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[Marcus Sabinius Merula]

 | Beatus

Der rote Riese versuchte dem Jungen klar zu machen, dass er ja eigenntlich gar kein Fremder war. Es stimmte, Beatus war heute zum zweiten Mal hier im Haus des Medicus und der große Mann mit den langen roten Haaren sagte, dass er Louarn hieße. Er hielt ihm sogar seine Hand hin. "Salve Louarn! Ich bin Beatus!" Er reichte ihm seine Hand und war stolz darauf, nun einen so starken Mann als Bekannten zu haben. Außerdem freute er sich schon auf das angebotene Brot. 
Wie dumm, dass genau im selben Moment die Tür aufging und der Medicus plötzlich vor ihm stand. Das mit den Brot hatte sich jetzt wahrscheinlich erledigt! 
Der Medicus hatte sich sogar seinen Namen gemerkt! Diesmal würde er nicht so lange warten müssen, denn der Medicus zog ihn sogar der einen römischen Oma vor, der das wahrscheinlich gar nicht so recht gewesen war. Er, der er doch nur ein Junge und dazu auch noch ein Sklave war.

"Oh nein, ich bin nicht krank, Medicus," antwortete der Junge, als der Medicus fragte, ob er krank geworden sei. "Ich komme wegen des Dominus. Er fragt wegen eines Termins für sein Bein, " sprach er weiter und erklärte, warum er hier war.

[Flavianus Pytheas]

"Richte deinem Dominus bitte aus, dass ab heute in drei Tagen ich den Eingriff vornehmen könnte. Also nach Ende der Vestalia"* , sagte er nach kurzem Nachdenken, denn an einem der zahlreichen Unglückstage im Juni des römischen Kalenders würde er keine Operation wagen. Nicht weil er daran glaubte, sondern weil seine Patienten es taten:
"Zuvor wird mein Gehilfe vorbeikommen, den Operationsraum herzurichten" , er schaute nun auf Louarns Hände und auf das Käsebrot.
Es gefiel ihm,  als er sah, wie sein großer, so martialisch wirkender Türhüter eine so liebe Art mit kleinen Kindern hatte, und wie der Sklavenjunge ihm die Hand gab. So sehr er Sklaverei nicht mochte, die ihr Unterworfenen genossen seine vollste Sympathie, und insgeheim litt er darunter, dass er denen im Bergwerk nicht helfen konnte:
"Nun habe ich weiter zu tun, Beatus. Ich überlasse dich Louarns Fürsorge. Bis bald", zufrieden lächelte er, dann nahm er die Römerin mit, die ihn nach dem Kelten gefragt hatte. Sie wirkte auf ihn eher aufgekratzt und nicht sehr krank, ihre Augen leuchteten und ihre Wangen waren gerötet. Doch vielleicht waren das auch die ersten Anzeichen von Sumpffieber. 

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Sim off: *zeitlich flexibel    

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[Marcus Sabinius Merula]

 | Beatus

"Ab heute in drei Tagen," wiederholte Beatus nickend, was der Medicus ihm gesagt hatte. "Nach dem Ende der Vestalia!" Ja, das konnte er sich bis zu Hause merken. Ebenso, dass der Gehilfe des Mecicus vorher vorbei kommen würde, um den Operationsraum vorzubereiten. Beatus konnte sich natürlich nicht so genau vorstellen, was bei einer solchen Operation gemacht wurde. Er wusste nur, dass der Dominus danach wieder richtig laufen konnte. So hatten es ihm die erwachsenen Sklaven erklärt. Komisch, warum hatte der Dominus damit so lange gewartet, fragte er sich nun. Aber er schob diese Frage schnell wieder beiseite, denn das war schließlich Sache seines Dominus' und nicht die Seine!

Viel besser war es da, als er sich zu Louarn umwandte, als der Medicus ihn an seinen Türsteher verwiesen hatte, und dieser dann ein bestrichenens Brot in seiner Hand hielt. Ob das das seines war? "Oh lecker, Moretum!", rief er, als er den Brotaufstrich erkannte. Es gab nichts Leckeres!

[Louarn]

So hieß das Zeug also? Ich reichte Beatus das Käsebrot und lehnte mich lässig an eine der Säulen des Atriums. Viel zu tun hatte ich ja sowieso nicht, und so konnte der Junge in Ruhe futtern. “Lass es dir schmecken. Hier an der Tür haben wir auch einen Krug mit… Essigwasser“ ich überlegte kurz, wie das Zeug hieß. “Posca! So hieß es. Für die Boten“, und falls ein Patient umkippte beim warten. Im Grunde war es nur ein größerer Krug mit einer Messingkelle, die daran festgebunden war, der jeden morgen gefüllt wurde, wo jeder sich mit der Kelle einen Schluck herausnehmen konnte, wenn bedarf war. Ich hatte erfahren, dass das wohl bei allen römischen Häusern so Sitte war, damit die Boten, die herumliefen, nicht irgendwann vor Durst tot umfielen. So war das halt mit großen Städten. Ich hatte keine Ahnung.

Flavianus Pü war schon wieder bei der nächsten Patientin. Ich hatte nur das Ende des Gespräches mitbekommen, dass sein Gehilfe den Operationssaal herrichten sollte. War vielleicht dasselbe, worüber Flavianus Pü und Wicho neulich geredet hatten. “Deine Herrin ist krank?“ fragte ich also den Kleinen, da ich annahm, er hatte den Termin für sie ausmachen wollen. Außerdem war schweigend herumstehen langweilig und der Kleine hier der weniger aufdringliche Gesprächspartner. Ich hatte nichts gegen alte Damen, die waren irgendwie niedlich mit ihren Versuchen, jung zu sein. Aber ab und zu brauchte auch ich mal eine Pause von der Damenwelt, egal welchen Alters.

[Marcus Sabinius Merula]

 | Beatus
"Danke!" rief Beatus strahlend und biss genüsslich in das Brot. So etwas Superleckeres gab es schließlich nicht alle Tage! Hoffentlich wurde er noch oft genug zum Medicus geschickt, wenn Louarn hier Dienst hatte! 
Ein bisschen Posca konnte auch nicht schaden! Nachdem er den ersten Bissen verputzt hatte, nahm er die Kelle und schöpfte sich etwas vom Essigwasser aus dem Krug heraus. Dann biss er gleich noch einmal in sein Brot. Während er so kaute, fragte Louarn ihn, ob seine Domina krank sei. Doch er schüttelte den Kopf. "Nein, nift die Domima. Der Domimuf!" erklärte er mit vollem Mund. Das hatte der rote Riese jetzt bestimmt nicht verstanden! Er sollte doch besser auf seine Mutter hören, wenn sie ihm beizubringen versuchte, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Er schluckte auch diesen Bissen hinunter. "Der Dominus, also ihr Sohn. Er hat ein schlimmes Bein. Von einem Unfall. Er war nämlich mal bei der Legion, musst du wissen!" erklärte Beatus nun in seiner kindlichen Naivität ganz ehrerbietig. Dann widmete er sich dem Rest des Brotes. Ach war das lecker!

[Louarn]

‘Schade, dass er nicht gestorben ist’ wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die falsche Antwort. Ich hegte keine Sympathie für Legionäre, ich hatte bislang noch keinen einzigen getroffen, der kein blutrünstiger Irrer gewesen wäre, der einfach nur Kelten töten wollte. Oh, Cathbad hasste sie richtig, und einige meiner Brüder gleich mit. Soweit würde ich nicht gehen. Aber es war jetzt nicht gerade schwer, jemanden nicht zu mögen, der einen liebend gerne möglichst langsam und schmerzvoll umbringen wollte.
Ich schwieg also und schaute eine Weile zu, wie der Kurze sein Brot verschlang. “Behandeln sie dich gut? Bekommst du genug zu essen?“ fragte ich also stattdessen lieber nach. Ich kannte das Prinzip der Sklaverei, wir Kelten nahmen uns auch Sklaven, wenn wir einen anderen Stamm besiegten. So war es ja nicht. Aber meistens ließen wir sie nach einer Zeit wieder gehen, oder wenn ein Mann ein Sklavenmädchen liebte, damit sie heiraten konnten, oder wenn ein Sklave seinen Wert eingearbeitet hatte. Und natürlich gab es einige Stämme, die ihre Sklaven auch sehr schlecht behandelten, bis hin dazu, dass sie sie opferten. Trotzdem war ich der Überzeugung, dass es schlimmer war, bei den Römern ein Sklave zu sein.

[Marcus Sabinius Merula]

 | Beatus

Der Rest des Brotes war viel zu schnell weggeputzt, dachte sich Beatus. Aber das Brot hatte sooo gut geschmeckt! Seine Mutter hielt ihn immer dazu an, langsamer zu essen. Denn dann hatte man länger an dem leckeren Brot und bekam hinterher auch keine Bauchschmerzen, weil man so hastig gegessen hatte. Der Junge nahm dann noch eine Kelle Posca. Nun war er zufrieden. "Boa, das war richtig lecker! Vielen Dank nochmal!" rief er strahlend. 

Sein neuer Freund hatte ihn die ganze Zeit nur still beobachtet und fragte ihn nun, ob er gut behandelt wurde. "Domina Calida ist immer freundlich zu mir. Wenn ich was besonders gut gemacht habe, schenkt sie mir manchmal sogar ein paar Münzen!" Das waren meistens nur ein paar As. Aber Kleinvieh macht auch Mist, hatte sein Großvater immer gesagt. Eines Tages, so hatte er ihm prophezeit, würde er so viele Münzen beisammen haben, damit er sich frei kaufen konnte. Ja, eines Tages! "Genug zu essen bekomme ich auch." beruhigte er den roten Riesen. "Nur leider viel zu selten Brot mit Moretum. Aber meistens gibt es den ganzen Tag nur Puls." Aber vielleicht würde er ja in ein paar Tagen noch einmal hergeschickt werden. Vielleicht gab es dann wieder ein Moretumbrot. 

"Magst du Puls, Louarn?" fragte Beatus ihn, denn er hatte plötzlich eine Idee. "Wenn du willst, kann ich dir ja  beim nächsten Mal eine Schale Puls mitbringen. Dann kannst du das auch mal probieren." Mal sehen, ob der rote Riese seinen täglichen Getreidebrei mochte.

[Louarn]

Puls? Das war doch dieser Getreidebrei. Und der Kurze bekam nichts anderes? Kein Brot und Gemüse? Kein Fleisch? Ich schaute auf ihn wahrscheinlich ein wenig konsterniert, bis ich meine Gedanken sortiert hatte. “Nein, das ist dein Essen. Keine Sorge, ich krieg genug, du musst mir nichts bringen.“
Ich kam immer noch nicht darüber hinweg, wie man einem Kind nur das zu essen geben konnte. Wie sollte der Junge denn groß und stark werden? Von seinen Zähnen wollte ich gar nicht erst anfangen, denn die mussten sich bei dem ständigen Brei doch nutzlos vorkommen. Sein Herr musste wohl arm sein, wenn er sich nichts besseres leisten konnte. Umso großzügiger von dem Kind, teilen zu wollen. “Aber wenn du in der Nähe bist und einen Auftrag hast, komm ruhig vorbei, dann spendier ich dir ein Brot, oder mal schauen, etwas Fleisch, wenn ich habe. Das wär doch besser als Brei, oder?“ Mir war bewusst, dass es hier noch mehr Kinder wie Beatus geben würde und ich nicht die ganze Stadt füttern konnte. Aber den Kleinen, den konnte ich ein bisschen füttern, damit er nicht krank würde. Denn ich war mir sicher, dass er krank werden würde, wenn er sich so ernährte.

[Marcus Sabinius Merula]

 | Beatus

Louarn lehnte dankend ab. Wahrscheinlich mochte er Puls genausowenig wie der Sklavenjunge. Obwohl er die mit Honig gesüßte Variante manchmal doch ganz gerne aß. Aber die gab es äußert selten. Meistens fand sich ein wenig Gemüse, Hüldenfrüchte, Fisch oder (was auch eher selten vor kam)Fleisch darin. Der rote Riese bot ihm an, einfach vorbeizukommen, wenn er mal wieder in der Nähe war. Dann wollte er ihm wieder ein Brot spendieren. Oder sogar Fleisch! Ja, das wäre toll! Beatus schmunzelte. Manchmal wünschte er sich schon, in einem anderen Haus leben zu können. Natürlich müssten dann auch Mama und Papa dort leben. Vielleicht gäbe es dort dann auch öfers Brot mit Moretum. 

Apropos Haus! Eigentlich war er schon wieder viel zu lange hier. Aber diesmal würde er kein Entschldigungsschreiben des Medicus mitbringen. Mit etwas Pech würde Domina Calida darüber verärgert sein. Dann würde sie ihm diesmal keine Münze zustecken. "Ich muss dann auch wieder! War schön, dich kennenzulernen, Louarn! Mach´s gut und danke für das Brot!" piepste Beatus und lächelte. Dann machte er sich auf den Rückweg. Auf jeden Fall würde er jetzt öfter mal beim Medicus vorbeischauen, mit oder auch ohne Auftrag!

[Marcus Octavius Fronto]

 <<<<   Abgehetzt und mit der Hoffnung das der Medicus zu Hause wäre kam Centurio Octavius an der Praxis an und klopfte.