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Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
04-15-2023, 10:25 PM,
Beitrag #21
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
[Bild: Erwan-klein.jpg] | Erwan


Niamh war nun schon eine ganze Weile fort. Zwar war sie in der Stadt von einem Sklaven des gallischen Tuchhändlers gesehen worden, Aber bisher war es nicht gelungen, sie wieder in Erwans Hauszurückzubringen. Die Hibernierin war, wie es den Anschein hatte, immer noch bei diesem rotharigen Kerl, den sie bei ihrem ersten Ausflug in die Stadt kennengelernt hatte. Erwan hatte zwei Kopfgeldjäger auf sie angesetzt, als er erfahren hatte, dass sie und dieser Nichtsnutz die Stadt verlassen hatten. Die beiden sollten Niamh zurückbringen und den Rothaarigen in seine Anderswelt schicken. 

Jeden Tag hoffte Erwan auf Neuigkeiten, doch fast jeden Tag musste er sich veretrösten lassen. Je länger er keine Nachrichten mehr von den Kopfgeldjägern erhielt, umso unruhiger wurde er. Nur einmal war eine Brieftaube von den beiden Kopfgeldjägern zurückgekehrt. Sie hatte eine kurze Nachricht bei sich getragen, in der sie Erwan mitteilten, dass sie das Mädchen und ihren Begleiter weiter auf ihrem Weg in den Norden verfolgten und dass sie bald zuschlagen wollten.  Diese Nachricht war vor fast zehn Tagen eingetroffen. Inzwischen hatten die beiden mit dem Mädchen längst zurück sein müssen! Je länger er noch wartete, umso mehr wuchs die Gewissheit, dass etwas schief gelaufen sein musste! 
"Es kann dich nicht so schwer sein,  so ein einzelnes Mädchen zurückzubringen!" mäkelte er gegenüber Modestus, seinem Freigelassenen, der ihm seinen Laden führte und dem er sich anvertrauen konnte. "Vielleicht ist ihnen etwas zugestoßen! Immer wieder hört man von Rebellen, die Reisende überfallen und sie töten," antwortete Modestus. Der Tuchhändler schnaubte vor Wut. "Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Jemanden schicken, der diese verdammten Kopfgeldjäger sucht?" Modestus zuckte mit den Schultern. Er kannte seinen ehemaligen Herrn und wusste, wie er sein konnte, wenn er ungehalten war.
"Geh und sage Corax Bescheid! Er soll sich zwei Sklaven auswählen, die ihn begleiten!"
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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05-28-2023, 08:05 AM,
Beitrag #22
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Niamh hatte die schlimmste Nach ihres Lebens erdulden müssen. Alles in ihrem Körper tat ihr weh. Jede kleinste Berührung führte dazu, dass sie vor Angst erzitterte. Bevor die drei Männer am Morgen danach weiterreiten wollten, hatten sie ihr ihre Fesseln erneuert. Corax hatte sie wieder mit auf sein Pferd genommen und hielt sie fest, damit sie während des Reitens nicht herunter fiel. Je mehr sie sich der Stadt näherten, umso größer wurde Niamhs Sorge, dass ihr Martyrium noch lange  nicht vorbei sein würde. Nach allem, was sie über Erwan von Dierna erfahren hatte, fürchtete sie dessen Zorn noch mehr. Sie hatte all seine Pläne durchkreuzt und dafür gesorgt, dass er viel Mühe und Kosten auf sich nehmen musste, um sie zu sich zurückzuholen.

Im Haus des Tuchhändlers angekommen, ließ Corax die junge Frau von seinem Pferd herunter. An Händen und Füßen gefesselt, hatte sich Niamh kaum bewegen können. Corax und die anderen beiden Männer übergaben ihre Pferde ein paar anderen Sklaven, die dafür sorgen sollten, dass sie wieder an den Mietstall zurückgegeben wurden. Der Custos indes legte sich die Hibernierin über seine Schulter, als wäre sie ein lebloser Teppich und trug sie ins Haus hinein. Niamh hatte längst damit aufgehört, sich zu wehren, denn ihre Angst lähmte sie und ihre Kräfte waren längst geschwunden.

"Dominus, ich bringe dir zurück, was dir gehört," sprach Corax, als er seinem Herrn gegenüber trat. Er ließ Niamh von seiner Schulter herab und stellte sie auf ihre Füße. Große Furcht spiegelte sich in ihren Augen, als sie dem Tuchhändler wieder gegenüberstand. Der betrachtete sie kritisch. Nichts an ihr erinnerte noch an das römisch aussehende Mädchen, welches sie gewesen war, nachdem er sie von seiner Reise mit nach Iscalis gebracht hatte. Nun war sie völlig verdreckt und trug eine einfache wollene Tunika, wie sie üblicherweise von keltischen Frauen getragen wurde. Niamh hatte sich für ein anderes Leben entschieden: für das einer keltischen Hure. Corax und die anderen beiden Sklaven hatten ihrem Herrn natürlich von dem Treiben der Beltanenacht in Bridgets Forst berichtet. Sie waren dabei gewesen, als die jungen Leute dort regelrecht übereinander hergefallen waren und eine riesengroße Orgie um ein großes Feuer herum veranstaltet hatten.

Da Niamh inzwischen nicht mehr unberührt war, war sie für Erwans Zwecke wertlos geworden. Sie taugte höchstens noch dazu, einen guten Preis bei einem Sklavenhändler zu erzielen. Rothaarige Sklavinnen waren in Rom und besonders im Osten heiß begehrt. Die Lupanare des Reiches würden sich die Finger nach solch einer Sklavin lecken, dachte er sich. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass sie kaum Latein sprach. Eine Lupa musste nicht sprechen können. Sie musste über andere Qualitäten verfügen.

 Abscheu spiegelte sich auf dem Gesicht des gallischen Händlers. Sie hatte ihn schwer enttäuscht! Aber was sollte man auch von einer Barbarin aus Hibernia erwarten!  Er hatte große Lust, ihr ins Gesicht zu schlagen. Jedoch wusste er sich zu beherrschen, denn ein blaues Auge oder eine geschwollene Gesichtshälfte konnte den Preis deutlich mindern. "In den Keller mit ihr! Dort soll sie bleiben, bis ich einen Käufer für sie gefunden habe!" hörte sie ihn sagen.
Die Sklaven packten sie uns schleiften sie hinunter in einen düsteren Teil des Kellers, in dem kein Tageslicht eindringen konnte.
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06-26-2023, 05:05 PM,
Beitrag #23
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Niamh kauerte wimmernd in einer Ecke des Kellers. Die Fesseln hatten die beiden Sklaven ihr abgenommen. Doch an ihrem rechten Fußgelenk prangte nun ein Eisenring, an dem eine Kette befestigt war, die wiederum an einem Eisenring in der Kellermauer befestigt war. Die Kette erlaubte ihr zwei oder drei Schritte von der Mauer weg zu machen. Doch sie wollte gar nicht aufstehen, denn sie hatte noch immer schlimme Schmerzen im Unterleib. Ihr Kopf fühlte sich ganz heiß an und sie hatte so schrecklichen Durst. Sie fieberte. 
Wie lange sie schon hier unten saß, konnte sie nicht sagen. Denn die ständige Dunkelheit erschwerte es, festzustellen, ob es Tag oder Nacht war. Anfangs hatte sie noch geschrien, weil sie hoffte, jemand würde dann kommen und ihr helfen. Doch niemand war gekommen. Je länger sie hier saß, umso mehr schwand ihre Hoffnung, befreit zu werden. Wer sollte denn auch wissen, dass sie fort war?  Nachdem bösen Erwachen aus der Beltanenacht, war sie davongeeilt. Sie wollte allein sein, als ihr schmerzlich bewusst geworden war, dass ihre Nacht mit ihrem Verlobten nur ein eine perfide Täuschung gewesen war. Wie hatte sie auch nur glauben können, dass er zu ihr gekommen war? Wahrscheinlich hatte er sie längst schon vergessen und war nun mit einer anderen Frau zusammen. Wieder einmal musste sie schmerzlich feststellen, dass sie allein war und dass es niemanden mehr gab, dem sie etwas bedeutete.


Irgendwann war sie endlich eingeschlafen. Ihr Fiebertraum, den sie in ihrem unruhigen Schlaf träumte, führte sie sie zu einer Waldlichtung. Es war Nacht und am Himmel blickte ein voller Mond auf die Erde herab.
Zu Füßen einer alten dicken Eiche kauerte eine junge Frau mit langem rotem wallendem Haar. Sie war schlank und hochgewachsen. Unter ihrem Umhang trug sie ein grünes Gewand. Ihr Gesicht war ganz blass, als wäre kaum noch Leben in ihr. Lediglich ihre Augen waren ganz rot und geschwollen, als habe sie die ganze Zeit über geweint. Sie wandte ihr Gesicht zum Himmel. Dann entfuhr ihrer Kehle ein so bitterlicher Schrei,  der so traurig und zugleich schaurig klang, so dass aus allen Blumen, Gräsern um sie herum jegliches Leben schwand. Die ganze Nacht sang sie ihr trauriges Lied, bis zum Morgengrauen. Dann erst verstummte die Klage der bean sidhe, die den nahenden Tod eines Menschen mit ihrem Gesang verkündet hatte.

Niamh glühte inzwischen förmlich, als Stunden später eine junge Sklavin den Keller  mit einer Öllampe und einer Schale Puls betrat. Die Gefangene lag inzwischen auf dem Boden und gab wirres Zeug von sich, in einer Sprache, die sie nicht verstand. Die junge Sklavin hatte sie zunächst angesprochen, doch die Gefangene hatte darauf nicht reagiert. Sie stellte die Schale auf dem Boden ab und beugte sich über die junge Frau, die am Boden lag. mit der Lampe leuchtete sie ihr ins Gesicht. Da sah sie, dass die Gefangene völlig verschwitzt war und ganz glasige Augen hatte. Sie fühlte ihre heiße Stirn. Das verhieß nichts Gutes! Schnell rannte sie nach oben und berichtete ihrem Dominus davon, dass die Gefangene im Keller unter hohem Fieber litt und dringend Hilfe benötigte.
Die junge Sklavin war es dann auch, die Erwan zum Medicus schickte.
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06-27-2023, 09:39 PM,
Beitrag #24
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Vor dem Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan

Den ersten Arbeitstag in der Casa Sabinia hatte ich hinter mich gebracht. Nun eilte ich zum Laden von diesem Erwan. Dort war ich mit Dunduvan verabredet. Ich hoffte nur, er hatte ein paar römische Klamotten bekommen. Nicht dass wir schon vorher aufflogen, bevor alles erst richtig begann! Ich selbst rückte meine Toga zurecht. Ich war echt aufgeregt! Neuigkeiten in Londinium aufschnappen und sammeln waren eine Sache, das hier war etwas ganz anderes! Ich nahm an, der Kerl konnte richtig unangenehm werden, wenn er Lunte roch. Doch bevor ich mir Gedanken machte, was sein könnte, musste erst einmal Dunduvan auftauchen. Also wartete ich weiter!
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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06-28-2023, 12:15 PM,
Beitrag #25
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan - Tarutius und Mutter
Auf dem Weg war Dunduvan, der je weiter er sich von Fintan entfernte, bemüht, in die ungewohnte Rolle zu schlüpfen. Seine Körperspannung fiel von ihm ab, und er sackte förmlich in sich zusammen. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte die hellblaue Palla über den Kopf gezogen, so dass nur seine Nase herausschaute. Das Kleid schlappte um seine Knöchel, er trug Schuhe, die aber vom Schnitt her waren wie sie alle, Männer und Frauen,  trugen. Vorne waren sie geschlossen, so dass seine Fußzehen nicht herausschauten. Ihm fielen seine Hände mit den breiten Fingerknöcheln ein, und er fasste seine Palla so, dass sie verdeckt wurden. Als er nach dem Weg nach Erwan fragte, tat er so, als sei er heiser und sprach nur leise. Er fragte zwei, drei Mal und einmal antwortete man ihm mit " Hier entlang, Mütterchen".
Dunduvan konnte, da er eher schmal und nicht allzu groß war, durchaus als hagere und nicht sehr attraktive Frau durchgehen. 

Da wartete Alan auf ihn.
Dunduvan humpelte auf ihn zu, und als er ihn fast schon streifte, flüsterte er: "Frage mich nicht. Ich bin Tarutius Mutter. Wir schauen uns Stoffe an. Und ich will eine Sklavin"
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Falke
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06-28-2023, 02:02 PM,
Beitrag #26
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Ich wartete und wartete, aber von Dunduvan war weit und breit nichts zu sehen! Ich machte mir nun wirklich Sorgen! Vielleicht hatte er ja auch keine passenden Klamotten bekommen. Ich hing auf jeden Fall ganz schön in der Luft und wollte bereits den Laden allein betreten. Plötzlich wurde ich auf eine seltsame Gestalt aufmerksam. Das musste eine ältere Frau sein, gehüllt in eine rosafarbene Tunika und eine hellblaue Palla. Letztere hatte sie ziemlich tief ins Gesicht gezogen. Für eine Römerin war sie ganz schön groß, dachte ich mir. Sie kam direkt auf mich und als sie mich fast schon streifte, flüsterte sie mir mit ihrer kratzigen Stimme etwas zu. Wie bitte? Was? Ganz perlex sah ich zu der Alten, bis ich begriff, wer sich unter der Palla verberg!
"Was zum Addanc!Hast du nichts Besseres gefunden?!" flüsterte ich aufgebracht. Offenbar hatte er nur diese Frauenkleider bekommen und wollte sich nun als meine Mutter ausgeben. Ich seufzte laut. Das konnte ja heiter werden! Allerdings war mir nicht zum Lachen zumute. "Na dann, lass uns reingehen, Mutter!"
Wir betraten den Laden. Ich beagann mich sofort umzusehen. Auf den Tischen lagen verschiedenste Stoffe. Auf einem einem kleineren Tisch lagen verschiedene Bänder und Bordüren. Jedoch nichts deutete darauf hin, dass der Gallier auch mit Sklaven handelte. Vielleicht mussten wir jemanden ansprechen.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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06-28-2023, 09:22 PM,
Beitrag #27
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
[Bild: Erwan-klein.jpg] | Erwan

Kurz bevor der Laden schloß, traten noch zwei Kunden ein. Ein junger Mann, der in Begleitung einer älteren Frau kam. Die Dame sah etwas seltsam aus, denn ihre Palla verdeckte fast ihr halbes Gesicht. Doch Erwan erdreistete sich nicht, seine Kunden anhand ihrer Erscheinung zu bewerten. Womöglich war die Dame auf der Suche nach einem guten Stoff, um sich daraus eine neue Palla nähen zu lassen.
"Salvete! Wie kann ich euch helfen?" begrüßte der Gallier seine beiden Kunden. Dass er persönlich seinen Kunden in seinem Laden aufwartete, war eine Ausnahme. Eigentlich sollte er um diese Zeit längst schon wieder in Hibernia sein, um dort Ware für seinen Laden zu beschaffen. Aber einige Unregelmäßigkeiten, die mit seinem letzten Mitbringsel aus Hibernia zu tun hatte, hatten ihn davon abgehalten.
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06-29-2023, 02:08 PM,
Beitrag #28
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
"Offensichtlich gab es nichts Besseres", flüsterte Dunduvan zurück und humpelte hinter Alun her. Er verwünschte Fintan aus ganzem Herzen.
Als nun ein bärtiger, gutgekleideter Mann sie begrüßte, hielt er eine Hand, die mit seiner Palla umwickelt war, an sein Ohr und tat so, als sei er nicht nur alt, sondern auch schwerhörig:
"Wass?", raunzte er, humpelte an dem Gallier vorbei und zog zielstrebig einen der unteren Tuchballen aus einem Stapel von Tuchballen, so dass der ganze Stapel in sich zusammen fiel: 
"Schöne Stoffe, o schöne Stoffe", murmelte er heiser: "So viele schöne Stoffe" Er hoffte, dass Alun sich zwischenzeitlich umschauen konnte.
"Will Stoffe kaufen", wieder griff er nach einem der unteren Ballen. Dabei musste er darauf achten, dass seine Palla ihn ganz und gar verdeckte.
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Falke
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06-29-2023, 04:39 PM,
Beitrag #29
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
Dundi gab die schwerhörige Alte, die überall wo sie wandelte, Chaos anrichtete. Ein älterer Typ mit Bart, der gut gekleidet war, kam auf uns zu und begrüßte uns. 
'Mutter' kreischte Waaas? und lief zielstrebig zu einem der Tische, auf denen ein Stoffballenstapel lag, den er zum Einsturz brachte. Ich sah mich derweil im Verkaufsraum um und lief noch etwas weiter nach hinten, wo es einen Gang gab, der zum Wohnbereich des Hauses führte. Plötzlich stand mir ein jungerer Mann, mit dunklen Haaren und Vollbart gegenüber, der mir den Weg versperrte. "Tut mir leid, das ist privat. Dieser Teil gehört nicht mehr zum Laden. Kann ich irgendwie behilflich sein?" Ich räusperte mich iund wandte mich nach 'meiner Mutter' um. "Oh, Verzeihung! Da bin ich wohl zu weit nach hinten gelaufen. Meine Mutter ist schon sehr alt und auch schon ein bisschen senil, weißt du?  Sie sucht etwas ganz Besonderes!" Der junge Mann deutete mir an, ich solle ihm folgen. Schließlich stand ich wieder vor dem älteren gut gekleideten Mann, ebenfalls mit Bart, der mich fragend anschaute. "Wie ich hörte, verkaufst du viele schöne Dinge aus Hibernia. Stoffe, Bordüren und Gürtel und auch anderes?" Ich ließ erst einmal die Frage wirken, bevor ich weiter sprach. Es in Iscalis kein Geheimnis, dass der Gallier regelmäßig Ware aus Hibernia bezog.  "Nun, meine Mutter hat sich von ihrer Freundin einen Floh ins Ohr setzen lassen. Sie schwärmte ihr vor, dass momentan in Rom Stoffe aus Hibernia der letzte Schrei wären und auch Perücken aus rotem Haar. Meine Mutter hat sich nun in den Kopf gesetzt, diesem Modewahnsinn zu folgen!" Ich sah zu meiner angeblichen Mutter hinüber und schüttelte nur genervt den Kopf. "Ich hab ihr gesagt, schneid die roten Haare von unserer britannischen Küchenmagd ab! In der Küche sieht das eh keiner. Aber nein! Es müssen rote Haare von einer Hiberinerin sein! Die Frau treibt mich noch in den Wahnsinn! Zum Glück hört sie nicht mehr gut!" Wieder sah ich zu 'ihr' und machte einen ziemlich gestressten Eindruck, als würde ich meines Lebens nicht mehr froh. "Du bist meine letzte Hoffnung! Kannst du mir helfen? Ich zahle auch gut! Ich zahle alles, was nötig ist!"
[Bild: 3_16_10_23_1_09_34.png]
Als "Lucius Tarutius Corvus"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
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06-29-2023, 05:19 PM,
Beitrag #30
RE: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
[Bild: Erwan-klein.jpg] |Erwan

Erwan schaute etwas überrascht, als die ältere Dame ihn scheinbar ignorierte  und sich direkt auf die Stoffe stürzte, die und auf einem der Ausstellungstische ein einziges Chaos anrichtete. Er kam ihr zu Hilfe und hob die Stoffballen wieder auf, die zu Boden gafallen war. "Kann ich dir helfen, gute Frau?" fragte er nun etwas lauter, da er vermutete, die alte sei schwerhörig.

Derweil hatte er den jungen Begleiter der Dame aus den Augen verloren. Aber das war nicht schlimm, denn Modestus, sein Freigelassener, hielt sich für gewöhnlich im hinteren Teil des Ladens auf und erledigte dort den Schreibkram.

Da auf Modestus Verlass war, brachte er den jungen Mann wieder nach vorne zu seinem Patron. Aus dem jungen Mann quollen plötzlich die Worte wie  Wasser aus einem Brunnen, als er ihm gegenüberstand. Er faselte etwas von Modewahnsinn und hibernischen Stoffen und roten Haaren von Hibernierinnen. Erwan hatte ihm fast nicht folgen können, denn das waren einfach zu viele Informationen auf einmal.
"Äh ja, wir führen einige Produkte aus Hibernia. Für gewöhnlich reise ich im Frühjahr selbst dorthin, um im Herbst mit allerlei feinen Waren zurückzukommen. Leider war ich in diesem Jahr verhindert. Nun ja, ich bin in einem Alter, da lässt einem schon mal die Gesundheit im Stich." Er deutete ein Lächeln an und sah dann wieder zu der Dame, als ihr Sohn von ihren Wünschen berichtete. 
"Wie gesagt, ich kann dir verschiedene Stoffe zeigen, die in Hibernia hergestellt wurden. Soll es ein dünner Stoff für den Sommer sein, oder eher etwas Warmes für den Winter?" Er deutete euf einige der Stoffballen, der er gerade vom boden Aufgehoben hatte. Als der junge Mann dann etwas von einer Perücke erzählte, für die er rotes hibernisches Frauenhaar benötigte, zuckte er mit den Schultern. "Hast du es schon mal beim örtlichen Sklavenhändler versucht?" Erwan wusste, dass in Iscalis nicht alle Tage Hibernierinnen zum Verkauf angeboten wurden. Dafür war der Markt zu klein. Meistens wurden diese Sklavinnen direkt nach Londinium oder soger gleich nach Übersee weiterverkauft. Als der junge Mann ihm versicherte, er würde jeden Preis zahlen, begann Erwan, kurz über etwas nachzudenken. "Nun, ja, ich könnte da vielleicht etwas arrangieren. Allerdings nicht sofort. Vielleicht morgen oder in ein paar Tagen?"

Natürlich hatte Erwan an Niamh gedacht, die in seinem Keller eingesperrt war und die aber dummerweise gerade an hohem Fieber litt. Wenn sie das Fiber überlebte, konnte er sie in ein paar Tagen soweit wieder ansehnlich herrichten lassen, dass er sie dem jungen Mann präsentieren konnte.
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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