen Pflichten nicht ernst nahm und mich davor drückte, auch wenn es bisher keine besonders angenehme Angelegenheit war.